Archers Campfire

Wer schießt rein intuitiv, wer anders?

Gast · 477 · 90242

Offline Gekko

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Masters of The Barebow vol3 sag ich da nur ;)

Klar braucht die Auge-Hand-Koordination Referenzpunkte - ganz im Dunkeln geht nicht ...

Aber die Instinktschützen behaupten doch, dass nur ihre Art zu schießen in jeder Situation funktionieren soll. Jetzt  bin ich verwirrt.

Solange du einen Funken Licht hast gehts auch noch ganz gut (was man unter ganz gut versteht) - siehe auch den Post von jo

Und nochmals: Instinktives Bogenschiessen braucht einfach mehr (und anderes) Schiesstraining als Systemschiessen - ich glaube darauf können wir uns alle einigen.

Mein "Plan" sieht so aus:

Techniktraining (mit allen Komponenten) auf Kurzdistanz 3 bis 5 m (Blank Bale und Blind Bale) im Winter mehr - bis zu 70 %
Distanzen über Walkback/Walkforward Training (langweilig aber notwendig)

Im Gelände: Roving auf unterschiedliche Entfernungen und unterschiedliche Schusspositionen - max 2 Pfeile pro Position

Ein fester Parcour ist für mich KEIN Training, da die Schüsse immer gleich sind

Hallo,

da bin ich anderer Meinung.
Der Pfeil hat keine Ahnung ob an dem Bogen ein Visier dran ist oder nicht.
Ein Fehler im Schußablauf führt immer zur selben Abweichung, völlig unabhängig von der Art des Zielens.

Der Unterschied beim Visier/System ist lediglich dass die Entfernung zum Ziel bewusst geschätzt werden muss.

Wird meine Entfernungsabschätzung getäuscht, zB durch besonderheiten im Gelände, stelle ich das Visier falsch ein und schieße zu kurz oder zu weit.
Schieße ich intuitiv erspare ich mir die Einstellerei vom Visier, das Ergebnis ist jedoch das Selbe.

LG
Wolfgang
Man kann nie genug Pfeilchenbeschleuniger haben...


Offline kungsörn

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Wolfgang, es geht ja um das bewusste Korrigieren nach dem ersten Schuss.
Der Visierschütze und der „Systi“ korrigieren dann (Schraube, Gap oder PoA). Der „Intui“ schätzt nicht direkt, vor allem nicht in Meter.
Der schießt an einem zu maßstäblich viel zu kleinen Hirsch auch regelmäßig drüber. Zumindest geht mir das so.
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Offline Gekko

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Da hast du recht, für den Instiktivschützen ist jeder Schuss ein "erster".
Wenn ich beim ersten Schuss feststelle dass das Ziel doch weiter weg steht als gedacht tue ich mir sehr schwer diese Erkenntnis im 2. Schuss zu nutzen, da ist Visier/System deutlich im Vorteil.


Allerdings hab ich auch schon oft genug einen Schießfehler per Visier korrigiert.
Wenn man den dann beim 2. Schuss nicht mehr macht gehts halt in die andere Richtung daneben.
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Online Cayuga

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Der Instinktivschütze hat es auch nicht schwerer als der Systemschütze. Beide müssen nach einem Fehlschuss zunächst analysieren, ob es ein Technikfehler (z.B. fehlende Rückenspannung, ein unsauberes Lösen, etc.) oder ein Fehler in der Entfernung war. Sofern ich recht sicher bin, dass es ein Entfernungsfehler war (wobei ich zugebe, dass ich auch des Öfteren das Analysieren vergesse), dann korrigiere ich darüber, dass ich einen anderen Punkt zum Fokussieren wähle.

Beispiel:
Hirsch zu kurz geschossen, nachdem ich beim ersten Mal die Mitte des Kills fokussiert habe, dann versetze ich beim zweiten Mal den FokusPunkt (Das Auge der Mücke  ;)) nach oben. Je nachdem wie tief der erste Schuss ging, dann halt obere Killlinie, Übers Kill oder sogar auf die Rückenlinie.
Bögen:
Langbogen Verus von DerBow 42# @ 31“
Langbogen Bodnik Super-Cayuga 44# @ 32“
Pfeile:
Fichte 11/32 mit Nocktaper auf 5/16 (selbstgebaut)


Offline Landbub

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Wenn man den dann beim 2. Schuss nicht mehr macht gehts halt in die andere Richtung daneben.

