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Eure "finale" Konzentration


Offline Sampera

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Hallo!

Eben in einem anderen Thread gelesen:

...
- volle Konzentration aufs Lösen
...



Will diesen Thread nicht mit einem Offside Topic übernehmen, drum hier ein Neuer.

Wenn ich mich "final" auf das Lösen konzentriere dann löse ich meistens schlecht bzw. sehr unterschiedlich. Meine letzte Konzentration gehört einer möglichst gleichen Rückenspannung. Nicht zu heftig, nicht zu lasch. Und dann läuft das mit dem Lösen automatisch, die Hand ist anschließend da wo sie hin gehört und der Pfeil fliegt dahin wo er soll, so ich denn die Entfernung richtig eingeschätzt habe (ok, natürlich nicht immer, aber meistens oder zumindest oft).

Was ist Eure "finale" Konzentration bevor der Pfeil fliegt und warum?


Offline Landbub

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Aufs Lösen konzentriert man sich gar nicht. Man denkt nicht mal dran. Man macht das, war für den Recurve Schützen der Klicker ist oder für den Resistance Compounder der Zug gegen die Wand: Man hält die Spitze da, wo sie hin muss und erhöht den Druck, vorzugsweise balanciert in der abogenhand und der Sehnenhand, bis das „Lösezuggewicht“ zum Entspannen der Finger erreicht ist.
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Online BowLaw

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und erhöht den Druck..
Habe ich schon immer etwas falsch gemacht ?
Eigentlich ist es doch so, dass ich zum Ankerpunkt komme, mich "irgendwie" konzentriere und dann "entspannt" loslasse.
Von Druckerhöhung kurz vor dem Loslassen habe ich noch nie etwas gehört.
Na gut, manchmal mache ich das, dann gehts auch schief.


Offline Landbub

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und erhöht den Druck..
Habe ich schon immer etwas falsch gemacht ?
Eigentlich ist es doch so, dass ich zum Ankerpunkt komme, mich "irgendwie" konzentriere und dann "entspannt" loslasse.
Von Druckerhöhung kurz vor dem Loslassen habe ich noch nie etwas gehört.
Na gut, manchmal mache ich das, dann gehts auch schief.

Falsch oder richtig - wer will das entscheiden.
Die Frage ist: Wie erreichst du, dass die Finger entspannen, ohne dass man selbige bewusst öffnet. Klicker und Wand wurden genannt. Kaminsky macht das mit den Fingernägeln der Bogenhand, die bei bestimmtem Druck der Finger gegen die Griffschale da früber rutschen, was sein Löseimpuls ist. Ich bringe es Leuen so bei, dass die eben den Druck aus der bogenseitigen Schulter erhöhen gegen den Griff und die Sehnenhand sorgt für die Gegenkraft. Es baut sich also nur Kraft auf, ohne dass sich Bogen oder Pfeil grossartig bewegen. Und bei einer bestimmten "Wohlfühl-Kraft" entspannen sich die Finger. Früher sagte man dazu "Rückenspannung erhöhen", was aber dazu führt, dass die Sportler sich einseitig auf die Schulter der Sehnenhand fokussiert haben.

Als Denkanregung: In keinem gängigen Phasenmodell ist das Lösen eine Komponente. Es wird also nicht "gemacht", es "passiert" einfach.
« Letzte Änderung: Juli 26, 2022, 11:06:21 Nachmittag von Landbub »
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Offline Sampera

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... Ich bringe es Leuen so bei, dass die eben den Druck aus der bogenseitigen Schulter erhöhen gegen den Griff und die Sehnenhand sorgt für die Gegenkraft. Es baut sich also nur Kraft auf, ohne dass sich Bogen oder Pfeil relativ zum Bogen bewegen. Und bei einer bestimmten "Wohlfühl-Kraft" entspannen sich die Finger. Früher sagte man dazu "Rückenspannung erhöhen", was aber dazu führt, dass die Sportler sich einseitig auf die Schulter der Sehnenhand fokussiert haben.

Als Denkanregung: In keinem gängigen Phasenmodell ist das Lösen eine Komponente. Es wird also nicht "gemacht", es "passiert" einfach.

Hm... ich glaube wir sprechen über das Gleiche, drücken es nur anders aus. Über eine einseitige Erhöhung der Rückenspannung habe ich allerdings noch nie nachgedacht.

