Archers Campfire

Pfeilgeschwindigkeit bei 0m, 15m und 25m

Gast · 35 · 5055

Seeker

  • Gast
Den Geschwindigkeitsunterschied bei 15m verbuche ich unter Meßunsicherheit des Versuchs. Also für Seekers Setup gibt es damit aus meiner Sicht bis 25m keinen Unterschied zwischen 3- und-facher Befiederung.

Mein Post war dazu gedacht, zu zeigen, wie man diese Meßunsicherheit physikalisch korrekt minimieren könnte, halt Berufskrankheit. Jetzt dürft Ihr raten, was ich bin.  ;D


Hi,

Kritik ist immer willkommen, aber was bringt dich dazu meine Ergebnisse als Messunsicherheit abzutun?

Und wenn du vom Fach bist rechne die Fehlerkette durch und/oder die Wahrscheinlichkeit aus, dass wenn man den Versuch 2 mal macht, man 2 mal mit all den Messunsicherheiten zum absolut gleichen Ergebnis kommt. Natürlich nicht bei je einem Pfeil, aber bei Schnitt aus je 20 sauberen Schüssen.

Ich bin mir ob der qualitativen Ergebnisse absolut sicher, diese sind wie bereits geschrieben, wiederholbar zu erreichen


Offline bourne

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Ich hab zufällig vorhin im Garten ein paar Reihen mit 3 Bögen geschossen, auch mit dem FX-Radar. Dabei immer wieder die Bögen durchgewechselt und auf den Bögen unterschiedlich schwere Pfeile. Die Ergebnisse waren innerhalb der Bögen sehr konstant, ± 1fps und seltene Ausreißer, wo gleich ein paar fps nach unten fehlen durch schlampiges Release oder mal ein übermütig ein bissl überzogen, aber eigentlich merk ich das schon im Schuss, bevor die App die Zahl sagt.

Man muss die Kirche im Dorf lassen, das sind keine wissenschaftlichen Messaufbauten. Aber man sieht schon hervorragend die Tendenz eines Setups.
Recurve: Black Widow PSA X 60" [40#@30"]
Hybrid: Shrew Classic Hunter II 56" Heritage [41#@30"]
Reiterbogen: Simon Raptor 56" [41#@32"]


Offline grumpf

  • Oh ein Pfeil
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Wie erkäre ich es am besten:

Du hast für beide Setups das gleiche v0 (gerundet) und bei 25 m die selbe Geschwindigkeit. Bei 15 m sind die 3-fachen Pfeile nur 3 fps (1,5%) langsamer. Aus den Messergebnissen und den Messaufbau kann ich mir physikalisch den "Ausreißer nach unten" nicht erklären. Das bedeutet, der eine Pfeilsatz hat einen höheren Energieverlust auf den ersten 15 m als der andere. Der zweite verliert mehr im Gegensatz dazu mehr Energie als der erste zwischen 15m und 25m.

Die ganze Aerodynamik am Pfeil ist alles andere als trivial, aber allgemein gilt je größerer die Geschwindikeit desto größer ist die Bremskraft/Luftreibung (mit dem Quadrat der Geschwindigkeit). Von daher halte ich auch die "umgekehrten" Energieverluste zwischen 15m und 25m für unwahrscheinlich. Eigentlich müsste der langsamere Pfeil (3-fach befiedert) bei 25m eher noch langsamer sein als der 4-fach befierdete.

Meine über 25 jährige berufliche Erfahrung als Physiker sagt mir, es ist einfach Sachen auf +/- 5% genau zu messen. Soll der Messfehler kleiner als 1% werden, wird das ganze schon schwierig. 199fps - 1% = 197 fps vs 196 fps +1% = 198 fps. Damit sind die Werte 199 fps und 196 fps innerhalb ihrer Fehler gleich. Deshalb kam auch die Frage nach der Standardabweichung bei den jeweiligen Meßwerten, da man diese als Indikator für den Fehler der Messung heranziehen kann. Diese Frage hätte ich als Reviewer eines wissenschaftlichen Papers gestellt und die Zahlen sehen wollen.

