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Bogenschießen => Training => Thema gestartet von: byronic am September 24, 2018, 03:58:33 Nachmittag

Titel: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: byronic am September 24, 2018, 03:58:33 Nachmittag
Hallo, ich wollte mal eure Meinung dazu hören.
Ich war letztes mal wieder im Parcour und hab auf sehr nahe Ziele 5-8 Meter mal etwas neues probiert.
Und zwar ziele ich über den Pfeil und ziehe aus, lasse aber ungefähr bei 60-70% der Auszugslänge schon los, komme daher gar nicht zum Ankerpunkt.
Dieses aber auch bewust, so eine Art Snapshooting.

Was ich dabei bemerkt habe ist, dass damit meine Treffresultate extrem prezise sind und ich damit sogar bei den kleinesten Tieren immer im Kill bin.

Die Frage ist jetzt, sollte man die Technik so beibeihalten, da der Zweck das Mittel heiligt und ich mich dabei sehr wohl fühle.
Oder würde ihr meinen, dass es eine unsaubere Schusstechnik ist und mann difinitiv so nicht schißen sollte, da mann immer den gleichen Schussablauf haben muss/sollte.
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: carpe noctem am September 24, 2018, 04:07:16 Nachmittag
Antwort B


Weil die unsaubere Technik sich immer weiter verschleift auch in weitere Distanzen. Und zu einem späteren Zeitpunkt deine Trefferquote wesentlich schlechter wird.
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: Sabiji am September 24, 2018, 04:18:31 Nachmittag
Definitiv Antwort B. Carpe Noctems Antwort kann ich nichts hinzufügen.
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: ravenheart am September 24, 2018, 04:28:13 Nachmittag
Es gibt ein weiteres Problem dabei:
Das ganze funktioniert nur, wenn der Bogen voll "centershot", also 1/2 Pfeilbreite bis über die Mitte geschnitten ist.
Bei jedem Bogen, der NICHT bis zur Mitte geschnitten ist, würde bei NICHT-Vollauszug der Pfeil zu steif reagieren und folglich seitlich abweichen!

Zwar stehe ich auf dem Standpunkt: Wer trifft, hat Recht!
Aber ich bin skeptisch... Der Minderauszug ist ohne Ankerpunkt nicht klar definiert, die (von weiteren Schüssen) unterschiedliche Visierung (hier: über den Pfeil) kann in der Tat zu unklarer "Mischung" führen und das Ergebnis insgesamt eher verschlechtern.

Tipp:
Versuche das Gegenteil!

Teste aus, wie viel Abweichung vom Zielpunkt Du bei kurzen Distanzen hast, und visiere bei solchen (ja eher seltenen!) Schüssen auf einen imaginären Zielpunkt, der genau diese Abweichung korrigiert.

Beispiel: Liegen auf 5 m alle Schüsse 10 cm zu hoch, visiere wie sonst auch gewohnt, aber 10 cm unter das Kill - mit Anker im Vollauszug. ("Zielpunkt-Methode", "Point of Aim")

Rabe


Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: byronic am September 24, 2018, 04:42:16 Nachmittag
Ok, ich werde das mal austesten.
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: Ari am September 24, 2018, 05:46:23 Nachmittag
Da wurde eigentlich schon alles dazu geschrieben!

Ich bin derzeit auch ein bekennender Fan von recht kurzen Entfernungen (5 - 10m), um mal
zu testen, wie es da mit der Gruppierung ausschaut.

Aber IMMER im gewohnten Vollauszug mit fest definiertem Ankerpunkt!

Das ist ja gerade der Reiz bei diesen ungewohnten Distanzen, rausfinden und verinnerlichen, wie weit muss
man runtergegen um im Kill/Gold zu landen!
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: Kedde am September 24, 2018, 07:44:39 Nachmittag
Ich habe bei kurzen Distanzschüssen auch schon des öfteren nicht voll ausgezogen und den Ankerpunkt bewusst weggelassen. Auch bei mir waren die Treffer erstaunlicherweise sehr gut. Es funktioniert also, aber nicht desto trotz ankere ich im Vollauszug. Ist halt alles Trainingssache und ich habe tatsächlich Angst das ich mir dieses "nicht Ankern" angewöhne.
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: Cayuga am September 24, 2018, 08:40:45 Nachmittag
Schließe mich der B-Fraktion an. Ganz eindeutig. Immer fester Ankerpunkt, nicht bei nahen Zielen kürzer ausziehen und auch nicht bei weiten Zielen überziehen. Wir haben nur wenige Konstanten beim Bogenschießen. Eine Konstante ist der Auszug. Lass Deinem Unterbewusstsein die Chance, sich voll auf die Höhe zu konzentrieren.
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: Grombard am September 24, 2018, 10:54:23 Nachmittag
Ich übe gezwungenermaßen Technik in meiner Garage auf 7-8m.
Mit sauberem Anker und Auszug.
Dabei treffe ich an guten Tagen reproduzierbar Punkte in Euro-Größe.

