Archers Campfire

Daumentechnik


Offline aurelium

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Nach einem fulminanten Start in die Daumentechnik (mit einem improvisierten Leder-Daumenschutz) habe ich heute das erste mal mit Daumenring eine herbe Enttäuschung erlebt. Sicher liegt das liegt an mir.

Mit dem Leder hatte ich Kontrolle über die Sehne und auch mehr Gefühl im Zeigefinger, der den Pfeil leicht gegen den Bogen hält (wie Armin Hirmer es zeigt). Der Ring (Vermil Victory) ist so extrem glatt, dass mir oft die Sehne runter rutscht noch bevor ich in den Vollauszug komme. Um das zu verhindern muss ich den Dauem mehr einknicken und mit dem Zeigefinger "einlocken". Die Sehne peitscht dann an den Zeigefinger. Der Ring rutsch gefährlich auf der Sehne herum. Im Daumen stellt sich kein Feingefühl ein.

Was ist falsch?

Größe des Rings:
Lässt sich 90° gedreht leicht überstreifen und hängt in Normalposition hinter dem Knöchel fest. Ist nicht ganz so leicht wieder abzuziehen, ist aber kein Problem.

Position des Rings:
Tendenziell rutscht er genau in die Mitte zwischen beide Gelenke (siehe Bild). Die Sehne hakt weit hinter dem ersten Gelenk ein. Mit dem Leder war es direkt im ersten Gelenk, was sich deutlich besser macht. Geht das mit einem Ring überhaupt?

Jagd- u. Blankbogen ILF, div. Mittelteile 17", 19", 21", 25" LH/RH gemischt, Kinetic Avantage, Uukha Irbis, Uukha Vx+ (35-48#)


testjan

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Willkommen im Club der Daumenringausprobierer. Ich habe in zehn Jahren sicher fünfzehn verschiedene Modelle getestet, so ein Vermil war auch dabei, den habe ich sogar noch. Ein Tab oder Handschuh passt sich an, ein Daumenring nicht.
Nicht verzagen, weiterprobieren! Bis dahin kannst du doch mit dem Leder schießen.


Offline Ralph

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Also der Ring muss glatt sein, das ist gerade der Sinn des Ringes: Die Sehne soll letztlich drüberrutschen und nicht schleifen bzw. hackern.

Ich denke, Du hast das typische Problem beim Wechseln von Leder auf "harte Ware": Du wirst mit dem Leder wohl ähnlich wie mit nem Tab geschossen haben und dann auch noch den Standardtfehler gemacht haben, beim Lösen die "Zugfingerchen" aufgmmacht zu haben, mit denen Du "gezogen" hast. Das wirkt sich beim Leder nicht so sehr konrtraproduktiv aus - die Sehne geht irgendwie schwuppig weg. Bei den Ringen aus "Hartmaterial" rächt sich das - Du schaffst es nicht, den Daumen und den diesen verriegelnden Finger wegzubekommen, wenn Du mit diesen beiden Handbestandteilen "ziehst" und sie zum Lösen aufmachts. Die Sehne knallt dann entweder an die Daumen- oder Verriegelungsfingerkuppe.

Ziehst Du hingegen mit der dorsalen Schultermuskulatur und bewirkst das Lösen durch eine schulterblattgesteuerte Abwärtsbewegung des Zugarmellenbogens, woraufhin der Unterarm nebst Zughand hochklappt, die Sehne nicht mehr halten kann und die Sehne dann von allein frei wird, passiert das nicht.
Sieh mal hier (auch wenn es eine andere Ringform betrifft - die Grundmechanik ist dieselbe https://www.chinese-archery.de/technik-und-training/spezifika/processabschnitte-und-aspekte/expansion-und-loesen

Ich würde hinsichtlich Videoanleitung mal hier (runterscrollen) - http://www.cinnabarbow.com/marinerbows/rings.html - nachsehen - Justin zeigt das wirklich sehr gut.

Wenn Dir die Auflage der Sehne auf dem Ring nebst etwaigem Hautkontakt nicht behagt - dann gibt es noch andere "Lippenringformen", die Du probieren kannst /solltest.



Offline BowLaw

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Obwohl mir das mit dem Reiterbogenzeugs zu kompliziert ist:
Dieses Video ist gemeint, denke ich:

https://www.youtube.com/watch?v=XTvC-UGlSW4&feature=youtu.be

Bei 0.36 meine ich zusehen, dass die Sehne "eingeklickt" wird.
Sie wird also dort "fixiert", damit man den Bogen dann vernünftig ausziehen kann, ohne dass die Sehne irgendwo auf dem Ring herumrutscht beim Ausziehen, wenn ich das Problem des TE richtig verstanden habe.