Wenn ich das richtige überschlagen habe, hast Du für das Experiment mehr als 120 Pfeile geschossen (3x 20 für jede Messentfernung und Befiederungsart). Respekt für die Leistung das konstant hinzubekommen. Dennoch können auch hier minimale Abweichungen auftreten oder sich die Bedingungen über die Zeit oder durch Zufall minimal geändert haben.

Sie das Ganze bitte nicht als persönliche Kritik, sondern Kritik am Messverfahren. Ich habe versucht, die physikalischen Grenzen Deines Versuchsaufbau zu beschreiben und Vorschläge für einen besseren Aufbau zu machen. Meine Überlegungen waren einfach wissenschaftliches Herangehen an das Messproblem, also eine Verbesserung des Versuchs. Um den Effekt der unterschiedlichen Befiederung besser zu Untersuchen, braucht es vermutlich einen wissenschaftlichen Aufbau, der soviele Fehlerquellen wie möglich minimiert oder sogar eliminiert.

Viele Grüße grumpf
Beim Bogenschiessen ist geeignete Kleidung zu tragen.


Seeker

  • Gast
Guten Morgen grumpf,

Danke für deine Erklärung, du hast mit fast allem was du schreibst recht (hatte ich schon zuvor auf deine Beiträge geantwortet), mit einer Sache vielleicht - aber nicht sicher. Genau der Punkt - wann vernichten verschiedene setups wieviel Energie - beschäftigt mich im Detail über 2 Jahre und ich habe bereits x Versuche dazu durchgefürt.

Ich hab selbst die Dipl. Ing. Ausbildung genossen und arbeite seit fast 20 Jahren in Luft und Raumfahrt, deswegen weiß ich wie komplex die physikalischen Zusammenhänge sind und wie schwierig Simulationen und echt wissenschaftliche Tests sind. Meine persönlichen Fähigkeiten reichen da nicht aus, damit könnte ich die Hälfte meiner Firma für einige Zeit beschäftigen.

Jetzt ist es aber so, dass sich trotzdem Phänomene zeigen, die ich nicht einfach so hinnehmen will sondern schon versucht bin zu untersuchen. Manchmal geht das sinnvoll, manchmal nicht.

Natürlich denke ich nicht im mindesten dran damit quantitativ wissenschaftlich genau zu sein, ich mache mir im Vorfeld und bezogen auf den ganz konkreten Anwendungsfall für 3D WA und IFAA schon Gedanken wie ich Vorgehe, was möglich ist und was nicht.

Das einfachste:
Ich schieße immer wieder auf den gleichen Parcours verschiedene Setups und schaue mit welchem Setup ich mehr Punkte schaffe ... das selbe Problem wie von dir beschrieben: einmal 18.1 DPS und dann mit neuen Pfeilen plötzlich 18.3!
Wow - das sind 7 Punkte mehr oder 1.2% ... was sollte das? Ich denke ich schieße wirklich gut und konstant aber die 7 Punkte würde ich niemals auf die neuen Pfeile zurückführen. Selbst ein sehr guter Scheibenschütze müsste schon viele Runden drehen um das sicher auf die Pfeile zurückführen zu können ... die Weltspitze macht das aber sicher bei 300-500 Pfeilen jeden Tag und Trainer der hinter einem steht.
Ich weiß, das ich mit jedem behirnten neuen Setup und Equipment auf dem Parcours erstmal etwas besser schieße, der Effekt verschwindet aber wieder ... meine Psyche reagiert enorm auf das Gefühl besser ausgerüstet zu sein und einen Vorteil zu haben mit dem Nimbus der Unbesiegbarkeit durch setup und Equipment bin ich anscheinend lockerer und relaxter, darauf kommts deutlich mehr an als auf 1/2 Grad im Anstellwinkel der Federn.

Und ich habe um mein vorteilhaftes Equipment und Setup zu finden schon viele Sachverhalte untersucht und Entscheidungen getroffen (im Keller standen schon über 120 schussfertige Testpfeile und ich habe Sehnen aus 5 verschiedenen Materialien gebaut mit unterschiedlicher Strangzahl und dann getestet um für mich auf das Optimum zu kommen).

Klassische Fragen:

Low FOC vs High FOC
Schwerer Pfeil vs leichter Pfeil
Dicke vs dünne Pfeile
Low gpp bs high gpp
Hartes vs weicheres Sehnengarn
Dicke vs dünne Sehne
Handschuh vs Tab vs Tape
Limbsaver ja/nein
Tipschutz ja/nein
.....