Da kommen noch mehr Fehlerquellen dazu. Wind z.B. Die Pfeile verweht der immer gleich... CP vielleicht weniger, weil schneller. Aber dafür wird der Bogen wegen des langes Stabi windanfällig.
Ist nun der erste Pfeil nicht gut, muss man abwägen, ob es ein Schätzfehler oder ein anderer Fehler war. Kann man das nicht, ist auch für einen Sytemschützen der 2. Pfeil wieder der erste. Vorteil: Wind weicht in der Horizontalen ab, Schätzfehler in der Vertikalen. Aber der Teufel steckt oft im Detail, sonst wäre ja jeder 2. Pfeil bei Systemschützen eine 11 oder 10.
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Offline Gekko

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...dann versetze ich beim zweiten Mal den FokusPunkt (Das Auge der Mücke  ;)) nach oben....

Genau damit tu ich mir schwer, sozusagen absichtlich daneben zu schießen.
Interessanterweise geht das mit Visier auf Zielscheibe völlig problemlos (zB Vorhalten bei Seitenwind)
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Offline Absinth

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@Landbub: Nur am Rande... Wenn du aber Gegenwind hast wird es um Längen komplizierter mit der Analyse.



Offline kungsörn

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Was, Landbub hat keinen Windsensor am Bogen? ;D
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Online roscho

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Ab 650gn Pfeilgewicht ist Seitenwind nicht mehr so störend  :Achtung:
Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Offline kungsörn

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...dann versetze ich beim zweiten Mal den FokusPunkt (Das Auge der Mücke  ;)) nach oben....

Genau damit tu ich mir schwer, sozusagen absichtlich daneben zu schießen.
Interessanterweise geht das mit Visier auf Zielscheibe völlig problemlos (zB Vorhalten bei Seitenwind)
Blödes Gehirn blödes...

Wolfgang, ich kann das auch nicht wirklich. Muss mich quasi zwingen.
Und wenn ich absichtlich drüber halte, dann geht er meist auch drüber. :bang:
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Offline Gekko

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Was, Landbub hat keinen Windsensor am Bogen? ;D

Im 3D Parcours finde ich Wind jetzt nicht so ausschlaggebend, die Entfernungen sind vergleichsweise kurz, Wald bietet guten Windschutz.
Der gelernte Fitanese hat meist Windmesser am Bogen und am Ziel.
Bei 70/90m auf freiem Feld macht Winddrift schon ganz schön was aus.
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Offline Landbub

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Was, Landbub hat keinen Windsensor am Bogen? ;D

Doch, auf der Wiese, so ein kleines Ringelband am Stabi. Ein paar cm lang. Leider gibt es da aber keine Autokorrektur. Aber wenn einem der Wind den Bogen verdreht, so weiss man dann wenigstens sicher, dass es der Wind war ;-)
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Offline sfs-archery

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Also ich gehöre ja auch zu den "instinktiven" Nasenwindschützen. Mein Techniktraining sieht genauso aus wie bei den System/Vsierschützen.
Der Schußablauf ist ja eigentlich bei allen gleich. Lediglich die Art des Zielens differiert. Aber ein guten Stand, das T, Anker, Ablass,... muss einfach technisch sauber sein.
Aber selbst das Training beim Zielen ist nahezu identisch. Auch ein Visier/Systemschütze muss die unterschiedlichen Entfernungen trainieren und "intus" haben. Lediglich die technische Umsetzung ist eine andere.

