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Bogenschießen => Bögen => Historischere Bögen (Vollholzbogen / Reflexbogen ) => Thema gestartet von: Waldgeist am Juni 28, 2019, 11:46:14 Vormittag

Titel: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Waldgeist am Juni 28, 2019, 11:46:14 Vormittag
Ich habe mal ein paar Fragen, zum Verhalten eines Holzbogens (z.B. aus Osage oder Esche).
Gibt es ein Alternative zum sog. fliegenden Anker (max. Ankern unter einer sek.)?
Wie lange braucht der Bogen um sich nach dem Schuss "zu erholen" d.h. wann darf der nächste Spannvorgang erfolgen?
Trifft es zu, dass der Bogen seine Spann-/Zugkraft zunehmend verliert?
Gibt es so etwas wie einen "Regenerationsmodus"?
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Mercenario am Juni 28, 2019, 12:06:47 Nachmittag
Einen gut gebauten auf deinen Auszug abgestimmter Holzbogen kann auch gut 3 Sekunden vernünftig geankert werden
Wenn du ihn viel benutzt wird er etwas zuggewicht verlieren aber alles im Rahmen
Also keine Sorge
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: nsb am Juni 28, 2019, 12:07:49 Nachmittag
So richtig fliegenden Anker kann ich nicht, ich zähle am Ankerpunkt in Gedanken langsam "einundzwanzig"  ;D.
Vorher ziehe ich den Bogen etwas "warm" und mache die ersten paar Schüsse nur mit ca. 80% Auszug.
Regenerieren kann er sich, wenn er abgespannt an der Wand hängt.
Wenn kaputt, mache ich wieder einen Workshop.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Tom der Badner am Juni 28, 2019, 12:39:22 Nachmittag
Ich kann nur für meinen Osage Bogen sprechen:

meinen Anker (zwischen  o,3 und 1, 5 sek) hat der Bogen bisher ohne erkennbaren Schäden vertragen.
Aussage vom Bogenbauer: Ein ordentlicher Osage Bogen muss das aushalten, sonst taugt er nicht)
Das Zuggewicht habe ich noch nicht nachgemessen, kann mir aber eine minimale Veränderung gut vorstellen. (leichtes minus von 1-2#)

Eine gewisse Art der Regeneration findet wohl statt, habe den Eindruck, das nach dem Entspannen des Bogens und einem kurzen Zeitraum, der Bogenbauch etwas geringer wird. (die ersten 5h)

Ich habe den Hartl (Primitivbogenbauer bei uns im Forum) per PN angeschrieben und Ihn gebeten hier evtl. seine Meinung beizutragen. Hoffe das er die PN liest.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Waldgeist am Juni 28, 2019, 01:43:51 Nachmittag
" Wenn kaputt, mache ich wieder einen Workshop !
Als Teilnehmer oder als Veranstalter?    ;D

@ Tom: Danke für die Info an Hartl
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: stoned am Juni 28, 2019, 01:50:45 Nachmittag
Laut dem Bogenbauer (Thomas Carl), bei dem ich einen Kurs gemacht / Bogen gebaut habe: Ein gut gebauter PB aus passendem Holz hält und kann fast normal geschossen werden (kein fliegender Anker oder spezielle Pausen zwischen den Schüssen notwendig).

Ein PB soll laut ihm die ersten 600 - 1.000 Schüsse nicht voll ausgezogen werden. Ich habe das bei uns auf der großen Kinderscheibe gemacht - ohne zu zielen (will ja keinen neuen "Schussablauf"). In dieser Zeit zeigt sich wohl auch, ob es (im Holz) versteckte Problemzonen gibt bzw. ob richtig gebaut und getillert wurde.

Auf die Frage, dass ich schon mal 2 Sekunden (selten vllt. auch 3) ankere, gabs ein Lächeln und ein "passt".

Wichtig ist, auf die Lagerbedingungen zu schauen (kühl, nicht zu trocken). Ich würde den Bogen auch jedes Mal abspannen, wenn es ne längere Pause gibt.

