Archers Campfire

Bogenjagd - ethische Fragen


Offline Landbub

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Ich habe für mich auch beschlossen, töten Spielen werde ich nicht machen. Deshalb fallen auch die ganzen 3D-Parcours für mich weg.

Da kann ich dir aber sagen: Wenn du da im Wettkampf bist oder für einen solchen trainierst, Du nimmt das 3D Ziel nicht mehr als solches wahr. Es ist wie Feldbogenschießen, nur mit anderen Wertungszonen. Das widerspricht ein wenig der Traditionellen (AUA!)  Herkunft des 3D Bogensports, der ja irgendwo aus dem Training für die Jagd abgeleitet wurde, und was auch viele Leute heute noch so sehen - nicht für umsonst spricht man von jagdlich gestellten Parcours, also Schüsse durchs unterholz, vom Treestands runter oder aus dem Knien unter einem liegenden Baum durch.
Natürlich freut man sich als Sport-Schütze über eine schön gestellte Gruppe an Viechern, das eigentliche Ziel ist aber nicht "der vitale Bereich", sondern die 10 oder 11. Und mit einem Compound Scope siehst auch nicht viel mehr davon.
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Offline Faenwulf

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Sorry, aber Töten als Hobby, ohne jegliche Notwendigkeit, ist für mich pervers.

Da wir in DE aber alle unsre Jäger in Tierform ausgerottet haben, besteht eine Notwendigkeit des menschlichen Jägers leider.
Sonst hätten wir bald ganze Wildschweinrotten in den Städten rumlaufen. Und denen Nachts zu begegnen macht absolut keinen Spaß.

Wir als Mensch haben das Gleichgewicht der Natur do zerstört, dass es unsere ethische Pflicht ist dieses künstlich irgendwie zu erhalten. Dazu gehört, leider, auch die Zahl der Wildtiere zu regulieren. Denen macht es nämlich auch keinen Spaß immer halb verhungert zu sein, weil es von ihnen so viele gibt, dass sie nichts mehr zu fressen finden.

Ob das jetzt mit dem Bogen statt finden muss oder nicht ist eine ganz andere Frage. Generell unter richtiger Jagdethik spricht zwar nichts dagegen, meiner Meinung nach. Nur die Waffengesetze in DE sind schon so streng und wirr, dass ich mich für meinen Sport  und Hobby nicht damit auseinander setzen will. Da bin ich wohl ungefähr mit Landbub auf einer Linie.


Offline Waldgeist

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"Da wir in DE aber alle unsre Jäger in Tierform ausgerottet haben ..."
Was nicht stimmt! In der Öffentlickeit wird bei den Wolfsrissen ausschließlich über sog. Nutztiere gesprochen. Tatsächlich aber ernähren sich sich die Wölfe von Niederwild und Frischlingen.
Jägerinnen und Jäger sind eben nicht diejenigen, die ihrer Lust nachgehen und mal eben ein Wildtier abknallen!
Zu deren Ausbildung gehört u.a. auch das Erlernen waidgerechten Schießens. Das gibts in D auch für Bogenjäger und endet mit einer Prüfung.
Trotzdem bin ich froh, dass die Bogenjagd bei uns verboten ist.
Damit wären wir wieder bei den ethischen Fragen (siehe mein Beitrag von 13:48 Uhr).
« Letzte Änderung: Juni 13, 2022, 03:12:19 Nachmittag von Waldgeist »
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Offline roscho

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@Moserfred: Kennst du die Jagd bzw JägerInnen -persönlich- ?

Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
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* Albert Einstein


Offline Faenwulf

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"Da wir in DE aber alle unsre Jäger in Tierform ausgerottet haben ..."
Was nicht stimmt! In der Öffentlickeit wird bei den Wolfsrissen ausschließlich über sog. Nutztiere gesprochen. Tatsächlich aber ernähren sich sich die Wölfe von Niederwild und Frischlingen.

