Archers Campfire

Fragen zum Bau Mittelstück


Offline Archibald

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Hallo Forum,

nach verschiedenen Testschüssen und verschiedensten Überlegungen habe ich mir nun als Winterprojekt vorgenommen ein Griffstück zu bauen und mir die entsprechenden Wurfarme zu kaufen. Die Wurfarme sollte Recurve sein, evtl. von Bodnik und so um die 35 bis 40# haben.

Nun zahlreiche Fragen zum Projekt. Ich halte mich für handwerklich, was Holz einschließt, halbwegs fähig. Ich würde mir die Wurfarme natürlich vorab kaufen.

-   Gibt es irgendwelche „Flexibilitätsanforderungen“ beim Griffstück, oder könnte das theoretisch bocksteif (Extremfall Stahl) sein?
-   Welches Gewicht macht Sinn?
-   Die Wahl des Holzes (mal abgesehen von der Bruchfestigkeit) dient primär der Erzielung der gewünschten Optik und evtl. des Gewichtes?
-   Die Kontaktflächen zu den Wurfarmen sind „hart“, also einfach das plangeschliffene Holz, oder wird dort noch eine Zwischenschicht zur Dämpfung (z.B. Gummieinleger) verwendet?
-   Der Abstand von unterem zu oberem Schraubpunkt der Wurfarme sollte wie festgelegt werden? Hat dieser einen Einfluss auf die Zugkraft des Bogens?
-   Wie sollte der Winkel der Kontaktflächen zur Befestigung der Wurfarme festgelegt werden?
-   Ich würde den Griffbereich lieber gerade, ähnlich eines Langbogens gestalten. Spricht was gegen den Pistolengriff, der sicherlich ergonomischer ist, in meinen Augen aber pottenhässlich  8).
-   Wie wären denn die Position von Griff und Pfeilauflage zu definieren? Der Pfeil geht durch den Schwerpunkt, oder? Und der Griff dann ca. 1 cm unterhalb? So habe ich mir das zusammengereimt?

Vielen Dank für die Unterstützung,

Frank


Online Grombard

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  • Ja, ich hatte mal Haare!!!
    • Bogenbau Joachin Seeliger
Wenn du Wurfarme kaufen willst, dann besorg dir irgendwie das passende Griffstück und "kopiere" dort die Winkel und Länge der Aufnahme und lege den Pivot Punkt an die selbe Stelle wie beim Original.
Alles andere ist dann Design und Kosmetik.
Und alles andere als so vorzugehen, wird ohne Vorkenntnisse und Erfahrung nicht zum gewünschten Erfolg führen.

Das Holz sollte stabil genug sein und ein gewisses Gewicht mitbringen.

Ahorn, Walnuss, Kirsche, Äktschnwood etc. Eignen sich gut.
Von Sperrholz, Fichte oder sonstigen Experimenten würde ich absehen.
Ja, man kann es theoretisch aus Stahl bauen.
irgendwas is ja immer


Daniel124

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Habe schon zwei Griffstücke für aufgeschraubte Wurfarme gebaut. Einmal aus Buche Multiplex für 55# (schön schwer) und einmal aus Birke Multiplex für 40#, aus parallel mit Uhu Endfest 300 laminierten Stücken zusammengesetzt (ich glaub 2x 20 oder 22 mm), im Ofen bei 80 Grad gebacken. War leicht über Center geschnitten stabil genug.

Den Winkel und die Position des Griffs und der Befestigungsstellen für die Wurfarme hab ich wie Grombard schrieb von anderen Mittelteilen abgenommen, beim Birkenmittelstück noch um wenige Grad korrigiert in Richtung spitziger und um einen nach vorn versetztem Griff.
Der Pfeil geht übrigens NICHT durch den Schwerpunkt, sondern der obere Teil des Griffes. Ein Muster wäre schon gut, sonst gibts Probleme mit dem Tiller.

Der Vorteil vom Multiplex ist, dass eine Mittellinie sichtbar ist, dadurch kann man die Bohrungen für die Gewindehülsen und Aufnahmepins schön in Linie bringen.
Als Werkzeug reichen dann eine Stichsäge, eine Ständerbohrmaschine mit Schraubstock, ne gute Halbrundraspel und Schleifpapier.

Das Multiplex kommt raus wie das 'Actionwood'.
Mit nem feuchten Schwamm und nem Wasserfarbenkasten kriegst per Wischtechnik jeden gewünschten Farbton hin. Dann 2-3 dicke Schichten Parkettlack, zum Schluss Autolack-Schleifpaste, das sieht aus wie gekauft.

Dämpfung ist nicht nötig. Einer der Bögen hat ein wenig geknarzt beim Auszug, da hab ich eine Lage Billardtuch aufgeklebt. Danach war Totenstille.

Hab die Teile hergegeben und kann daher leider keine Fotos zur Verfügung stellen.


testjan

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Ja, man kann es theoretisch aus Stahl bauen.

Praktisch auch. Eine Bekannte hat ein Stahlmittelteil, ich durfte den Bogen schon begrapschen. Sie ist Schmiedin und der Prügel ist eigentlich recht filigran gearbeitet, die Platten für die Aufnahme der Wurfarme sind mit dem Rest verschweißt.


Offline Archibald

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Danke an @Daniel124 und @Grombard für die rege Beteiligung!

@Mescalero: Exakt das ist das Konzept welches sich gerade in meinem Hirn breit macht. Denke hier bereits mehrere Tage drüber nach.

Ich werde sicher berichten!


Offline Archibald

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Eine weitere Frage hierzu:

Mal für den Fall, dass ich auf den Trichter komme das Griffstück aus Bambus Sperrholzplatten zusammenzuleimen. Kann man den Holzblock dann ähnlich wie andere Holzarten bearbeiten? Also raspeln und schleifen?


