Archers Campfire

Riss im Carbonpfeil


Offline Mangart

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Hallo Gemeinde!
Als bekennender Grobmotoriker habe ich es wieder mal geschafft, einen Pfeil fies zu verreisen und im Holz meines Scheibenträgers zu versenken.  :o
Durch den Aufprall hat sich wohl das Alu-Insert ein paar Millimeter rausbewegt. Trotz Schnitzeinlage hat sich beim Ziehversuch die Spitze sammt einem Teil des Inserts mit einem fiesen Knacken verabschiedet.
Ich hab’s geschafft, das verbliebene Insert zu entfernen, allerdings hat der Schaft, ein 500er Gold Tip Traditional XT, am vorderen Ende einen etwa 15 mm langen Längs-Haarriss. Ein Biegetest in verschiedene Richtungen hat keine Auffälligkeiten ergeben.
Ich hab jetzt nach dem Aufrauen von Schaft und Insert mit Heißkleber ein 40 mm Alu-Insert reingeklebt.

Meiner Einschätzung nach hat der Pfeil halt jetzt für weitere harte Einschläge eine Sollbruchstelle und würde noch so einen Schuss vermutlich nicht überleben.
Beim normalen Gebrauch dürften nach meinem Verständnis an dieser Stelle aber keine schrecklich großen Kräfte auftreten, sodass der mit Heißkleber fixierte Riss zumindest beim Abschuss keinen Ärger machen dürfte. Oder?

Auf einer Skala von 1-10, für wie wahnsinnig haltet ihr es, diesen Pfeil weiter zu schießen?
  :help:
Wiedereinsteiger
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Offline Waldgeist

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Grundsätzlich verbietet es sich d.h. beschädigte Carboni`s sind auszusondern.
Allerdings in dem von dir geschilderten Schadenfall würde ich wahrscheinlich auch so handeln, wobei ich das Insert nicht mit Heißkleber sondern mit Sekundenkleber einkleben würde.
„Jeder Mensch kann irren, nur Dummköpfe verharren im Irrtum!“
Cicero


Offline Uller

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An der Spitze stellt das kein Risiko dar, wenn der Schaft auf weitere Schäden ordentlich überprüft wurde....

Ich nehme für solche Fälle allerdings ausschließlich 2K Uhu Endfest...


Offline Zawe

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Offline stöckchenschubser

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Aussortieren, s sei denn, du könntest ihn Röntgen.
Der Flextest ist alles andere als zuverlässig und sicher.


Offline Erbswurst

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Die reine Lehre verbietet es eigentlich, so einen Pfeil zu reparieren. Es funktioniert in der Praxis aber und im schlimmsten Fall bricht er wieder an dieser Stelle.
Ich würde es wie Uller machen und das Insert mit Epoxi einkleben.
"Sei nicht heut' der und morgen der und übers Jahr ein weiß Gott wer.
Das, was du bist, sei durch und durch, nicht halb ein Vogel, halb ein Lurch!" H.Ibsen


Offline Asaf

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wenn kürzen und nur mehr für Techniktraining verwenden keine Lösung ist
von risikofrei zu gewissem Risiko:
1. Schaft aussortieren
2. Insert raus, Protektorring kleben, Spitze wieder rein
3. Isolierband drüber
4. Pfeil so lassen wie er jetzt ist, markieren und regelmäßig prüfen, dass sich keine Fasern lösen.
 8)
Border Covert Hunter, HEX 9, AMO 72",38#@32"
White Feather Lark 23" mit Uukha Irbis 68", 40#@32“
Bearpaw Big Bear,  64“, 40#@32“


Offline Halvar

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Ich habe es früher so gemacht:

Schaftinnenseite aufrauen, Insert aufrauen und beides mit Aceton entfetten und gut ablüften lassen.
Insert so wie Uller mit Uhu Endfest einkleben, Aushärtezeit mind. 24 Std. bei ca. 21 °C.
Den Riss regelmäßig kontrollieren.

Jetzt sortiere ich die Schäfte aus. Federn, Inserts, Spitzen und Nocken werden wieder verwendet. Bleibt der Preis für den nackten Schaft, das ist mir meine Gesundheit wert. Mit dem Alter sinkt bei mir die Risikobereitschaft. LG Halvar
BP Quick Stick 35#, 60" / Bear Kodiak TD A-Handle Wood + A-Handle Mag, WA Nr. 1 40#, 56", WA Nr. 3 38#, 60" / Bear Kodiak Mag 35#, 52" / Bear Kodiak 59 40#, 60" / Bear Kodiak Hunter 35#, 60" / Bear Cheyenne 40#, 55" / Bear Superkodiak GG 40#, 60"


Seeker

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Auch wenn die Reparatur hier ganz gut und sicher klingt- aussortieren!
PRs, Insert und Spitze wiederverwenden, mit Heißkleber kein Problem.

Warum:
Wenn die zu absorbierende Energie ausgereicht hat an einer Stelle die Fasern/Matrix zu beschädigen kann man nicht ausschließen, das an einer anderen Stelle  (Knotenpunkt) die Matrix auch geschädigt wurde. Stichwort Delamination - das muss nicht unbedingt an der Oberfläche sein, kann genausogut in der Mitte der Materialstärke oder der Innenseite auftreten. Das wirken der Kräfte ist so komplex, daß könnten wir nicht mal in der Arbeit zuverlässig simulieren (und unsere in China hergestellten Röhrchen haben zudem sicher nicht die Homogenität wie das Material was wir sonst für Luft- und Raumfahrt verwenden).

