Archers Campfire

Schußablauf / Blick zum Ziel / Augen


Offline Woodinski

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Hallo zusammen,
mich würde mal interessieren, wo ihr beim Schußaufbau / -ablauf hinschaut. Warum die Frage? Weil ich mal meinen eigenen Ablauf hinterfragt habe und hinsichtlich des Ziel fixierens festgestellt habe, dass es einen großen Unterschied macht. Ablauf war bisher so, dass ich nach Einnahme des Standes und auflegen des Pfeils den Bogen im Blick habe. Auch  beim Anheben des Bogenarms sind die Augen noch irgendwie im "Nahfocus". Wenn ich dann in den Anker ziehe springt dann der Focus unbewußt aufs Ziel. Aber irgendwie hab ich das Gefühl, dass sich meine Augen schwer tun von Nah auf Fern zu "switchen". Die Problematik zeigt sich vor allem nach ein paar Stunden am Rechner nach Feierabend. Ähnliches Phänomen bei Blick vom Handy z.B. auf ein Schild in 10 Meter Entfernung. Dauert ewig, bis ich ein scharfes Bild habe.
Nun hab ich im letzten Training mal dahingehend umgestellt, dass ich nach dem aufnocken, Griff in den Bogen und leichter Vorspannung direkt das Ziel fixiere und beim Heben des Bogenarms, Ausziehen und Ankern immer auf dem Ziel bleibe mit dem Focus. Und siehe da, konstantere Trefferlage. Allerdings fühlt sich das ganze sehr sehr ungewohnt für mich an.
Gibts jemand, der ähnliches beobachtet hat. Es könnte sein, dass es bei mir tatsächlich an den Augen liegt. Ich bin Brillenträger und kurzsichtig. Allerdings hat mir der Optiker beim letzten Augentest gesagt, dass ich knapp an der Schwelle zur Gleitsichtbrille bin - also Altersweitsichtigkeit. Zusammen mit dem Computerjob könnte da der Grund liegen. Evtl. auch eine "Trägheit" weil das Auge durch den ständig gleichen Abstand zum Monitor nicht mehr gefordert wird (dafür gibts aber Ausgleichsübungen).

Ich schieße übrigens intuitiv. Ist vielleicht noch wichtig.

Hoffe, das war jetzt einigermaßen verständlich. Bin gespannt, wie da Eure Erfahrungswerte so sind...

 
 
Aktueller Bogen: BlackWidow PMA X 62" - 36# @ 28"


Offline sfs-archery

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Nun hab ich im letzten Training mal dahingehend umgestellt, dass ich nach dem aufnocken, Griff in den Bogen und leichter Vorspannung direkt das Ziel fixiere und beim Heben des Bogenarms, Ausziehen und Ankern immer auf dem Ziel bleibe mit dem Focus. Und siehe da, konstantere Trefferlage. Allerdings fühlt sich das ganze sehr sehr ungewohnt für mich an.
Wir haben jemandem im Verein der hatte auch zuerst auf den Bogen und die Pfeilauflage beim Ansetzen des Bogens geschaut. Erst danach auf das Target "umfokussiert". Ergebnis war regelmäßig Kopfschmerzen nach dem Training.
Jetzt hat das Mitglied so umgestellt wie du es hier beschrieben hast. Direkt nach dem Pfeileinlegen schon den Fokus auf dem Ziel. Seit dem keine Kopfschmerzen mehr und auch bessere Trefferlagen.

Ist ein gangbarer Weg.


Offline Erbswurst

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Das kann ich gut nachvollziehen, bei mir ist es ähnlich beim Umstellen von "nah" auf "fern". Und es wird schlimmer! 😄
Ich habe schon seit der Jugend eine leichte Kurzsichtigkeit und seit ein paar Jahren kommt die altersgemäße Weitsichtigkeit dazu. Mit Kontaktlinsen ist es noch viel ausgeprägter, da kann man fast spüren, wie der Linsenapparat versucht, den Fokus zu finden.

In der Praxis: der Versuch, bereits beim Auszug das Ziel zu fixieren und nicht mehr aus dem Auge zu lassen, bringt bei mir die besten Ergebnisse.
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Offline Skalli

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So mache ich es auch.
Meditatives Einnocken, Bogen zum Boden gesenkt.
Dann Ziel fokussieren, anschliessend Bogen heben und spannen.
Kann sein das ich dann noch einmal kurz periphär den Bogen betrachte um zu schauen ob noch alles OK ist (Pfeil noch auf Auflage o. ä.)
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Offline roscho

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Ist bei mir auch so ähnlich ...