Manches kann man messen, manches kann man zählen und eine Gruppierung kann man auch Auswerten, alles kein Problem.
Jedesmal muss man eine Entscheidung treffen, bei manchen bleibt man, manches was am Anfang gut aussah bewährt sich auf Dauer nicht und man wechselt wieder zurück.

Viele Mythen die so aus dem Tradibereich kommen (schwere Spitze zieht den Pfeil ins Ziel) stimmen einfach nicht und sind halt einfache Antworten auf komplizierte Fragen und in der Summe schießen die meisten Tradis einfach viel zu schlecht um überhaupt die Untefschiede selbst erleben und bewerten zu können. Stell dich dann mal mit einem Weltklasse FITAnesen oder BBler einen ganzen Tag auf den Bogenplatz, du glaubst nicht was der dir alles erklären kann und welche Irrtümer der dir aufzeigt, wir sind da alle nicht so verschieden aber in Richtung Tradis besteht oft ein anderer Anspruch an das Hobby, da steht nicht nur das nackte hart erarbeitete Ergebnis im Mittelpunkt - und das ist ja auch ok! Trotzdem gilt für alle die gleiche Physik.

Jetzt zurück zum Thema hier, im ersten post habe ich ja geschrieben was ich untersuchen wollte und du sagst zurecht "Vorsicht im kleiner 5% Bereich" Effekte zu messen und interpretieren, da bin ich voll bei dir.

Schön wäre es wenn du zusätzlich zu deinem berechtigten "Vorsicht"  - da du Ahnung und Bildung genießt - aber auch auf meine und die Erklärungsversuche andere langjähriger und sehr erfahrener Bogenschützen eingehst warum bei verschieden Setups evtl in unterschiedlichen Phasen des Flugs Energie vernichtet wird und das nicht nur als Messunsicherheit abtust.
-> darum gehts mir, das wäre hilfreich!

Die Ergebnisse sind wiederholbar zu erreichen! Ich habe und bin leider keine Schießmaschine aber ich schieße für diesen Versuch gut genug. Die Streuung und Messfehler die natürlich existieren  können  nicht immer zu so gewichteten Ergebnissen führen, das ist stochastisch so gut wie unmöglich. Ich werde die Entfernung bald noch versuchen zu erhöhen und die Ergebnisse wieder teilen, bin sehr gespannt was ich da messen werde.
Die 3-fach gewunden Pfeile sind exakt gleich wie die 4-fach (defakto sind es nicht mal extra gebaute Pfeile sondern re-feathered Pfeile aus einem Wettkampfsatz der 4-fach).

Ich nehme das nicht als persönliche Kritik sondern einfach nur als berechtigte Kritik, aber etwas (den Effekt den ich glaube das es gibt) einfach nur als Messfehler abzutun da DU es dir nicht vorstellen kannst oder DU noch nie drüber nachgedachr hast  und deswegen gar nicht drauf einzugehen empfinde ich als genau so falsch und überheblich in der Herangehensweise wie die andere Fraktion, die mit "war doch schon immer so" und dem nachplappern was andere schlechte Schützen schon seit 40 Jahren sagen durchs Leben kommen.

Lg
Klaus


Offline grumpf

  • Oh ein Pfeil
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    • Beiträge: 90
Hallo Klaus,

danke für Deine ausführliche Antwort, auf die schnelle evt. trifft Messunsicherheit meine Beschreibung der Messergebnisse besser als -fehler. Wenn Du Deinen Versuch wiederholst, dann bitte bei den selben Entfernungen und mit den selben Pfeilen. Auf die Ergebnisse wäre ich sehr gespannt. Weitere Entfernungen wären nett, aber nicht nötig.
Auf Deine Anmerkungen möchte ich in den nächsten Tagen noch eingehen und meine Vermutung ggf. weiter begründen. Darüber hinaus möchte ich auch auf Deine These und Deine allgemeinen Beobachtungen eingehen. Das ganze wird dann ein etwas längerer Post.

Viele Grüße

Jens
Beim Bogenschiessen ist geeignete Kleidung zu tragen.