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Trainingsmethoden: Wie kann ich mich als instinktiver Schütze verbessern ?


Offline roscho

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Zitat
Ist das Fokussieren des Zielpunktes mit dem Gedanken verbunden "dorthin will ich treffen", weicht der Pfeil in die eine oder andere Richtung ab. Konzentriere ich mich auf das saubere Durchziehen des Ablaufs,  geschieht Magisches...

Durch die Konzentration auf den Ablauf geht mir der Fokus verloren und die Pfeile streuen mehr.
Nichts desto trotz ist dieses Training wichtig für mich. Das mache ich dann auf der 10m Scheibe.
Ziel ist es wie Du schon geschrieben hast die 'saubere' Technik unbewusst abzurufen und sich wieder auf das 'Zielen' zu konzentrieren.

Der kritische Punkt. Wie schaffe ich es, den Fokus zu behalten und mich auf den Schussablauf zu konzentrieren. Ich empfinde das als Gratwanderung. Aber den Schussablauf dem Unterbewusstsein zu überlassen würde heissen, kein Reset-Programm zu haben.

Beides zusammen geht nicht - du kannst dich nicht AKTIV auf zwei Sachen konzentrieren

Entweder du vertraust deinem Körpergefühl (und lässt den Schussablauf dem Unterbewusstsein) und fokussierst dein Ziel, ODER du konzentrierst dich auf den Ablauf und überlässt deinem Unterbewusstsein das "zielen" ...

Beides zusammen zu wollen führt zum Chaos.

Du kannst einen BREAK einbauen und den Fokus wechseln, aber ZUSAMMEN seh ich gar nicht.
Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Offline Ulrich

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@Ulrich: Nur mal so am Rande... Manchmal beschleicht mich das Gefühl, dass der eine oder andere User, deine Signatur nicht von deinem eigentlichen Beitrag trennen mag und sich gerne daran abarbeitet (!?), ich kann mich aber auch irren...  O:-)  +  ;)

Trotzdem: die Signatur bleibt!!! Ich irre mich hoch.
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Offline Landbub

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Beides zusammen geht nicht - du kannst dich nicht AKTIV auf zwei Sachen konzentrieren


Das ist leider Fakt, wird aber durch den Technikerwerb geregelt.
Denn mit fortgeschrittenen Fähigkeiten reduziert sich der Bedarf, sich auf die Sehnenhand, den Rückenmuskel zu konzentrieren, der Ablauf erfolgt automatisch, eben antrainiert.
Nur ist es nicht hilfreich, einen forgeschrittenen auf das Ziel fokussieren zu lassen und ein unsauberes Release sogt für ein schelchtes Trefferbild. Und hierbei spielt eben Intuitiv oder nicht keine Rolle.
Auch erfahrene Schützen bedienen sich dieses Umschaltens ("Break" hast Du es genannt), nämlich dann, wenn es z.B. zu TP kommt. Fokus weg von der Scheibe, auf das Follow Through. Jeder hat da eine andere "Checkliste" deren imaginäres abhaken für ein gutes Release sorgt.
Abonniert bitte https://www.youtube.com/@ArcheryGirls
Das motiviert meine Jugendgruppe ganz enorm, hier weitere Videos zu produzieren.


Offline Ulrich

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Nur so mal als Zwischenfrage: Wer von den Diskutanten hier kennt denn (noch) die "Masters of the Barebow" DVD Serie ?

Nicht das ich die Diskussion hier unterbrechen möchte, aber das wäre für den einen oder anderen durchaus sinnvoll

Habe nur die Promotion auf YT gesehen. Wenn ich B Wensel herausgreifen würde: In seinem Stil zeigt sich die Freiheit des Meisters. D.h. man sieht nur, was er tut aber nicht die Gründe, warum er trifft. Entscheidend ist, wie und was er seinen Schülern beibringt. Oder um Jeff Kavanagh zu zitieren: <As I say, not as I do!>
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Offline roscho

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Für die Diskussion hier würde ich die MotBB vol 3 nur wärmstens empfehlen ...

Grundsätzlich ist die Serie (1 - 4 hab ich) zu empfehlen, die Reihe deckt den (da sind uns die Amis voraus) BAREBOW Bereich ab, egal ob "Instinctive" oder "Aiming" - es werden ohne dogmatischen Zeigefinger praktisch alle Möglichkeiten gezeigt und erklärt ..