Mach das nicht.
Trainiere lieber mit einem kleinen Ziel das Schießen auf kurze Distanzen.
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: snoopy am September 25, 2018, 07:18:24 Vormittag
Eindeutig B
Auf einem Turnier hatten wir mal eine Ratte auf ~ 1,5 Meter von einem Baumstupf direkt zu deinen Füßen in einem Loch zu schießen.
Aufgrund der extrem kurzen Distanz habe ich ganz lässig auch nicht bis zum Ankerpunkt gezogen, denn da konnte man gar nicht vorbeischießen....dachte ich...
Zweiter Pfeil wieder Vollauszug und Treffer....

Es mag im Einzelfall klappen, aber ich denke es bringt deine "Programmierung" durcheinander und verschlechtert auf Dauer die Reproduzierbarkeit der Treffer.
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: roscho am September 25, 2018, 08:15:41 Vormittag
Ich sags mal so: gehen tut das schon, der "moderne" Anker ist eine Erfindung der relativen Neuzeit und wurde erst so um 1900 zu den olympischen Spielen eingeführt.

Native Bogentraditionen kennen diesen Anker nicht, Plains Indianer haben zB schon aufgrund Ihrer kurzen Bögen nur sehr kurz vor die Brust gezogen.

Oder um ein anderes Beispiel zu nennen: Basketballer haben auch nicht nur einen Wurfstil ;)

ABER der Wechsel zwischen unterschiedlichen Schiesstilen und Positionen ist schwierig und setzt für jeden dieser Stile ein intensives Training vorraus ..

Von daher würde ich auch zu Antwort B tendieren ;)

Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: Sabiji am September 25, 2018, 08:44:53 Vormittag
Gerade auf Turnieren gelten Nahe Ziele immer gerne als Punktelieferanten. Solche Ziele "muss man machen" und man will nicht der einzige Trottel in der Gruppe sein, der das Teil versiebt.
Der Fokus wandert auf´s treffen wollen. Ich bin selbst nicht davor gefeit. Es gibt ja kaum Parabel und wenn man meint man hat es lässt man halt los ohne wirkliche Rückenspannung. Ich ärger mich jedes Mal wahnsinnig über mich selbst, wenn ich mich dabei erwische. Über die eingesackten Punkte kann ich mich nicht wirklich freuen.
Ich hämmere mir jedes Mal ein: achte auf dein besch**enen Bewegungsablauf! Löse nur dann wenn alles passt!
Für mich ist es besonders ein psychologischer Faktor. Der Schaden ist ungleich höher, wenn ich mit schlampiger Technik vorbei Semmel und weiß, ich habe alles verkehrt gemacht als wie mit sauberer Technik sich einfach mal zu verschätzen. Dieses ärgern bringt einen noch zusätzlich davon ab sich wieder aus einem Loch während eines Wettkampfes zu holen. Und wenn ich trotz schlampiger Technik treffe, hebt das auch nicht unbedingt mein Selbstbewusstsein. Es gibt nichts besseres als mit einer sauberen Technik sauber zu treffen. Das hat doch jeder schon erlebt, oder?

Auf Turnieren erlebt man immer wieder die merkwürdigsten Techniken mit denen die Schützen auch offensichtlich treffen. Das sollte auch mit fliegenden Anker funktionieren, wenn man sich BEWUSST diese Technik verinnerlicht. Es ist also wirklich eine Frage ob ich bewusst oder eher unbewusst (wie oben beschrieben) auf´s ankern verzichte. Bei ersterem finde ich eine einfach zu reproduzierende Technik immer effizienter. Bei letzteren halte ich sogar die Gefahr auf dem besten Weg eine Targetpanik zu entwickeln als durchaus gegeben. Besonders Anfänger würde ich solche "Experimente" auf keinen Fall empfehlen.

