Archers Campfire

Falsche Schusstechnik - Sehr kurze Distanz?


Offline byronic

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Hallo, ich wollte mal eure Meinung dazu hören.
Ich war letztes mal wieder im Parcour und hab auf sehr nahe Ziele 5-8 Meter mal etwas neues probiert.
Und zwar ziele ich über den Pfeil und ziehe aus, lasse aber ungefähr bei 60-70% der Auszugslänge schon los, komme daher gar nicht zum Ankerpunkt.
Dieses aber auch bewust, so eine Art Snapshooting.

Was ich dabei bemerkt habe ist, dass damit meine Treffresultate extrem prezise sind und ich damit sogar bei den kleinesten Tieren immer im Kill bin.

Die Frage ist jetzt, sollte man die Technik so beibeihalten, da der Zweck das Mittel heiligt und ich mich dabei sehr wohl fühle.
Oder würde ihr meinen, dass es eine unsaubere Schusstechnik ist und mann difinitiv so nicht schißen sollte, da mann immer den gleichen Schussablauf haben muss/sollte.
« Letzte Änderung: September 24, 2018, 04:00:14 Nachmittag von byronic »


Offline carpe noctem

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Antwort B


Weil die unsaubere Technik sich immer weiter verschleift auch in weitere Distanzen. Und zu einem späteren Zeitpunkt deine Trefferquote wesentlich schlechter wird.
Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.

Thomas Morus 1478-1535

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Offline Sabiji

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Definitiv Antwort B. Carpe Noctems Antwort kann ich nichts hinzufügen.


Offline ravenheart

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Es gibt ein weiteres Problem dabei:
Das ganze funktioniert nur, wenn der Bogen voll "centershot", also 1/2 Pfeilbreite bis über die Mitte geschnitten ist.
Bei jedem Bogen, der NICHT bis zur Mitte geschnitten ist, würde bei NICHT-Vollauszug der Pfeil zu steif reagieren und folglich seitlich abweichen!

Zwar stehe ich auf dem Standpunkt: Wer trifft, hat Recht!
Aber ich bin skeptisch... Der Minderauszug ist ohne Ankerpunkt nicht klar definiert, die (von weiteren Schüssen) unterschiedliche Visierung (hier: über den Pfeil) kann in der Tat zu unklarer "Mischung" führen und das Ergebnis insgesamt eher verschlechtern.

Tipp:
Versuche das Gegenteil!

Teste aus, wie viel Abweichung vom Zielpunkt Du bei kurzen Distanzen hast, und visiere bei solchen (ja eher seltenen!) Schüssen auf einen imaginären Zielpunkt, der genau diese Abweichung korrigiert.

Beispiel: Liegen auf 5 m alle Schüsse 10 cm zu hoch, visiere wie sonst auch gewohnt, aber 10 cm unter das Kill - mit Anker im Vollauszug. ("Zielpunkt-Methode", "Point of Aim")

Rabe


« Letzte Änderung: September 24, 2018, 04:33:19 Nachmittag von ravenheart »



Offline Ari

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Da wurde eigentlich schon alles dazu geschrieben!

Ich bin derzeit auch ein bekennender Fan von recht kurzen Entfernungen (5 - 10m), um mal
zu testen, wie es da mit der Gruppierung ausschaut.

Aber IMMER im gewohnten Vollauszug mit fest definiertem Ankerpunkt!

Das ist ja gerade der Reiz bei diesen ungewohnten Distanzen, rausfinden und verinnerlichen, wie weit muss
man runtergegen um im Kill/Gold zu landen!
Wenn du den Bogen in die Hand nimmst,
der Pfeil auf der Sehne liegt, ändert sich dein Leben! Instinkte werden geweckt, längst verschollen und unterdrückt. Du spannst den Bogen zum Kreis der alles umschließt
und im Moment des Lösens freigibt. Du bist der Bogen, du bist der Pfeil, du bist das Ziel!


Offline Kedde

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Ich habe bei kurzen Distanzschüssen auch schon des öfteren nicht voll ausgezogen und den Ankerpunkt bewusst weggelassen. Auch bei mir waren die Treffer erstaunlicherweise sehr gut. Es funktioniert also, aber nicht desto trotz ankere ich im Vollauszug. Ist halt alles Trainingssache und ich habe tatsächlich Angst das ich mir dieses "nicht Ankern" angewöhne.
Ich kann es nicht verhindern das ich Älter werde, aber ich kann verhindern das ich mich dabei langweile.
Es ist besser, zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen das man nicht genossen hat.
Kedde`s Bogenblog
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Offline Cayuga

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Schließe mich der B-Fraktion an. Ganz eindeutig. Immer fester Ankerpunkt, nicht bei nahen Zielen kürzer ausziehen und auch nicht bei weiten Zielen überziehen. Wir haben nur wenige Konstanten beim Bogenschießen. Eine Konstante ist der Auszug. Lass Deinem Unterbewusstsein die Chance, sich voll auf die Höhe zu konzentrieren.
Bögen:
Langbogen Verus von DerBow 42# @ 31“
Langbogen Bodnik Super-Cayuga 44# @ 32“
Pfeile:
Fichte 11/32 mit Nocktaper auf 5/16 (selbstgebaut)


Offline Grombard

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Ich übe gezwungenermaßen Technik in meiner Garage auf 7-8m.
Mit sauberem Anker und Auszug.
Dabei treffe ich an guten Tagen reproduzierbar Punkte in Euro-Größe.