Die Zugkraft kann bis zu 5# nachlassen. Es kann sich auch etwas "Set" einstellen - sprich der Bogen geht abgespannt nicht mehr ganz in die Ausgangsposition zurück.

Ich würde laienhaft sogar behaupten, dass das genannte Osage eins der "stressfreieren" Hölzer bei der Benutzung ist.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: nsb am Juni 28, 2019, 02:12:53 Nachmittag
" Wenn kaputt, mache ich wieder einen Workshop !
Als Teilnehmer oder als Veranstalter?    ;D
Als Teilnehmer. 😁
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Hartl am Juni 28, 2019, 10:45:59 Nachmittag

Zuerst mal, Danke Tom, für den Hinweis zu diesem Thema. Ich seh schon, ich muss öfters ins Forum reinschauen.

Zur Ankerzeit, grundsätzlich bin ich mir sicher, dass jeder gut gebaute Holzbogen einen Anker von 3 Sekunden aushalten muss. Sonst hätte er kein Pfeilbogen werden dürfen, sondern einer zum Feuermachen. Unabhängig davon, ist es aber trotzdem so, dass die sogenannte Hysterese im Holz mit der Länge der Biegebelastung zunimmt. Das heißt, bei einem 3 sek Vollauszug sinkt der Biegewiderstand im Holz deutlich geringer als die Rückstellfähigkeit. Durch den Chronograph geschossen, wird der Pfeil 5-10 fps langsamer werden. Das bezieht sich aber nur auf den einelnen Schuss. Der Bogen wird also nicht während des Turniers immer schwächer. Jetzt muss sich der Schütze halt entscheiden, mit einem schnellen Pfeil eine flachere Flugbahn, oder einen langsameren  Pfeil mit einer höheren Parabel - aber dafür mit einer sauberen Schießtechnik sichere  reproduzierbare Treffer.

Zwischen den einzelnen Schüssen braucht der Bogen keine Erholungszeit. Wenn ich einen eingeschossenen Holzbogen 15 mal mit der Zugwaage ausziehe, zeigt sich vom ersten bis zum letzten Auszug das gleich Zuggewicht.

Ja, es trifft zu, dass ein Holzbogen an Spann-/Zugkraft verliert. Nach den ersten paar hundert Schüssen, (welche selbstverständlich von Anfang an im Vollauszug durchgeführt werden) ist der Bogen eingeschossen. Dabei verliert er 5-10% seiner Zugkraft, je nachdem wie oft ihn der Bogenbauer zur Probe geschossen hat. Ich schieße die von mir im Auftrag gebauten Bögen 3-4 hundertmal,  um sicherzustellen, dass der Tiller stimmt und das gewünschte Zuggewicht erreicht wird.  Im Laufe der Jahre, über viele tausend Schüsse, verliert er nur noch ganz wenig, das kompensieren aber die meisten Schützen durch ihr eigenes Schwächerwerden.

Einen Regenerationsmodus gibt es auch. Das heißt, nach dem Schießen abspannen (ich spann meinen Bogen nie während eines Turniers in der Pause ab), liegend bei normalen Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen lagern. Aber bitte keine trockene Heizungsluft oder feuchte Waschküche. Kurzfristig über ein paar Stunden/ einen Tag macht das natürlich nichts aus, dafür ist er ja geölt oder gewachst.