Aus dem Grund bin ich auch nicht der beste Freund des Spruches "wer trifft hat Recht". Sicher, es gibt viele Leute die über Jahre oder Jahrzehnte solide Ergebnisse liefern. Aber gerade mit dem 3D Hype gibt es das Phänomen, dass Schützen "auftauchen", ein paar Jahre oben mit schießen und dann plötzlich ins Mittelfeld oder tiefer abrutschen. Oft wechseln sie dann ein paar mal die Bogenklasse oder wechseln gar zu Compound. Bogenschießen ist nicht für umsonst eine Sportart mit enorm hoher mentaler und technischer Wechselwirkung. Haut das eine nicht hin, zieht es das andere mit runter.
Deswegen immer schöööön auf Rückenspannung achten und nieee den Spaß verlieren! ;)
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: Sabiji am September 25, 2018, 08:56:10 Vormittag

Native Bogentraditionen kennen diesen Anker nicht, Plains Indianer haben zB schon aufgrund Ihrer kurzen Bögen nur sehr kurz vor die Brust gezogen.

Nicht nur die Plains. Bei vielen Naturvölker welche Bögen benutzen sieht man das. Aber diese nutzen ihre Bögen sicher auch nur in einer bestimmten Range. Gerade im Primitivbogenbereich ist das ausgiebige ankern materialtechnisch wohl auch gar nicht ideal.
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: Shadowhunter am September 25, 2018, 08:58:26 Vormittag
 :GoodJob: :agree:
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: carpe noctem am September 25, 2018, 10:43:07 Vormittag
Die Plainsindianer haben aus vollem Galopp auf einen Büffel geschossen, ziemlich großes Ziel kurze Entfernung und das vom Pferd aus.
Da kommt man nicht zum langen Ankern.


Wer behauptet mit Primitivbögen soll man nicht ankern weil das dem Bogen schadet, sollte sein Bogen verbrennen denn dann taugt er nur als Feuerholz.


Gut gebaute Holzbögen, die zum Auszug des Schützen passen, kann man ohne Probleme 2-3 Sekunden ankern. Länger ankern die meisten Schützen eh nicht, 3 Sekunden auch nur wenn africanarcher hinter ihnen steht.
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: Sabiji am September 25, 2018, 10:48:19 Vormittag

Gut gebaute Holzbögen, die zum Auszug des Schützen passen, kann man ohne Probleme 2-3 Sekunden ankern. Länger ankern die meisten Schützen eh nicht, 3 Sekunden auch nur wenn africanarcher hinter ihnen steht.

Na dann um so besser!  :)
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: Cayuga am September 25, 2018, 11:07:45 Vormittag

Wer behauptet mit Primitivbögen soll man nicht ankern weil das dem Bogen schadet, sollte sein Bogen verbrennen denn dann taugt er nur als Feuerholz.

Gut gebaute Holzbögen, die zum Auszug des Schützen passen, kann man ohne Probleme 2-3 Sekunden ankern. Länger ankern die meisten Schützen eh nicht, 3 Sekunden auch nur wenn africanarcher hinter ihnen steht.

 :agree: Mein Sohn schießt einen Selfbow aus Osage Orange und ankert extrem lange. Für meinen Geschmack schon zu lange. Aber dem Bogen hat das noch nichts ausgemacht.
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: byronic am März 14, 2019, 05:19:34 Nachmittag
So, hab jetzt meine Schusstechnik nochmals komplett aufgearbeitet. Ich habe jetzt gemerkt, dass mein kurzer Auszug eigentlich eine Resultat von ganz starker Targetpanic war. Es war mir kaum möglich aufs Ziel zu kommen ohne das mein Körper gleich loslassen wollte. Es war praktisch wie ein Schwäche/Adrenalinanfall als ich dann mit der Spitze immer näher zu Ziel kam. Bin jetzt mehrere Wochen einfach die Ziele mal im Parcour abgegangen und hab einfach ausgezogen und gezielt, aber doch dann den Schuss abgebrochen. Das hat mir gut geholfen. Jetzt führe ich den Schuss Schritt für Schritt durch und konzentriere mich immer nur auf eine Aufgabe.
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: Cayuga am März 14, 2019, 05:59:20 Nachmittag
Sehr gut  :GoodJob:
Titel: Re: Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?
Beitrag von: Daniel124 am Juli 10, 2019, 06:42:05 Nachmittag
Oute mich als Nicht-Ganz-Auszieher bei sehr kurzen Schüssen. Klappt für mich deutlich besser als Vollauszug (heißt fast immer).
Mache das so seit ich die Byron Ferguson Videos gesehen habe (das war noch vor YouTube  ;) ). Er hat auch einen variablen Auszug, vor allem bei so Zeug wie Aspirintabletten pulverisieren.

Grüße, Daniel