Die 37 Wölfe die es örtlich stark begrenzt bei uns gibt habe ich explizit außen vor gelassen. Die helfen auch nicht viel. Es ist schön, dass es sie gibt. Aber die ganze Arbeit können sie nicht alleine machen.


Offline kungsörn

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Die steigenden Anfragen nach ausgebildeten Schweißhunden in meiner Nachbarschaft zeigt leider, dass sich Landbubs Beobachtungen zunehmend nicht nur auf die fernländische Bogenjagt beschränken.

Grundsätzlich ist die Jagd aber hierzulande nicht wegzudenken, ohne dass man Wölfe, Bähren (und mit steigenden Temperaturen wohl auch Löwen) in erheblicher Anzahl ansiedelt und gleichzeitig auf großflächige Landwirtschaft verzichtet – Thema: Kulturlandschaft… ;)

Sie ist hier auch sehr straff geregelt, worüber nicht nur ich (als Hobby-astronom auf nächtlichem Acker) sehr dankbar bin.

Aus ethischen Gesichtspunkten müsste man nun eigentlich dafür plädieren, mit dem besten Werkzeug zu jagen, dass einem in dem Falle zur Verfügung stehen sollte.
Also ein angepasstes Kaliber mit Zieloptik, nebst hervorragender Ausbildung und Zuverlässigkeit.
Andererseits wäre es mir auf der einsamen Insel ziemlich Wurscht, ob die Drahtschlinge ethisch vertretbar ist.

Die Sichtweise korreliert hier mit der Position in der Maslowschen Bedürfnispyramide.

Besonders in den afrikanischen Ländern, in denen Bogen- und normale Jagt praktiziert wird, leben ganze Dörfer davon, dass die Reichen kommen und ihre Abschüsse machen.
Das kann man auch als eine Art „erweiterte Nahrungsmittelbeschaffung“ sehen.
Für mich ist das auch O.K, solange entsprechende Standards gelten.

Mir persönlich reicht das Ausleben meiner niederen Instinkte auf dem Parcours.
Solange ich es kann, werde ich dabei auch jagdliches Equipment verwenden (hohe Zuggewichte, schwere Pfeile usw).
« Letzte Änderung: Juni 13, 2022, 03:36:31 Nachmittag von kungsörn »
Niemals fesselt mich ein Band, riegelt mich ein Riegel
Suchte meinesgleichen, fand nur Sünder ohne Zügel
(In Extremo, "Sünder ohne Zügel")


Offline Waldgeist

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@ Faenwulf: Bei uns in Nds. sind es lt. amtl. Zählung 38 Wolfsrudel, 2 Wolfspaare und 4 residente Einzelwölfe (1. Quartal `22)
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Offline Faenwulf

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@ Faenwulf: Bei uns in Nds. sind es lt. amtl. Zählung 38 Wolfsrudel, 2 Wolfspaare und 4 residente Einzelwölfe (1. Quartal `22)

Und bei uns in RLP und dem größten Teil Restdeutschlands gibt es entweder gar keine oder nur ganz, ganz wenige Wölfe. Wie gesagt. Es ist schön, dass es sie gibt. Aber für ein natürliches Gleichgewicht zwischen Jäger und Gejagtem reicht es noch lange nicht.

Aber evtl. sollte man das auf PN o.ä. vertagen, hat ja nur sehr periphär mit dem Thema zu tun.