@Landbub: Also ich mach das (wenn richtig verstanden) auch so. Ich geh in den Anker (automatisch, wird auch nicht bewusst kontrolliert) und dann konzentriere ich mich auf die Rückenspannung, was normalerweise zur Folge hat, dass ich dann möglichst symetrisch noch etwas Druck aufbaue. Und wenn es sich im Rücken richtig anfühlt löst es automatisch.

Vielleicht habe ich Euch aber auch beide falsch verstanden .... :) oder  :(...?


Offline Landbub

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@Landbub: Also ich mach das (wenn richtig verstanden) auch so. Ich geh in den Anker (automatisch, wird auch nicht bewusst kontrolliert) und dann konzentriere ich mich auf die Rückenspannung, was normalerweise zur Folge hat, dass ich dann möglichst symetrisch noch etwas Druck aufbaue. Und wenn es sich im Rücken richtig anfühlt löst es automatisch.

Vielleicht habe ich Euch aber auch beide falsch verstanden .... :) oder  :(...?

Das geht schon in die Richtung. Am einfachsten ist es bei Klickerschützen zu erklären. Die ziehen nicht den Pfeil durch den Klicker, sondern schieben den Bogen die paar mm "hinaus". Und zwar über die Bogenschulter, wo man das schön am Schulterblatt sehen kann, wie es sich nach links bewegt und gleichzeitig das rechte richtug Mitte wandert. Nur wenige mm, aber gut erkennbar. (Rechsthänder).
Als Instinktiv / Blankbogner hast das Tool halt nicht (ausser zum Training) und so musst du dich selber drauf "eichen", beim Gefühl eines gewissen Drucks auf den Muskeln oder Zugkraft auf den Fingern diese zu entspannen.

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Online BowLaw

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Da bin ich aber gar nicht bei euch - das macht aber auch nichts, jedem das seine.
Nach dem Ankern wird nichts irgendwohin gezogen, auch nicht ein paar Millimeter.
Also bei mir.
Da wird dann einfach gelöst, sprich die Finger entspannen sich (bitte) und alles bleibt gleich (bitte).

Die junge Dame hier macht das wohl auch so - keinen Millimeter nach irgendwo:

https://www.youtube.com/watch?v=Vea873hZ82A



Offline Sir Robin

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@bowlaw, was du beschreibst nennt man einen statischen Release. Viele sehr gute Schützen sind äußerst erfolgreich damit. Ein paar Fallstricke lauern jedoch dabei. Zum einen besteht die erhöhte "Gefahr" eines Zusammenfallens kurz vor dem Release, da die Muskeln nicht kontinuierlich Gegendruck aufbauen. Zum anderen wird von vielen Anfängern das statische Lösen gerne mit fehlender Rückenspannung und Kraft aus dem Bogenarm kombiniert, was die Zugschulter belasten kann.

Der dynamische Release, wie von Landbub beschrieben, kommt aus dem olympischen Bereich durch Trainer wie Kisik Lee und viele andere.

Ich selber löse wie von Landbub beschreiben durch kontinuierlichen, gleichmäßigen Druckaufbau zwischen Bogen und Zugschulter. Ich löse dann möglichst ruhig ohne mir Gedanken darüber zu machen. Im Prinzip passiert es, wenn das Gefühl/Muskelgedächtnis/das einstudierte Programm den richtigen Zeitpunkt bestimmt.


Offline Landbub

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Die junge Dame hier macht das wohl auch so - keinen Millimeter nach irgendwo:

https://www.youtube.com/watch?v=Vea873hZ82A

Das Mädel ist kein gutes Vorbild. Nicht wegen der Transfer Phase, um die es hier im Thread geht, denn sie kann man nicht wirklich sehen.
Aber deren Auszug / Ladephase ist alles andere als vorbildlich, da idealerweise kein Teil (Hand / Ellenbogen) höher als die Nase ist, ansonsten belastet man die Muskulatur und die Bänder zu sehr. Es wurde mal gelehrt, um sozusagen die Gravitation helfen zu lassen, den Bogen zu spannen.
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Offline Landbub

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Nach dem Ankern wird nichts irgendwohin gezogen, auch nicht ein paar Millimeter.
Also bei mir.
Da wird dann einfach gelöst, sprich die Finger entspannen sich (bitte) und alles bleibt gleich (bitte).