Beim Einnocken schau ich zwar noch auf Nocke/Sehne ob das auch alles passt, ab dann ist aber Schluss mit Nahsicht.

Ich nehm mir auch etwas Zeit das Ziel und die Umgebung davon anzusehen - noch "weit" - nicht schon voll fokussiert , das ist a) gut dafür die Augen in die Ferne anzupassen und b) eventuelle "Störungen" im Zielbereich zu sehen

Beim Ausziehen und im Anker wird der Fokus dann immer enger, zum Schluss liegt er eben auf dem Spot/Kill auf dem Ziel.

Kurz innehalten, Körpercheck aber Fokus nicht verlieren und ab mit dem Pfeil ...

Aim small miss small ist ein alter Spruch der sich immer wieder bewahrheitet ;)

Noch ein Tipp am Rande nach der PC Arbeit: gib den Augen VOR dem Schiessen ruhig 10 Minuten Zeit sich an variable Distanzen anzupassen - einfach mal locker in die Ferne sehen, nicht gleich von PC Fokus auch Target Focus Mode umstellen.


Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Offline Sir Robin

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Hei Woodinski, genau zu deinem Problem gibt es einen absolut hörenswerten Podcast bei the barebow project:

https://podcasts.google.com/feed/aHR0cHM6Ly9hbmNob3IuZm0vcy9lNWJlZjc0L3BvZGNhc3QvcnNz/episode/OTg5ODM4YWYtNWU4Yy00YjE2LWFkNjItYTg0Njg5ZWI3ZGJi?ep=14

Das Interview ist mit Chuck Cooley, einem Optiker und Compound Schützen in Amerika. Unter anderem wird hier auf das richtige Brillenglas (Gleitsichtbrillen sind übrigens ungeeignet), Kontaktlinsen, räumliches Sehen, Übungen im Alltag usw. eingegangen.
Gerade unser Computer-Alltag führt, bedingt durch das reduzierte Blinzeln, tatsächlich zu einer anderen räumlichen Wahrnehmung und Entfernungsschätzung am Abend. Sehr spannend.


Offline Skalli

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Zitat
Gleitsichtbrillen sind übrigens ungeeignet

nun habe ich endlich eine Ausrede ;) ;)
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Offline cweg

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Zitat
Gleitsichtbrillen sind übrigens ungeeignet

nun habe ich endlich eine Ausrede ;) ;)

Ich schieße tatsächlich ohne (Gleitsicht-) Brille. Ich Stringwalke, mein Ablauf ist so:

- an den Pflock treten
- Kill (Punkt) mit Monookular suchen, absetzen
- zum Ziel gucken, Entfernung schätzen
- dann nehme ich meinen richtigen Stand ein und nocke den Pfeil ein
- dann setze ich penibel meinen Abgriff
- der Blick geht ab jetzt zum Ziel (den vorher festgelegten)
- im Vollauszug bringe ich mit beiden geöffneten Augen die Pfeilspitze ins Ziel (-Bild)
- dann schließe ich mein linkes Auge
- Rückenspannung weiter aufbauen und Lösen.
- ggf. Treffer mit Mono überprüfen
- dann messe ich (nicht immer) mit dem Rangefinder nach und präge mir die Szenerie (Tier, Lichtverhältnisse, Hindernisse, etc. ein) so fällt es mir einfacher, auf unbekannten Parcours due Entfernung zu schätzen.

Und ja, ist nicht jedermanns Sache, aber mir macht es tierisch Spaß. 😃


Offline Ampsivar

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Kenne ich nur zu gut! Im Alter wird die Konsistenz des "Sehgelee" fester. Das hat zur Folge, dass die Scharfstellung von nah zu fern oder umgekehrt mehr Zeit benötigt. Ein natürlicher Vorgang.
Selber fokussiere ich im Nahbereich nur den Pfeil beim Einnocken bis zum Einhaken. Der Bogen verblebt noch unten. Erst jetzt fokussiere ich das Ziel, Bogen heben, Lösen, Senken des Bogens und Lösen des Blicks.


Offline Skalli

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Btw. :
Hat zwar nichts mit dem `'Sehen' zu tun, aber das mit dem meditativen Einnocken meinte ich ernst.
Beim Einnocken versuche ich die Aussenwelt auszublenden und den Kopf frei zu machen.
Ist zumindest für mich eine wichtige Phase...
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Offline cweg

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Btw. :
Hat zwar nichts mit dem `'Sehen' zu tun, aber das mit dem meditativen Einnocken meinte ich ernst.
Beim Einnocken versuche ich die Aussenwelt auszublenden und den Kopf frei zu machen.
Ist zumindest für mich eine wichtige Phase...