Stimmt das so ?


Offline aurelium

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Danke für den reichlichen Input. Ja, das wird wohl eine Odyssee.

Die Sehne klickt nicht ganz ein. Bei meiner Ringform drückt sie auch noch gegen den Daumen. Daher habe ich diese Form mit der Mulde gewählt. Damit ich die Sehne fühlen kann.

Das Leder ist leider schon verschlissen. Da muss ich wohl meine Näh-Künste noch verbessern.

Zitat
Ziehst Du hingegen mit der dorsalen Schultermuskulatur und bewirkst das Lösen durch eine schulterblattgesteuerte Abwärtsbewegung des Zugarmellenbogens, woraufhin der Unterarm nebst Zughand hochklappt, die Sehne nicht mehr halten kann und die Sehne dann von allein frei wird, passiert das nicht.

Ok. Das muss ich erst mal entschlüsseln und umsetzen. Wenn ich es richtig verstehe ist es eher ein "nach hinten/oben wegdrehen", als ein "öffnen". Klingt absolut logisch.

Dass die Sehne so tief einhakt stört mich am meisten. Ich will sie im ersten Gelenk, nicht auf dem weichen Teil des Daumens dahinter. Das ging mit dem Leder so gut. Vielleicht ist der Ring dazu zu klein?
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Offline roscho

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Verschiedene Stile, verschiedene Ringe, verschiedene Methoden ;)

Schau mas da: http://www.koreanarchery.org/classic/thumbrng.html

Aber evtl willst du dir mal Joel Turner ansehen ...

https://www.youtube.com/watch?v=m4ig46yYKDs


Sa ist zwar nichts daran historisch korrekt, aber funktioniert auch ...

Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Offline aurelium

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Genau. Falls das mit asiatischen Bögen auf Dauer nicht klappt, kann ich mithilfe der Daumentechnik wenigstens meinen Jagdbogen auf beiden Seiten schießen. Beidhändiges Schießen ist das primäre Ziel.
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Offline Ralph

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Was den Ring betrifft, würde ich mich mit dem Hersteller in Verbindung setzen, um Größe und Sitz zu klären sowie  - auch um ggf. eine falsche Vorstellung von der Lage der sehne auszuschließen.

Was den Ablaß betrifft:

Du versuchst die Spitze des Zugarmschulterblattes - bildlich gesehen - nach schräg unten um die Wirbelsäule herum zu wickeln. Wenn Du Dir das nicht vorstellen kannst, stell Dir vor, die Schulterblattspitze durch Deinen Körper hindurch in Deine linke, vordere Hosenasche zu stecken. Natürlich geht das nicht, aber es beschreibt die Richtung, welche die Bewegung nehmen muss. Dadurch wird der gesamte Zugarmapparat diagonal nach "unten links" gezogen, insbesondere der Ellenbogen. Als Folge klappt der Zugarmunterarm hoch (wie bei einem Baumstamm, der im Wasser liegt, wenn man auf das eine Ende drauftreten würde). Dadurch verändert sich die Stellung des Ringes zur Sehne derart ungünstig, dass die Sehne nicht mehr gehalten werden kann - sowie bei einem Seil, welches über einer Kante liegt, wenn die Stellung der Kante sich ändert). Das spielt sich teilweise im Bereich von Millimetern ab.

Im Endeffekt sieht man dann nach dem Ablaß die typische Stellung des Schützen mit leicht abgesenktem Zugarmellenbogen und nach oben geklapptem Zugarmunterarm/-hand (trägheitsbedingt meist höher weggeklappt, als für den Ablaß notwendig). Bei Aufnahmen in Zeitlupe sieht man auch recht gut, welche Schützen das begriffen haben und welche nicht: Bei den letzteren klappt der Zugarmunterarm beim Ablaß nicht nach oben/geht der Ellenbogen nicht nach unten - sie führen diese Bewegung nach dem Ablaß gleichsam theatralisch nach dem Ablaß aus (hier mal so ein Beispiel https://www.facebook.com/mattiabaldi/videos/1396085683870632/). Das Trefferbild ist dann auch entsprechend...

Wichtig ist, dass Du das langsam übst - nicht in Panik, um das Anschlagen der Sehne an die Zughandfinger ja möglichst "schnell" zu vermeiden - zu sehr "ruppst", dann verreißt Du. Die "Knackigkeit" der Bewegung kommt später von selbst.


Offline aurelium

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Ralph, ich danke dir sehr. Das sind hilfreiche Tipps. Hab mir noch einen größeren Ring bestellt, mal sehen ob der sich besser einfügt.
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