Was ich ab und an nicht verstehe ist manche Argumentationsweise die ich bei instiktiven Schützen schon gehört habe. Da wird unsaubere Technik einfach mit dem Hinweis "Es ist egal wie ich schiesse. Ich korrigier das alles instinktiv. Wenn ich treffe hab ich recht."
(Anlass war: Da hat einer den Anstellwinkel durch einfaches heben und senken des Bogenarmes (also das Verlassen des T ) korrigiert und dann gesagt das sein Unterbewusstsein die nun unterschiedliche Auszugslänge etc. automatisch korrigiert.)

Dabei ist das was ich gelernt und selbst erlebt habe (und was mir auch logisch einleuchtet, folgendes:
Wenn du keine saubere Technik hast und einfach so schießt "wie du gerade Lust hast", dann wirst du, auch bei aller Konstanz in dem was du machst, irgendwann mal an einen Punkt kommen wo es nicht mehr besser geht weil die (unsaubere) Technik das dann nicht hergibt.
Eine saubere Technik hat daher viele Vorteile. Sie limitiert dich nicht. Du weist wie es gehen sollte und kannst auf das "Perfekte" hin trainieren, die Technik ist so ausgereift das du mit möglichst minimalen/optimalen "Körpereinsatz" die Sache erledigst,....

Gruß
Sören


Offline Waldgeist

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Im Grunde bin ich ja ganz bei Dir, Sören. ABER: Bogenschießen ist doch die Kunst des Treffens und des reproduzierten Schusses, der natürlich ebenfalls (z.B. im Kill) sitzen muss. Es soll ja Schützen geben, denen dies mit einem Schießstil gelingt, den man langläufig als "grottig", "merkwürdig" oder "was ist das denn?" betitulieren würde.

Ich habe direkte Vergleichsmöglichkeiten beim Spielen eines Musikinstruments. Da gibt`s das auch.
„Jeder Mensch kann irren, nur Dummköpfe verharren im Irrtum!“
Cicero


Offline sfs-archery

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ABER: Bogenschießen ist doch die Kunst des Treffens und des reproduzierten Schusses, der natürlich ebenfalls (z.B. im Kill) sitzen muss. Es soll ja Schützen geben, denen dies mit einem Schießstil gelingt, den man langläufig als "grottig", "merkwürdig" oder "was ist das denn?" betitulieren würde.

Ja, da bin ich bei dir. Wenn man reproduzierbar und konstant eine "andere" Technik verwendet kann man durchaus Erfolg haben und treffen. Aber ich bin der Überzeugung das dann irgendwann mal ein Punkt kommt wo man mit dieser Technik keine Verbesserung mehr erzielen kann. Die meisten werden den Punkt vermutlich nie erreichen.
Aber wenn jemand wirklich Ehrgeiz hat wird dieser Punkt bestimmt irgendwann kommen.
Das was wir als saubere (lehrbuchmäßige) Technik kennen ist ja eine Technik die über Jahrzehnte weiterentwickelt und verfeinert wurde. Würde es anders besser gehen, alle "Profis" hätte auf das andere schon längst umgestellt.

Aber meist ist die Sache ja subtiler. Eien "komische" Technik kann durchaus ähnliche Resultate erbringen wie die technisch saubere. Aber mit welchem Einsatz? _Ich kenen ein Schützen der imho sehr gut schießt. Jedoch mit einer Technik die ich als unsauber erachte (nach meinen Amateurwissen). Aber wie erkauft sich dieser Schütze das? Er hat es selbst bemerkt. Er braucht vergleichsweise viel Kraft im Vollauszug. Zumindest deutlich mehr als mit der "sauberen" Technik. Das bedeutet er ermüdet schneller. Mit ein Grund warum er nur 3D und kein Feldbogen schießt. Er hält einfach die höhere Anzahl Pfeile beim Feldbogen nicht durch. Er könnte das jetzt mit mehr Trainings ausgleichen. ==>Schlechteres Training/Nutzen Verhältnis als bei einer sauberen Technik. (bei gleichem Erfolg)
Das sehe ich als eher problematisch einer eigenwilligen Technik an. Ich muss u.U. deutlich mehr Trainieren für den selben "Erfolg".

Sorry für die langen Text  :o