Zu guter Letzt sei aber noch gesagt, dass einige dieser „Weisheiten“ und Empfehlungen grundsätzlich zutreffen, andere aber sehr stark abhängig sind von der Holz- und Bauart.  Osage ist z.B. viel weniger anfällig für solche Belastungen, Esche dagegen deutlich mehr.  Sehnenbelegte oder mit Backing gebaute Holzbögen reagieren oft ganz anders. Die Belastungen hängen immer auch von den Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnissen im Holz ab. Bei den von mir gebauten Bögen kann ich den Leuten gewisse Garantien geben, andere Bogenbauer setzen vielleicht andere Schwerpunkte.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Waldgeist am Juni 28, 2019, 11:13:38 Nachmittag
Moin Hartl,
besten Dank für deine umfassende und schnelle Antwort auf meine Fragen. Der reine Holzbogen ist für mich doch eher ein unbekanntes "Buch mit sieben Siegeln". Der Wertstoff/Werkstoff Holz imponiert mir sehr; gleichwohl sind meine Bögen alle aus Holz, aber eben glasbelegt - jedoch ohne Karboneinlage.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Hartl am Juni 29, 2019, 08:42:42 Vormittag
Bitte. Sehr gerne!
Ich baue, schieße und beschäftige mich mittlerweile seit 15 Jahren mit dem Holzbogen.
Meine Begeisterung dafür ist nach wie vor voll da, deshalb bin ich bei Fragen und Diskusionen auch immer gern dabei, und lern auch immer wieder was dazu.

Meine liebe Frau, die Paluma, meinte die Aussage:
Im Laufe der Jahre, über viele tausend Schüsse, verliert er nur noch ganz wenig, das kompensieren aber die meisten Schützen durch ihr eigenes Schwächerwerden.
sei missverständlich.

Okay, da hat sie wahrscheinlich recht. Ich hätte hier: :Achtung: dazu setzen sollen.
Es ist natürlich kein Kompensieren sondern eher ein zufriedenes Hinnehmen.  ;)
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: DaiSho am August 02, 2019, 06:36:30 Vormittag
Ich habe gestern Abend in ein 3-D Heft (glaub 2/2018) vom Didi Vorderegger reingeschaut.
Er teilt diese Art von Bögen in Klassen ein, welche dann auch die Ankerzeit ansprechen.

Der Osagebogen ist da in Klasse 2 angesiedelt, ein Reiterbogen in Klasse 4. Während der Reiterbogen auch 3-5 Sekunden ankern verträgt,
gibt er beim Osage (glaube) 1 - 2 Sekunden an.

Wenn gewünscht, kann ich am WE noch einmal genau nachschauen und a bissl was abtippen.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Tom der Badner am August 02, 2019, 06:51:51 Vormittag
@DaiSho, das wäre super :yes:
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: stöckchenschubser am August 02, 2019, 07:47:30 Vormittag
Ich habe nicht einen meiner Holzbögen und Hornbögen spezifisch kurz geankert.
Jeder dieser Bögen hat ohne Probleme 3 Sekunden vertragen.
3 Sekunden sind verdammt lange.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Stringwistler am August 02, 2019, 08:13:08 Vormittag
Also ich hab das bei meinem Eberesche schon stark gemerkt, daß er bei 1-2 sec. Anker deutlich Geschwindigkeit verliert. Bei angetippten Anker waren sogar die Pfeile manchmal leicht zu weich.
Erst die Bestätigung durchs Chrony brachte damals den Beweis daß da 10-15ft. Unterschied war. Die Pfeile hatten um die 500gn bei 48lb. Bogen. 
Also Eberesche ist am schnellsten mit fliegenden Anker. Aber selbst im Anker gehalten mit 1/2sec. waren reproduzierbare Geschwindigkeiten durchs Chrony möglich. Also wie Hartl schon schreibt... das muß der Schütze für sich entscheiden welche Schussform er da wählt und wie er noch trifft.  :youRock:
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Waldgeist am August 02, 2019, 08:44:01 Vormittag
Schon spannend mit welcher "Individualität" so ein Holzbogen behandelt werden will. Holz ist eben ein dauerhaft lebendiger genialer Werkstoff der uns und unserer sportlichen Lieblingsbeschäftigung sehr entgegen kommt.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: JanL (†) am August 02, 2019, 10:25:09 Vormittag
Wenn gewünscht, kann ich am WE noch einmal genau nachschauen und a bissl was abtippen.