Offline Rumpelstilzchen

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Hallo Frank,

das was Du da vor hast habe ich letztes Jahr auch gemacht. Mit etwas handwerklichem Geschick und einer ordentlichen Ausstattung an Werkzeug ist das eigentlich kein großes Ding.
Ich habe mir im Netz auch Bilder der für die gekauften Wurfarme passenden Griffstücke rausgesucht, die exakt seitlich fotografiert waren, um dort die Auflagewinkel auszumessen. Auch bei mir liegen die WA direkt auf dem Holz auf, eine weiche Unterlage braucht es nicht zwingend.
Der Mittelpunkt des Griffstückes sollte der tiefste Punkt des Griffes selbst sein, also der Druckpunkt (auch passsender Weise Pivot Point genannt).
Die Pfeilauflage bzw. der Shelf sollte so nah wie möglich darüber liegen. Sieh Dir die Form eines Guten Shelfs genau an, wenn Du ohne Pfeilauflage schießen willst.
Als Holz werfe ich mal noch Esche, Robinie und Eiche ins Rennen, neben den von Grombard bereits genannten. Je fester und schwerer desto geeigneter. Natürlich kann man auch Glaslaminate, Kohlefaser oder die beliebten Phenolharzplatten (Mikarta) mit verbauen, wenn es gefällt. Eine reine Holzkonstruktion kannst Du meiner Meinung nach mit Holzleim (D3) verkleben, wenn Kunststoffe ins Spiel kommen musst Du Epoxydharzkleber verwenden.
Bambus lässt sich wie Hartholz bearbeiten, das ist kein Problem.
Die Länge des Griffstückes hat natürlich Einfluss auf das tatsächliche Zuggewicht des Bogens, je kürzer desto stärker werden die Wurfarme bei gleicher Auszugslänge gebogen (reine Geometrie...). Du musst also beim Kauf der WA darauf achten für welche Griffstücklänge das angegebene Zuggewicht gilt. Grob gilt: Pro Zoll, das ein Mittelstück kürzer wird steigt das Zuggewicht des Bogens um ein Pfund.
Das Mittelstück selbst sollte idealerweise starr sein, und möglichst Torsionssteif, da es ja im Schussfenster asymmetrisch belastet wird. Daher sollte man schon sehr feste Hölzer wählen, und nicht zu extrem über Mitte Schneiden, bzw. ggf entsprechende Verstärkungen vorsehen.
Die Grifform, ob lieber steil (wie meist bei Langbögen) oder lieber flach ist eine sehr individuelle Angelegenheit. Ich würde dennoch erst einen flacheren Griff (Pistolenform) planen, steiler schneiden kannst Du das später immer noch...

Hier mal mein Gebastel vom letzten Winter:
https://www.archers-campfire.rocks/index.php?topic=3541.0

Viel Spass und Gutes Gelingen!

Gruß, Ralf


Offline Archibald

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Hallo Ralf,

danke für die ausführlichen Beschreibungen.
Der Mittelpunkt des Griffstückes sollte der tiefste Punkt des Griffes selbst sein, also der Druckpunkt (auch passsender Weise Pivot Point genannt).
Über den Satz musste ich länger nachdenken, bis ich Deine Definition von tiefster Punkt verstanden habe. Tief nicht im Sinne von Oben/Unten, sondern da wo der Handballen eingreift und sich der Bogen drum dreht, welches ja eigentlich auch der Schwerpunkt sein sollte. Pivot = Drehen (meine ich).

Die Pfeilauflage bzw. der Shelf sollte so nah wie möglich darüber liegen. Sieh Dir die Form eines Guten Shelfs genau an, wenn Du ohne Pfeilauflage schießen willst.
Verstanden. Warum sollte ich mir die Form des Shelfs ansehen wenn ich OHNE Pfeilauflage schießen möchte?

Hier mal mein Gebastel vom letzten Winter:
Bereits verschlungen. Tolle Leistung!  :klasse:

Grüße, Frank



Offline Rumpelstilzchen

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Hallo Frank,

Richtig, der Pivot Point liegt dort wo der Griff Deine Daumenwurzel berührt. Und das solte die Miite des Bogens also auch des Griffstückes sein. Dann liegt er beim Ausziehen ausbalanciert in der Hand.

Wenn Du direkt vom Shelf schießen willst sollte der seinen höchsten Punkt (=Auflagepunkt des Pfeils) exakt über dem Pivot Point haben. Nach vorne  sollte er von dort aus gut abfallen. Seitlich hilft eine kräftige Fase, damit die Federn möglichst frei passieren können. Der waagerechte Anteil sollte schmal sein, kein breiter 'Balkon'.
Bei meinem dritten Handstück für meinen Jüngsten hab ich es glaub ich recht gut hinbekommen,  da hatte ich dann Übung  ;-)

Gruß, Ralf


Offline ParaCELLsus

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    • derbogenflüsterer.de - Bogenbau und mehr...
Hey ich habe mein letztes Projekt auch so gestaltet und vollendet:
Als Wurfarme habe ich die Bodnik Bearpaw Mowhawk Recurve genommen die bekommst du bei arrowforge.de deutlich günstiger als bei BSW.
Das MT habe ich aus ausgewählten Hölzern von www.rudiweick.de gebaut und an die WAs angeglichen.
Falls du noch Fragen desgezüglich hast, stehe ich gerne zur Verfügung.
Die hässliche schwarze Pfeilauflage habe ich mitlerweile entfernt und schieße den Bogen über das Shelf...

Hier mal ein paar Bilder dazu:



Hobbybogenbauer und Mediengestalter...
www.derbogenflüsterer.de