Offline Landbub

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Eine ethische Frage hätte ich noch: Warum verbietet man auf der Jagd eigentlich Restlichtverstärker / Nachtsicht-Geräte? Würden die nicht eher dazu beitragen, einen sicheren Schuss zu platzieren? Oder das Kitz hinter der mutter erkennen lassen?
Das klingt für mich so ein wenig nach SportOrdung Compound "keine elektrischen Anbauteile". Warum? Weil man damit besser treffen würde. Aber genau das will man doch bei der Jagd?
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Offline Coureur de bois

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Zur "Gebrauchsethik" in einigen Beiträgen hier: Wenn es irgendwo mal dazu kommt, daß man Leben umbringen kann, dann eben nicht, weil es für die Gesellschaft sinnvoll wäre, sondern der Jagende im Sinne Gasset zieht seine Schlüsse aus dem, was das Wesen an Rechten und an Gefühlen mitbringt. Die Frage ist, wie man diesen Gefühlen und Rechten im Konfliktfall gerecht werden kann.

Sehr grobes Beispiel: Maisanbau für Biosprit, Nebeneffekt Mais als Futterpflanze für Schweine, erzeugt einen Nahrungsüberschuss für "Wildschweine" und damit Anstieg der Population. Der maisanbauende Bauer, mutiert nach Feierabend zum Jagdausübenden wider dem Überschuss an Wildschweinen...in der Summe Gebrauchsethik.

Anmerkung zu Landbub: "Besser treffen" als Motiv für die Jagd, finde ich arg verkürzt.
Wenn der rote und grüne Faden nicht mehr unterschieden werden kann, Jagd einstellen.

Das Stichwort Ethik findet sich einmal (sic) auf Seite 27f im Handbuch "Vor und nach der Jägerprüfung" Verl. Krebs
"..Besonders die Jagd mit ihrem Naturgesetz zu töten, um Leben zu wahren, prägt den Menschen in seinem Verantwortungsbewusstsein.."

Übrigens in einer anderen jüngeren Ausgabe fehlt Ethik als Stichwort, vielleicht weil der Begriff "Naturgesetz" auf ein dahinter liegendes Dogma deutet und sich damit dem vernünftigen Diskurs verweigert. Was ethisch richtig sein soll kann sicher im Diskurs ausgehandelt werden ( wie z.b. ob ein Restlichverstärker sein soll)
LG
« Letzte Änderung: Juni 13, 2022, 05:34:30 Nachmittag von Coureur de bois »
Friedrich LB,
Ballweg Sperber, Bambus
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"ich brauche keine Mitfahrgelegenheit, ich
brauche Munition"
Holz, Alu und Carbon
Hoyt Satori mit Uukha Uureg
Border 17" ILF mit Uureg


Offline kungsörn

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Eine ethische Frage hätte ich noch: Warum verbietet man auf der Jagd eigentlich Restlichtverstärker / Nachtsicht-Geräte? Würden die nicht eher dazu beitragen, einen sicheren Schuss zu platzieren? Oder das Kitz hinter der mutter erkennen lassen?
Das klingt für mich so ein wenig nach SportOrdung Compound "keine elektrischen Anbauteile". Warum? Weil man damit besser treffen würde. Aber genau das will man doch bei der Jagd?
Sind für die Saujagd mittlerweile erlaubt (teilweise wg. afr. Schweinepest).
Grundsätzlich will man sich von militärischen Techniken fernhalten. Laserpunktsucher auf Zieloptiken sind auch verboten. Damit ist nicht der Leuchtpunkt (wie beim CP-Jagdvisier) gemeint, sondern der berühmte Rote Punkt auf der Stirn - aus den schlechten Filmen.
Aber es wackelt. Schalldämpfer sind mitunter auch erlaubt.
Edith sagt: In den falschen Händen kann eine solche, relativ einfach handhabbare Zieltechnik leichter missbraucht werden.
« Letzte Änderung: Juni 13, 2022, 05:22:33 Nachmittag von kungsörn »
Niemals fesselt mich ein Band, riegelt mich ein Riegel
Suchte meinesgleichen, fand nur Sünder ohne Zügel
(In Extremo, "Sünder ohne Zügel")


Offline roscho

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@Landbub: zumindest bei uns im Landkreis sind Schalldämpfer und Nachtzielvorsatzgeräte mit Genehmigung erlaubt.