Bowlaw, ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich sage, dass 90% aller Schützen, vor allem im traditionellen Bereich ohne Ausbildung nach einem Phasenmodell, genau das tun: Statisch ankern und die Finger entspannen (gut) oder aktiv zu öffnen (weniger gut). Wenn man das gut macht, ist dagegen nichts einzuwenden. Es ist allerdings WESENTLICH schwieriger, damit die Körperspannung aufrecht zu halten und passiv zu lösen.

Beobachte mal solche Schützen. z.B. Dich selbst mit einer Delay Cam oder sowas. Mach Dir einen Punkt auf die Rückseite der hand, näher am Handgelenk als an den Fingern. Führe einen Schuss durch und schaue, wo direkt nach dem Schuss die Hand im Vergleich zur Referenz, z.B. Ohr, steht. Bei den meisten wird es an derselben Stelle sein oder gar weiter vorne. Das ist ein klares Indiz dafür, dass die Körper- / Rückenspannung nicht so ganz aufgebaut war.
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Offline Kreta

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Also ganz ehrlich gesagt ist diese letzte Phase also die Spannungserhöhung wohl mit das Schwerste im Schussablauf. Erstens sozusagen nicht zu stoppen und zweitens weder nach hinten zu ziehen, noch nach vorne zu drücken sondern eben gleichmässig. Drückt man zu viel verreisst es den Bogen zieht man zu viel reißt es mir die Zugschulter in den Rücken (zu schnell), dadurch verreißt man dann den Schuss.

Einfach mit dem Theraband üben. (Die dünnen runden gelben sind da spitze). Da kann man es auch absichtlich falsch machen vor dem Spiegel um zu sehen was passiert. Das mit Landbubs Idee Druck in den Bogengriff und die Zugfinger halten nur dagegen ist schon mal gut.

Lg


Offline Kreta

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Offline roscho

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@BowLaw: wenns irgendwie geht werden Max und ich mal wieder einen Kurs anbieten, dann gehen wir das mal an !

ps: beim AC Treffen hab ich das mit dem dynamischen Lösen eigentlich auch erklärt (ziehen ziehen ziehen - von halten war nie die Rede), aber ich scheine da mein "Wording" noch mal überdenken zu müssen ;)
 
Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Offline Landbub

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(ziehen ziehen ziehen - von halten war nie die Rede), aber ich scheine da mein "Wording" noch mal überdenken zu müssen ;)

Das ist tatsächlich so, drum hat bei einer Weiterbildung vor einiger Zeit eben der Coach gesagt, wir sollten den Leuten explizit sagen, dass die drücken müssen. Die Bogenschulter raus, Richtung Bogen. Die Schulter bleibt unten, der Ellenbogen rausgedreht (das ist bei Frauen oft ein Problem... beim Kraftaufbau geht der wieder rein)
Wenn Du nur sagtst "Rückenspannung aufbauen, stärken ...", dann beziehen die meisten das nur auf die hintere Schulter,

Das ist wie die Strassenschilder "Wildwechsel". Da ist der Hirsch so abgebildet, als komme er von Rechts. Und ich glaube knapp 80 Prozent (stand mal im ADAC) achten auch nur auf den rechten Strassenrand, denn von da kommt der Hirsch. Ist das schild andersrum, guckt man auf die andere Seite,
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Offline Ulrich

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@BowLaw: wenns irgendwie geht werden Max und ich mal wieder einen Kurs anbieten, dann gehen wir das mal an !

ps: beim AC Treffen hab ich das mit dem dynamischen Lösen eigentlich auch erklärt (ziehen ziehen ziehen - von halten war nie die Rede), aber ich scheine da mein "Wording" noch mal überdenken zu müssen ;)

Ich würde es so beschreiben: Das Gefühl habe, weiter zu ziehen, aber eigentlich tut sich nichts.
In den letzten Monaten lag meine Konzentration beim Lösen auf der Rückenmuskulatur. Inzwischen ist es eher ein Gefühl der Balance, das den Pfeil fliegen lässt. Sind halt Phasen, die man bei  seinen Bemühungen durchläuft und die sich nicht so ohne weiteres Anderen vermitteln lassen.
Wie immer gilt hier: dies ist der neuste Stand des Irrtums