Also. Wir befinden uns ja im Jahre 2019 A.D.
Wäre es da nicht einfacher den Artikel mit einem handelsüblichen mobilen Kommunikationsgerät abzufotografieren und hier zu posten?   ;D
Wobei man hier evtl. aus datenschutz- und urheberrechtlichen Gründen Vorsicht walten lassen sollte.   ::)
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: DaiSho am August 02, 2019, 11:21:14 Vormittag
Deswegen tippe ich lieber was ab. Abfotografieren und reinstellen nur mit Genehmigung.
Ansonsten dürfte ja die Quellenangabe reichen.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: JanL (†) am August 02, 2019, 11:39:26 Vormittag
Ansonsten dürfte ja die Quellenangabe reichen.

Unbedingt. Sonst wäre es ja ein Plagiat. Und wie das endet wissen wir ja ...... ZACK! Sind Doktortitel Ministeramt futsch.   ;D

Über das Smartphone posten ginge dann auch mit der Diktierfunktion   8)
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: DaiSho am August 03, 2019, 12:59:48 Nachmittag
Wie zugesagt, hier vom Didi Vorderegger aus 3-D Bogensport Ausgabe 2/2018 Schießen mit historischen Bögen Teil 3 die Passagen zum ankern:

Kategorie 2 = 1 Sekunde
Osage Orange ... Wenn das Design den Bogen nicht am Limit belastet, ist das Ankern im Vollauszug für die Dauer einer Sekunde ohne Überlastung des Materials möglich.

Kategorie 3 = 1 bis 2 Sekunden
Bögen mit Verstärkung edes Bogenrückens durch ein "Backing". Ziel dabei ist es, den Borgenrücken durch ein besonders zugstarkes Material zu verstärken, um die Leistung und Haltbarkeit zu verbessern. Die Dauer vom Anker kann auf ca. 2 Sekunden erweitert werden.
Gängige Varianten sind Verstärkungen aus Bambus oder Hickory. Der Klassiker seit tausenden Jahren ist die Verstärkung durch einen Sehnenbelag ...
Dort ist dann auch ein Beispielbild mit einem Osagebogen mit einem Rothautbacking, wo das Ankern von 2 Sekunden noch im sicheren Bereich ist vorhanden.

Ich habe mich jetzt nur auf die Ausschnitte des Ankerns beschränkt. Natürlich steht da noch weit mehr.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Stringwistler am August 03, 2019, 10:25:41 Nachmittag
Wie zugesagt, hier vom Didi Vorderegger aus 3-D Bogensport Ausgabe 2/2018 Schießen mit historischen Bögen Teil 3 die Passagen zum ankern:

Kategorie 2 = 1 Sekunde
Osage Orange ... Wenn das Design den Bogen nicht am Limit belastet, ist das Ankern im Vollauszug für die Dauer einer Sekunde ohne Überlastung des Materials möglich.

Kategorie 3 = 1 bis 2 Sekunden
Bögen mit Verstärkung edes Bogenrückens durch ein "Backing". Ziel dabei ist es, den Borgenrücken durch ein besonders zugstarkes Material zu verstärken, um die Leistung und Haltbarkeit zu verbessern. Die Dauer vom Anker kann auf ca. 2 Sekunden erweitert werden.
Gängige Varianten sind Verstärkungen aus Bambus oder Hickory. Der Klassiker seit tausenden Jahren ist die Verstärkung durch einen Sehnenbelag ...
Dort ist dann auch ein Beispielbild mit einem Osagebogen mit einem Rothautbacking, wo das Ankern von 2 Sekunden noch im sicheren Bereich ist vorhanden.