Es werden die Gemeinsamkeiten aufgezeigt, aber auch die Unterschiede, alles bezogen auf "traditionelle" Bögen ....

Aus Forumssicht schlecht, es würden uns endlose Threads fehlen, aber aus der Sicht des Lernenden ein deutlicher Gewinn :upsidedown:
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Offline Ulrich

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Nach dem Gesetz des Minimus muss man sich dort verbessern, wo`s am meisten hapert. Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit, Technik, Psyche. Die Schwachstelle ist bei jedem anders. Bei mir ist es immer noch die Schiesstechnik. Fazit nach letztem Winter: So weit könnte ich gar nicht daneben zielen, wie ich daneben schiessen kann.

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Offline robin hosch

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Ich habe vor kurzem meine Art des Ausziehens komplett umgestellt (von im weitesten Sinn koreanisch auf chinesisch "Gao Ying").
In Folge dessen, treffe ich im Augenblick noch deutlich schlechter als gewohnt, da ich den Ablauf noch nicht komplett verinnerlicht habe.
Ich behelfe mir im Augenblick folgendermassen: zu Beginn: Fokus auf das Ziel, dann konzentriert sich mein Bewusstsein mehr oder weniger automatisch auf den Auszug, bei Vollauszug kommt der von Roscho angeführte Break und ich fokussiere wieder auf das Ziel.
Nicht ideal, aber es wird noch ein wenig dauern bis ich den neuen Auszug komplett verinnerlicht habe.
Meiner Meinung nach, sollte man Techniktraining und "Treffenwollen" eigentlich komplett trennen.
Am besten treffe ich, wenn ich gar nichts  denke. Da bin ich dann bei beweglichen Zielen, und ich meine am besten (selbst) geworfene Gegenstände, nicht die oft lahmen Seilbahnen die man manchmal auf irgendwelchen Parcours findet.
Da bleibt überhaupt keine Zeit für das Denken!
Wer mag kann sich mal James Jean auf Youtube anschauen, für mich ein herausragender Schütze.
In einem Video beschreibt er was ihn am weitesten gebracht hat: das schiessen auf selbst geworfene Plastikflaschen, die er mit ein par Kieselsteinen gefüllt hat.

Viele Grüsse
Holger


Offline Knorr

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  • Ich schieße seit Jahren nur noch instinktuitiv...
Da bin ich absolut auf Holger seiner Seite! Selbst geworfene Ziele sind perfekt für instinktives Training. Tatsächlich bleibt keine Zeit zum Nachdenken. Das trainiert ungemein. Am besten noch mit einer Drehung, dann sieht man nicht einmal das Ziel fliegen, sondern erst eine Sekunde vor dem Schuss.
https://www.youtube.com/channel/UCPRH0DXP5mgQQtHd-iDctbg

JS Orca "Cheiron" Td         60#
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Bodnik custom bigbear     48#
HJM Langbogen.                53#
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Offline Ulrich

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Hab mir eine neue Übung ausgedacht, eigentlich nur, um bei ödem Scheibenschiessen die Konzentration hochzuhalten:

Ich ändere im Auszug den Zielpunkt, worauf der Körper den Augen folgen soll. Der Pfeil wird dann auf diesen zweiten Punkt abgegeben. Mal links, dann rechts, mal drüber, mal drunter.

Was ich festgestellt habe:

-Man darf nicht bewusst in die Korrektur eingreifen, sonst  geht`s daneben. Bewusst wird nur der Fokuspunkt gewechselt.
-Die (automatische) Neuausrichtung braucht ihre Zeit.

Einfach ausprobieren. Ich könnte mir vorstellen, dass dies bei allen möglichen zweifelhaften Angewohnheiten und Automatismen helfen könnte.
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Offline Daniel124

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Ich mag die Antwort 29, die Beobachtungen von Landbub. Schön geschrieben.

Als Intuitiver (3D) bloß nicht so verkopfen, und einfach machen.