Ihr glaubt nicht was man zum Beispiel mit speziellen US Untersuchungen an einem Flügel finden kann wenn dem maintainance Mann ein Werkzeug aus der Hand gerutscht ist und auf den Kohlefaser Flügel gefallen ist OHNE das man an der Oberfläche etwas sehen oder Fühlen kann. Habe mich beruflich 10 Jahre mit solchen Fehlern an mil  Jets beschäftigt.

Ich werfe inzwischen sogar Schäfte weg wenn Sie nach einem Harten Treffer beim äußerst unzuverlässigen Biegetest auch nur Knacken, das ist genau so tragisch wie wenn man außen schon eine Beschädigung sieht...

Auch wenn für viele 10€ viel Geld sein werden, eure Gesundheit sollte euch mehr wert sein!

(Ich verwende aussortiert Schäfte übrigens im Garten für Pflanzen oder seit ich dünne Schäfte schieße auch für meine Orchideen  ;D)

Lg
Klaus


Offline Coureur de bois

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  • feministische Burschenschaft Hysteria...
Wer schon mal einen aufgeplatzten Carboni in einer Hand gesehen hat und den verzweifelt schnitzenden Chirurgen...der gibt dir eine 8 (aber nur w.g. deinen handwerklichen Geschick, zwei Punkte weniger)
coureur
Friedrich LB,
Ballweg Sperber, Bambus
Robinie Selfbow,
"Reiter"Double-Wave
"ich brauche keine Mitfahrgelegenheit, ich
brauche Munition"
Holz, Alu und Carbon
Hoyt Satori mit Uukha Uureg
Border 17" ILF mit Uureg


Seeker

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Hallo nochmal,

Wen es interessiert und wer Zugang zu Standards hat, DIN EN 4179 beschäftigt sich mit der zerstörungsfreien Prüfung von Weksoffen in der Luft-  und Raumfahrttechnik. Beispielhaft waren da früher auch Schadensbilder zu sehen.

Und für alle mit robustem Magen, 2 schöne Bilder was ein Pfeil der beim abschießen bricht anrichten kann ... Bei diesen Bildern reicht mir auch eine sehr sehr geringe Wahrscheinlichkeit des Eintritts um das auf jeden Fall vermeiden zu wollen.
Die beiden hatten hoffentlich den Anstand dem Chirurgen hinterher für seine x-Stundten lange Arbeit ein Bier auszugeben  :trink:.

Quelle:
Bogensport Deutschland
Und
Fletchers Corner

Lg
Klaus


Offline Mangart

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Wow, die Geschwindigkeit und Qualität der Antworten hier im Forum begeistert mich jedes Mal wieder!
Vielen Dank dafür!
Aufgrund des beschriebenen Geräuschs bin ich mir relativ sicher, dass der Schaden nicht durch den Aufschlag, sondern durch mein dilletantisches Rumbiegen beim Ziehversuch entstanden und dementsprechend tatsächlich auf die Schadensstelle begrenzt ist.

Nichts desto trotz habt ihr meine Risikoabwägung Richtung Vorsicht statt Nachsicht verschoben…  :thankyou:

FALLS ich mich doch mal trauen sollte, das Ding noch mal zu verschießen, werde ich nachberichten!  :angel:
Wiedereinsteiger
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Offline aged younger

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Ich stimme Seeker zu 100 % zu!

auch ohne "Horrorbilder/ -szenario" von mir nur strickte Ablehnung 👎

Nach meiner Erfahrung ist das hintere Schaftende durch die Trägheit der Nocke bei solchen Treffern mindestens genauso gefähret, vom nicht sichtbaren Innern ganz zu schweigen...

Und ja, auch mir sind schon drei (durch Biegen geprüfte!!!) Carbonchäfte im Schuß "geplatzt"/ abgebrochen/ gerissen: sowohl an der Nocke als auch im vorderen Drittel.
Zum Glück ohne längs zu splittern und ohne mich wirklich zu verletzen  ::)

Daher: lieber zu früh als zu spät aussortieren.


Offline Landbub

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Allen Horrorszenarien zum Trotz: Kleine Beschädigungen auf oder knapp hinter dem Insert / Klebespitze sind harmlos, was die Gefahr bzw. die Konsequenz eines Bruches betrifft.
Zum Thema De-Lamination: Das ist im Prinzip so korrekt wie von Seeker geschrieben, jedoch würde dieser Fall bei jedem härteren Treffer (andere Spitze in der Scheibe) auftreten. Ein Biegetest ohne Geräusche, gerne bis hin zu "90 Grad gebogen" (wird man bei Pfeilen steifer als 500 nicht schaffen - sie halten das aber aus!), und der Pfeil kann geschossen werden. Wenn er dennoch im Bogen bricht, passiert dem Schützen und seinen Nachbarn an der Linie normalerweise nix, weil vor der Auflage.

NB: Wie macht man einen Biegetest:
1) KÄFTIG! Carbonpfeile sind wirklich robust
2) 2 x: einmal und dann nochmal den PFeil um 90 Grad gedreht.
3) zum Biegetest gehört auch eine Inspektion der Nocke (und des Leitwerks, zumindest im Wettkampf)
Abonniert bitte https://www.youtube.com/@ArcheryGirls
Das motiviert meine Jugendgruppe ganz enorm, hier weitere Videos zu produzieren.


Seeker

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Dann nochmal zum Problem beim Biegetest:

Vor allem die kritischen ersten cm von jedem Ende her kann man schwer testen.

Siehe:
https://youtu.be/BrT32kZXoSI

Der gute Mafred zeigt schön wie man die wichtigen Bereiche beim "Test" mit einbezieht.

Wenn man dem Test schon glauben will dann nur so wie im Video gezeigt, anders hilft es kaum.

Lg
Klaus