Ich habe mich jetzt nur auf die Ausschnitte des Ankerns beschränkt. Natürlich steht da noch weit mehr.
Waaaas... einen Indianer haben die da drauf geklatscht... dürfen die denn das?  :Achtung: :Achtung: :Achtung:
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: DaiSho am August 04, 2019, 08:11:23 Vormittag
 :klasse: Guido
da hab ich nicht geschaltet ...
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Stringwistler am August 04, 2019, 08:23:34 Vormittag
Weiß ich doch... passiert mir andauernd mit der Autovervollständigungsverflixtdashörtsichjetzt wiederandersan mit dem Handy...  :Achtung:
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Waldgeist am August 04, 2019, 08:34:38 Vormittag
Könnte aber auch ´ne Altersfrage sein?       ::)  O:-)
 :ontopic:
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Stringwistler am August 04, 2019, 09:18:52 Vormittag
Könnte aber auch ´ne Altersfrage sein?       ::)  O:-)
 :ontopic:
Oh ja.... da ist man dann oft zu faul, den getippten Text auch nachzulesen...  :GoodJob:
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Hartl am August 04, 2019, 01:06:44 Nachmittag
Wie zugesagt, hier vom Didi Vorderegger aus 3-D Bogensport Ausgabe 2/2018 Schießen mit historischen Bögen Teil 3 die Passagen zum ankern:

Kategorie 2 = 1 Sekunde
Osage Orange ... Wenn das Design den Bogen nicht am Limit belastet, ist das Ankern im Vollauszug für die Dauer einer Sekunde ohne Überlastung des Materials möglich.

Kategorie 3 = 1 bis 2 Sekunden
Bögen mit Verstärkung edes Bogenrückens durch ein "Backing". Ziel dabei ist es, den Borgenrücken durch ein besonders zugstarkes Material zu verstärken, um die Leistung und Haltbarkeit zu verbessern. Die Dauer vom Anker kann auf ca. 2 Sekunden erweitert werden.
Gängige Varianten sind Verstärkungen aus Bambus oder Hickory. Der Klassiker seit tausenden Jahren ist die Verstärkung durch einen Sehnenbelag ...
Dort ist dann auch ein Beispielbild mit einem Osagebogen mit einem Rothautbacking, wo das Ankern von 2 Sekunden noch im sicheren Bereich ist vorhanden.

Ich habe mich jetzt nur auf die Ausschnitte des Ankerns beschränkt. Natürlich steht da noch weit mehr.

Nur weil es in der 3D Zeitung vom Vorderegger steht, muss es noch lang nicht richtig sein.

Die Artikel über das Schießen mit dem Historischen Bogen in den letzten 3D Ausgaben hab ich auch alle gelesen.

Den Autor, Wolfgang Gailer hab ich schon kennen gelernt, und schätze ihn als einen sympathischen Kerl und guten Bogenbauer ein.

Trotzdem ist nicht alles richtig was er schreibt.

Alle Hölzer haben eine höhere Zug- als Druckbelastbarkeit. Deshalb geschieht die Schwächung eines Bogens größtenteils über den Bauch.
Wenn jetzt also ein sehr zugstarkes Material als Backing aufgebracht wird, steigert sich dadurch die Druckbelastung am Bauch.
Bei geeigneter Bauweise, zB. durch einen Perry-Reflex oder einem Deflex-Reflex, kann ich dadurch die Leistung und den Schießkomfort erhöhen.
Oder man kann aus einem Stück Holz, welches auch bei sorgfältigster Bauweise, keinen belastbaren Bogenrücken hergibt, mit einem Backing trotzdem einen guten Bogen bauen.

Wenn ein reiner Holzbogen/Selfbow einen sauber gearbeiteten Bogenrücken hat, gibt es keinen Grund, warum er nicht genauso lang geankert werden darf wie ein Belegter/Backed Bow.

Das ist in dem zitierten Artikel aber nur einer von mehreren Widersprüchen.

Sorry, wenn ich mich schon wieder als Klugscheißer präsentiere, aber so isses.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Waldgeist am August 04, 2019, 01:13:10 Nachmittag
" Sorry, wenn ich mich schon wieder als Klugscheißer präsentiere, aber so isses. "

Aber, Hartl, das ist es doch, was ein Forum ausmacht. Ein lebendiger Disput der in der Sache geführt wird ist ungeheuer wichtig und hilft bei der Findung und Herausbilung einer eigenen Position. Insofern sei bedankt dafür, dass du uns nicht "dumm sterben lässt". 
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Stringwistler am August 04, 2019, 06:40:22 Nachmittag


Wenn ein reiner Holzbogen/Selfbow einen sauber gearbeiteten Bogenrücken hat, gibt es keinen Grund, warum er nicht genauso lang geankert werden darf wie ein Belegter/Backed Bow.