Und ich persönlich sehe die Jagd pragmatisch: bestimmte Wildpopulationen (bzw Arten) müssen einfach reguliert werden.

Und diese Regelung sollte weidgerecht erfolgen.

Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

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Offline Uller

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  • hunting the X
Soll ich....oder guck ich nur zu ?????????

Jose Ortega....ist schon sehr lange verstorben....das seine "Meditationen über die Jagd" immer noch gelesen werden, erfreut mich sehr!

Sollte Pflichtlektüre zur Jägerprüfung werden !

Einen guten Jäger erkennt ihr ganz einfach  !
Nämlich daran , wie er mit seiner Beute umgeht !
Das fängt beim Schuss an, geht über das Versorgen, die Kühlkette, bis hin auf den Teller...
Wer das nicht kann (und das sind leider sehr Viele)...Der hat im Wald nichts verloren !


P.S. Nachtzielgeräte (Wärmebild oder Restlicht) werden ausschließlich auf Schwarzwild genehmigt, für alle anderen Schalenwildarten besteht Nachtjagdverbot

       Die genehmigten Schalldämpfer dienen vor allem als Gehörschutz für den Schützen, der Geschossknall (Überschall) jagdtauglicher Munition lässt
       sich nicht "dämpfen" .....ausser im Film...

Fachfragen werden hier gerne nach bestem Gewissen beantwortet, auch wenn unser Hobby durch meine Brille höchstens randlich gestreift wird..

 :fire: :bow: 


Homer

  • Gast
Wir Jäger sind in erster Linie keine Killer.

Hege und Pflege und das verweilen in der Natur gehören ebenso zur Jagd wie das erlegen selber.

Wir machen keine Trophäen, wir knipsen uns nicht gegenseitig mit dem erlegten Tier, das hat was mit Respekt und der Achtung gegenüber dem erlegten Tier zu tun.

Wie oft ist man draußen und hat keinen Jagderfolg?!
Auch das gehört dazu...

In vielen Ländern sind wir Bogenjäger eine Hilfe und Bereicherung da man mit der Flinte nicht jagen darf, soll, kann.

In Madrid wurden letztes Jahr in der Stadt 550 Sauen geschossen, warum kommen die in die Stadt? Müll, Leute die die süß finden und füttern.

In Ungarn hat fast jede Wildsau ASP. In Slowenien fallen die Nutrias ein und vertreiben einheimische Tierpopulationen.
In BaWü wandern bei uns Kolonnen von Waschbären durch die Dörfer...

Bevor man uns als Leute verurteilt die Spaß am töten haben sollte man sich Mal im klaren darüber sein was los wäre wenn es uns nicht geben würde.

Die Pauschalverurteiler gibt es überall, mir sind die ehrlich gesagt auch egal...

Meine Meinung 😉


Homer

  • Gast
Ich denke, sich hier als Bogenjäger zu outen ist bei den Meisten weniger schlimm, als sich als ein Gegner der Jagd zu outen - was ich hiermit tue.
Sorry, aber Töten als Hobby, ohne jegliche Notwendigkeit, ist für mich pervers. Da ist für mich die Art des Tötungsgerätes völlig egal. Ich habe für mich auch beschlossen, töten Spielen werde ich nicht machen. Deshalb fallen auch die ganzen 3D-Parcours für mich weg.
Das soll aber nicht heißen, dass ich gar nicht mit Leuten rede, die solches praktizieren. Sobald aber die Jagd zum Thema wird, bin ich raus aus dem Gespräch.

Denk Mal drüber nach wenn du dein nächstes Steak oder Schnitzel genießen tust.

Mein Wildbrät ist gesund, schmeckt und wurde nicht im Transporter zum Schlachter transportiert.

Dann rausgescheucht und mit dem Bolzenschließer in den Kopf geschossen, das ist für mich krank.

Ich respektiere deine Meinung, dass ist dein gutes Recht 👍