Da bin ich ganz bei dir, ich versuche meinen gesamten Ablauf, wie oben beschrieben so zu gestalten. Egal was ist, ich mache in Ruhe meine Schritte, atme und spule das Programm ab. Das hilft auch bei vergeigten Schüssen,,ist aber novh ein langer Weg, dies mit auszublenden.


Offline Coureur de bois

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Stichwort Bildschirm, die Augen richtiger das Gehirn stellt sich bei der Arbeit am Bildschirm auf die flächige Perspektive ein, damit entfällt die räumliche Wahrnehmung. Abhilfe schafft die bewußte Beobachtung der Landschafträume draussen, hier sollte die Tiefenstaffelung (Pflanzen, Bäume etc.) erkennbar werden.
Erst wenn das was wir 3Dimensionalität nennen hergestellt ist, macht das Gehirn für uns, dann sollte mit dem Fokussieren mit dem Bogen in der Hand begonnen werden ( die Übung vor dem Pfeileverstecken ! )

Oben wurde auf den US Beitrag hingewiesen, läßt sich auch gut mit roten und grünen Faden machen, kurz vor dem Sonnenaufgang wenn die Farben noch nicht unterschieden werden können, das ist auch die Phase wo die räumliche Wahrnehmung reduziert ist um dann mit dem Sonnenaufgang geschärft zu werden (3D)
coureur
« Letzte Änderung: Oktober 28, 2021, 09:19:16 Vormittag von Coureur de bois »
Friedrich LB,
Ballweg Sperber, Bambus
Robinie Selfbow,
"Reiter"Double-Wave
"ich brauche keine Mitfahrgelegenheit, ich
brauche Munition"
Holz, Alu und Carbon
Hoyt Satori mit Uukha Uureg
Border 17" ILF mit Uureg


Offline ravenheart

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My way:

Ich trete an den Pflock, lege den Pfeil auf, greife die Sehne.
Dann hebe ich den Blick auf das Ziel und atme 2 - 3x lang und ruhig. Blick verharrt dabei (noch breit, entspannt) im Ziel.
Dann fokussiere ich den Zielpunkt ("Blick wird spitz") und hebe den Bogen in einer langsamen, gleichmäßigen Bewegung.
Blick bleibt dabei die ganze Zeit spitz im Zielpunkt.
Ich ziehe aus, ankere 1/2 sek und löse. Blick immer noch im Ziel.
Beim Einschlag-"Plopp" löse ich den Blick und gehe (bzw. bei Fehlschuss: beginne von vorn.)

Rabe


Offline Rose🌹

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  • la vie en rose 🌹
Wenn ich müde vom Arbeiten bin, dann fällt mir jeder Sport schwer,
der einen präzisen Bewegungsablauf erfordert.
Besonders nach einem Tag vor dem Rechner, ist Bogenschiessen heftig.
An solchen Tagen tränen meine Augen auch gerne mal beim fokussieren.

Heute morgen hast du mich echt zum Grübeln gebracht, da ich nicht sagen konnte wie ich vorgehe.

Jetzt bin ich schlauer.
Ich schau in Richtung Ziel, ohne Fokus und kurz vor dem Schuss, packen meine Augen förmlich zu und ich lass sofort ab.
Besser kann ich es nicht beschreiben.

🌹


Offline bourne

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Ich habe eine zweiteilige Routine.
Es beginnt mit der Situation, ich gehe zum Pflock, schaue mit das Ziel an und nehme einen passenden Stand ein (oder knie mich hin ;).
Es folgt der 1. Teil: Pfeil auflegen, Griff Bogen, Griff in die Sehne, leichte Vorspannung - damit bin ich schussbereit. Das ist auch die Phase, wo ich zur Ruhe kommen muss.
Der 2. Teil beginnt mit Fokus auf die zu treffende Stelle, ich nehme den Bogen in einer langsamen flüssigen Bewegung hoch (ausziehen und ausrichten erfolgt in derselben Bewegung), schieße und erfreue mich am Pfeilflug  :bow:
Recurve: Black Widow PSA X 60" [40#@30"]
Hybrid: Shrew Classic Hunter II 56" Heritage [41#@30"]
Reiterbogen: Simon Raptor 56" [41#@32"]