Das ist in dem zitierten Artikel aber nur einer von mehreren Widersprüchen.

Sorry, wenn ich mich schon wieder als Klugscheißer präsentiere, aber so isses.

Es ist ja nicht nur darum gegangen wie lange man ihn im Anker halten darf, sondern auch ob er bei längerem halten im Anker an Leistung verlieren kann...
und das kann manches Holz, wenn nicht sogar die meisten, durchaus. Osage ist da wohl noch am wenigsten anfällig dafür viel Leistung abzubauen. ;)

Und ich muß Waldgeist Recht geben, das ist doch voll ok wenn du da deine Meinung vertrittst, dafür wird hier ja auch diskutiert... :yes: :GoodJob:
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Hartl am August 04, 2019, 07:25:27 Nachmittag
@ Stringwistler :

Selbstverständlich geht es hierbei um einen Leistungsverlust, das hab ich doch schon am 28.07. erklärt.
 :bang:

Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Stringwistler am August 04, 2019, 07:27:51 Nachmittag
@ Stringwistler :

Selbstverständlich geht es hierbei um einen Leistungsverlust, das hab ich doch schon am 28.07. erklärt.
 :bang:

sorry...meine Haltwertzeit ist grad nur 3-4 Tage.... :Achtung:
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: ravenheart am August 06, 2019, 06:07:06 Nachmittag
Ich kann mich den Ausführungen von Hartl weitgehend anschließen...

Nur bei dem Satz:
Zitat
Alle Hölzer haben eine höhere Zug- als Druckbelastbarkeit.

würde ich widersprechen...: Es gibt auch andere, z.B. Hainbuche.
Die hat ne super Druckbelastbarkeit, geht aber nur mit Backing...

Rabe
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Hartl am August 07, 2019, 12:09:00 Vormittag
Ich kann mich den Ausführungen von Hartl weitgehend anschließen...

Nur bei dem Satz:
Zitat
Alle Hölzer haben eine höhere Zug- als Druckbelastbarkeit.

würde ich widersprechen...: Es gibt auch andere, z.B. Hainbuche.
Die hat ne super Druckbelastbarkeit, geht aber nur mit Backing...

Rabe

Ja da hast du recht !! :agree:  Zu schnell geschrieben, zu wenig gedacht.

streiche : Alle , setze : Die meisten
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Benji am November 24, 2021, 04:35:43 Vormittag
Guten Abend.

Ich würde das Thema gern nochmal aufgreifen, da ich seit gestern der Stolze Besitzer einen Self Bow‘s bin. (Aus Hickory)

Vom Bogenbauer hab ich gesagt bekommen das ich die ersten 1000 Schuss nicht über 27 Zoll Auszug ziehen soll. (Hab einen 28 Zoll Auszug) Und ich solle wohl „nie“ Ankern.

Soweit ich jetzt hier alles gelesen habe ist das wohl nicht ganz so korrekt. Bzw. eher subjektiv.

Ist Hickory den auch so anfällig auf die ganzen Faktoren? Weil von dem Holz wurde hier nie geredet.

Wäre schon wenn mir auf diese Frage Jemand antworten könnte.

Gruß Benjamin
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Waldgeist am November 24, 2021, 05:31:20 Vormittag
Wenn der Bogenbauer Dir diese Empfehlung mit auf den Weg gegeben hat, dann würde ich dem folgen.
Holz ist kein totes Material; es ist vielmehr in der Lage "zu lernen". Dazu kann es durchaus vernünftig sein, wenn Du den Bogen nicht sofort unter Vollast/Vollauszug setzt, sondern ihn zunächst etwas geringer belastest. Kein Sportler würde aus dem Stand heraus d.h. ohne sich erwärmt zu haben full speed zu gehen. Dein Selfbow ist da nicht anders.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Erbswurst am November 24, 2021, 05:42:09 Vormittag
Hier würde ich gern (teilweise) widersprechen. Holz ist kein Muskelgewebe, der Vergleich ist absurd.