Mach das nicht.
Trainiere lieber mit einem kleinen Ziel das Schießen auf kurze Distanzen.
irgendwas is ja immer


snoopy

  • Gast
Eindeutig B
Auf einem Turnier hatten wir mal eine Ratte auf ~ 1,5 Meter von einem Baumstupf direkt zu deinen Füßen in einem Loch zu schießen.
Aufgrund der extrem kurzen Distanz habe ich ganz lässig auch nicht bis zum Ankerpunkt gezogen, denn da konnte man gar nicht vorbeischießen....dachte ich...
Zweiter Pfeil wieder Vollauszug und Treffer....

Es mag im Einzelfall klappen, aber ich denke es bringt deine "Programmierung" durcheinander und verschlechtert auf Dauer die Reproduzierbarkeit der Treffer.


Offline roscho

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Ich sags mal so: gehen tut das schon, der "moderne" Anker ist eine Erfindung der relativen Neuzeit und wurde erst so um 1900 zu den olympischen Spielen eingeführt.

Native Bogentraditionen kennen diesen Anker nicht, Plains Indianer haben zB schon aufgrund Ihrer kurzen Bögen nur sehr kurz vor die Brust gezogen.

Oder um ein anderes Beispiel zu nennen: Basketballer haben auch nicht nur einen Wurfstil ;)

ABER der Wechsel zwischen unterschiedlichen Schiesstilen und Positionen ist schwierig und setzt für jeden dieser Stile ein intensives Training vorraus ..

Von daher würde ich auch zu Antwort B tendieren ;)

Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Offline Sabiji

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Gerade auf Turnieren gelten Nahe Ziele immer gerne als Punktelieferanten. Solche Ziele "muss man machen" und man will nicht der einzige Trottel in der Gruppe sein, der das Teil versiebt.
Der Fokus wandert auf´s treffen wollen. Ich bin selbst nicht davor gefeit. Es gibt ja kaum Parabel und wenn man meint man hat es lässt man halt los ohne wirkliche Rückenspannung. Ich ärger mich jedes Mal wahnsinnig über mich selbst, wenn ich mich dabei erwische. Über die eingesackten Punkte kann ich mich nicht wirklich freuen.
Ich hämmere mir jedes Mal ein: achte auf dein besch**enen Bewegungsablauf! Löse nur dann wenn alles passt!
Für mich ist es besonders ein psychologischer Faktor. Der Schaden ist ungleich höher, wenn ich mit schlampiger Technik vorbei Semmel und weiß, ich habe alles verkehrt gemacht als wie mit sauberer Technik sich einfach mal zu verschätzen. Dieses ärgern bringt einen noch zusätzlich davon ab sich wieder aus einem Loch während eines Wettkampfes zu holen. Und wenn ich trotz schlampiger Technik treffe, hebt das auch nicht unbedingt mein Selbstbewusstsein. Es gibt nichts besseres als mit einer sauberen Technik sauber zu treffen. Das hat doch jeder schon erlebt, oder?

Auf Turnieren erlebt man immer wieder die merkwürdigsten Techniken mit denen die Schützen auch offensichtlich treffen. Das sollte auch mit fliegenden Anker funktionieren, wenn man sich BEWUSST diese Technik verinnerlicht. Es ist also wirklich eine Frage ob ich bewusst oder eher unbewusst (wie oben beschrieben) auf´s ankern verzichte. Bei ersterem finde ich eine einfach zu reproduzierende Technik immer effizienter. Bei letzteren halte ich sogar die Gefahr auf dem besten Weg eine Targetpanik zu entwickeln als durchaus gegeben. Besonders Anfänger würde ich solche "Experimente" auf keinen Fall empfehlen.

Aus dem Grund bin ich auch nicht der beste Freund des Spruches "wer trifft hat Recht". Sicher, es gibt viele Leute die über Jahre oder Jahrzehnte solide Ergebnisse liefern. Aber gerade mit dem 3D Hype gibt es das Phänomen, dass Schützen "auftauchen", ein paar Jahre oben mit schießen und dann plötzlich ins Mittelfeld oder tiefer abrutschen. Oft wechseln sie dann ein paar mal die Bogenklasse oder wechseln gar zu Compound. Bogenschießen ist nicht für umsonst eine Sportart mit enorm hoher mentaler und technischer Wechselwirkung. Haut das eine nicht hin, zieht es das andere mit runter.
Deswegen immer schöööön auf Rückenspannung achten und nieee den Spaß verlieren! ;)


Offline Sabiji

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Native Bogentraditionen kennen diesen Anker nicht, Plains Indianer haben zB schon aufgrund Ihrer kurzen Bögen nur sehr kurz vor die Brust gezogen.

Nicht nur die Plains. Bei vielen Naturvölker welche Bögen benutzen sieht man das. Aber diese nutzen ihre Bögen sicher auch nur in einer bestimmten Range. Gerade im Primitivbogenbereich ist das ausgiebige ankern materialtechnisch wohl auch gar nicht ideal.



Offline carpe noctem

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Die Plainsindianer haben aus vollem Galopp auf einen Büffel geschossen, ziemlich großes Ziel kurze Entfernung und das vom Pferd aus.
Da kommt man nicht zum langen Ankern.


Wer behauptet mit Primitivbögen soll man nicht ankern weil das dem Bogen schadet, sollte sein Bogen verbrennen denn dann taugt er nur als Feuerholz.


Gut gebaute Holzbögen, die zum Auszug des Schützen passen, kann man ohne Probleme 2-3 Sekunden ankern. Länger ankern die meisten Schützen eh nicht, 3 Sekunden auch nur wenn africanarcher hinter ihnen steht.
Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.

Thomas Morus 1478-1535

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