Bei den wirklich geilen Schüssen, manchmal sogar Schießtagen, hab ich keine Ahnung wie das gelaufen ist, die passieren einfach.
Und zwar jedes Jahr ein bisschen öfter.
Einfach weil ich meine Disziplin schieße, und nur die: Ein Schuss, jeder unter anderen Bedingungen.
Weil ich kein Jahrhundert-Talent bin zieht sich das Erreichen der Perfektion halt ein wenig  ;D ;D ;D
Never give up


Offline perkolat

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Kenne ich. Ich finde immer wieder faszinierend, wie Bogenschießen als Kompass für den Geist dient. Hat der Ruhe klappt es für mich gut. Wenn nicht, muss ich halt Pfeile suchen gehen… Ihr kennt das sicher alle. ;D


Offline roscho

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Kenne ich. Ich finde immer wieder faszinierend, wie Bogenschießen als Kompass für den Geist dient. Hat der Ruhe klappt es für mich gut. Wenn nicht, muss ich halt Pfeile suchen gehen… Ihr kennt das sicher alle. ;D

Nur zu gut ;)
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Offline Rose🌹

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  • la vie en rose 🌹
Jeder Mensch treibt Sport nach seiner Façon,
der Eine sucht die Ruhe und die Entspannung, der Andere den Wettkampf,
der Dritte das Soziale, der Vierte von Allem etwas.
Treffen will jeder, doch Einige tun sich meiner Ansicht nach leichter,
Erstens wegen Talent  ;) und Zweitens setzen sie sich nicht so unter Druck.
Einige Wenige sind unter Druck herausragend, doch die Mehrheit wird dadurch schlechter.
Erlebe ich bei meinen Rovingschülern immer wieder.
Raus aus dem Wald und auf den Parcours, und schon läuft die Leichtigkeit Gefahr verloren zu gehen.
Es hat auch mit den Distanzen zu tun, aber nicht nur.
Es ist wohl menschlich zu schnell zu viel zu wollen, gepaart mit wenig Zeit fürs Training ist der Verlust des Spaßes vorprogrammiert.

Das Ziel der Automatisierung einer Bewegung, die uns auch unter Druck stabil hält, und auch selbst unter Druck stabil bleibt erreicht man nur durch regelmäßiges Üben. Oh Wunder.
Der „Instinktive Schütze“ hat es dabei schwer, da er sich nur auf sich verlassen kann, auch mit guter Technik, und Material, ist es sein Geist der trifft.
Jeder kennt das von perkolat Genannte, und trotzdem werden solche Suchtage oft zu Ernst genommen und an Allem gezweifelt.

Mein Rat zu guter Letzt. Nehmt einfach mal ein Buch über Trainingslehre in die Hand, da steht auf den ersten Seiten schon das Wichtigste.
Schießt häufig wenig, als einmal viel. Hört auf euren Kopf und Körper.
Wenn es sich nicht gut anfühlt, lasst es in dem Moment.

Mehr zur mentale Komponente lass ich hier aussen vor, das führt zu weit und ist mir für das geschriebene Wort auch zu komplex. Meine These ist, dass sich Körper und Geist nach Trainingszustand aneinander anpassen.

🌹



Offline Ulrich

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Es gibt eine Zeit, um Pfeile zu schiessen, und eine, um darüber nachzudenken.

Hab grad ein paar Pfeile mit philosophischem Unterbau geschossen. Es ging voll daneben. Geholfen hat die Konzentration auf die Basics. Das Unterbewusste hat nur den Abschusswinkel beigesteuert.

Um mich in die hohen Sphären des geistgesteuerten Bogenschiessens aufzuschwingen, brauche ich noch ein paar Jährchen. Vielleicht bin ich auch falsch abgebogen und komme nie dahin.

(Nicht böse sein, Rose. Ist nicht so gemeint.)
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Offline roscho

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Ich denke JEDER der auf ein "aktives Zielsystem" verzichtet und "instinktiv" schiesst ist in den "Sphären des geistgesteuerten Bogenschiessens "

und dann hilft nur üben, Üben, ÜBEN und es klappt eben auch nicht immer.

Fred Bear hat mal gesagt: Nothing clears a troubled mind like shooting a bow. - da hat er Recht, er hat aber nicht gesagt das man dann auch sein Ziel immer trifft ;)

Ich kenn das nur zu gut, wenn der Kopf nicht frei ist klappt das auch nicht wirklich gut mit dem Flow beim Schiessen und schon gar nicht mit dem Treffen.

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