Wenn ein Bogen nicht voll ausgezogen werden kann, ist er nicht vernünftig gebaut!

Hickory ist ein sehr gutes Bogenholz und wird seit Jahrhunderten verwendet. Es ist allerdings nicht so leistungsfähig wie etwa Eibe oder Osage, dafür ist es preiswerter und weniger kritisch bei der Verarbeitung. Ergibt aber bei passendem Design gut schießende Bögen.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Polaris am November 24, 2021, 05:59:43 Vormittag
Hier würde ich gern (teilweise) widersprechen. Holz ist kein Muskelgewebe, der Vergleich ist absurd.

Ich möchte auch ein wenig widersprechen... In den letzten Jahrzehnten habe ich den einen oder andren Bogen gebaut (meist aus einem Stück Holz) und natürlich auch geschossen.. Ein Bogen hält, oder hält eben nicht.. da man einfach nicht ins Holz schauen kann.. Warum sollte ein Bogen erst nach "so und so viel" Schuss seine volle Leistung entfalten können.. Wenn der Bogen gut gebaut wurde muss er es einfach aushalten, dass er von Anfang an sein volles Potential entfalten kann.... Nicht wenige Selfbower "wärmen" ihre Bögen nicht mal vor dem Schießen auf und die Bögen halten auch viele Jahre.

Und was Hickory betrifft.. Dieses Holz ist nicht besser oder schlechter als andere Hölzer.. Ich kenne Hickory Bögen die Osage und Eibe locker in die Tasche stecken.. Es liegt letztlich an der Qualität des Holzes und der Arbeit des Bogenbauers.. Das Problem ist, dass man hier in Germanien eben nicht immer das beste Material bekommt.. und viele "Nudeln" im Umlauf sind, die in irgendwelchen Kursen entstanden sind.. (womit ich nichts gegen Kurse sagen möchte)..

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass diese Meinung auf meinen Erfahrungen basiert und du letztlich selber entscheiden muss wie du deinen Bogen gebrauchst..






 
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Burkhard am November 24, 2021, 07:49:48 Vormittag
Wie lang ist denn der Bogen
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Ulrich am November 24, 2021, 11:25:37 Vormittag
Meine bescheidene Erfahrung mit einheimischen Hölzern:
Hasel und Ulme müssen lang genug sein. Beide sind nur für ein flaches Profil geeignet. Beide zeigen String Follow. Haben sie sich einmal gesetzt, gibt`s über die Jahre kaum noch Veränderung.
Hasel ist kaum für Bögen über 30# geeignet (je mehr Holz dran, umso grösser die Gefahr von Stauchrissen).  Hasel wirkt beim Entspannen nach dem Gebrauch lahm. Die Rückstelleigenschaften von Ulme sind wesentlich besser.
Ahornholz gibt gute Bögen. Das beruht jedoch nur auf der Druckfestigkeit. Ich hatte zwei davon. Beide sind explodiert. Allerdings habe ich beide zu schnell getrocknet.
Milchorange schneidet in allen Belangen am besten ab. Das Holz ist allerdings teuer.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Burkhard am November 24, 2021, 11:56:40 Vormittag


Wenn ein Bogen nicht voll ausgezogen werden kann, ist er nicht vernünftig gebaut!



 mich würde da interessieren ob beim Bogenbauer auch eine Angabe bezüglich der Auszugslänge gemacht wurde. jeder Bogenbauer kann den Bogen indem er Bogenlänge und Auszug beachtet auf das gewünschte Zuggewicht tillern. das kann mit Sicherheit auch derjenige der dir den Bogen gebaut hat. von daher bin ich schon über diese Aussage etwas verwundert das der Bogen nur bis 27 " gezogen werden soll. und was ist ist wenn diese ersten 1000 Schüsse absolviert wurden. kann der Bogen dann auf 28 " gezogen werden. außerdem kannst du doch mit der Standhöhe, falls dir eine empfohlen wurde, einen Einfluss auch auf die Auszugslänge nehmen. dreh die Sehne etwas auf so das die Standhöhe geringer wird. so hast du dann beim Auszug bis 28 " dieselbe Bogengeometrie wie bei höherer Standhöhe bei 27 " Auszug. das gilt übrigens für alle Bögen, nicht nur für Selfbows oder Holzbögen. wer einen längeren Auszug hat kann die Standhöhe etwas verringern. mit kurzem Auszug kann sie etwas erhöht werden

  und Hickory ist übrigens ein sehr gutes Holz und für den Bau eines Bogens hervorragend geeignet. ich habe schon einige Bögen aus Hickory gebaut und jeder hat meinen Ansprüchen genügt. da brauchst du absolut keine Bedenken zu haben
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Polaris am November 24, 2021, 11:59:03 Vormittag
@ Ulrich.. deine Erfahrungen mit Hölzern in allen Ehren.. aber ich kann mich dem nicht anschließen.. oder besser, nicht vollends anschließen..



Das Profil muss zum Holz passen.. und nicht umgekehrt .. Ich meine das im Sinne von "Ich möchte einen "D" Profil ELB bauen, welches Holz nehme ich".. das kann daneben gehen.. Besser ist "Ich habe dieses Stück Holz, welches Profil passt".. Wo ist der Bogen im Holz.. Ich habe ELB Style Bögen aus Hasel gesehen, mit einem ausgeprägtem "D" Profil und Zuggewichten von weit über 30#.. das Holz hatte damit kein Problem.. Und Top Eiben, die während (und kurze Zeit danach) des Tillerns gebrochen sind..

Um wieder Topic zu werden... Sind Holz und Arbeit gut gewählt, braucht der Bogen kein "Praktikum".. 

Wie gesagt.. meine Erfahrungen mit gebrochenen und haltenden Bögen.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: PG am November 24, 2021, 12:50:47 Nachmittag
Ich habe verschiedene Holzbögen, 1 Osage, 1 Ahorn, 1 laminierten Bambus-Massa und 1 laminierten Eibe-Ahorn. Da ich mir das Systemschießen angewöhnt habe, kann ich leider auch bei Holzbögen nicht anders und ankere grundsätzlich 3sek+. Bisher hat keiner der Bögen ein nennenswertes Stringfollow oder an Zuggewicht verloren. Der Osagebogen ist inzwischen 11 Jahre alt, wurde von -15 bis +40°C geschossen und hat sich nie beschwert. Und sollte sich einer der Bögen eines Tages verabschieden, kann ich sagen, es war mir ein Spaß und eine Ehre, dich schießen zu dürfen.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Benji am November 24, 2021, 05:37:54 Nachmittag
Wie lang ist denn der Bogen

Der Bogen ist 68“ lang und hat auf 28“ Zoll 40 Pfund.

Wie wurde gesagt die 28“ Zoll Auszug schafft er auf jeden Fall ohne bedenken. Nur er solle sich eben an die Arbeit gewöhnen. Deswegen erstmal nicht in „meinen“ vollauszug.
Titel: Re: Zum Umgang mit einem Holzbogen
Beitrag von: Burkhard am November 24, 2021, 06:06:45 Nachmittag
Das sind 172 cm. Der dürfte sogar einen längeren Auszug verkraften. Also mach es so wie dir geraten wurde. Ist zwar nicht zwingend notwendig meiner Meinung nach und mache diese 1000 Schüsse oder auch weniger und du wirst einen guten Bogen besitzen. Und sei versichert. Mit Hickory hsst du eine gute Wahl getroffen.