RCX-17 pimpen für Uukha WA

[aurelium]

Bekanntermaßen sind RCX-17 (Black Wolf) und Uukha WA nicht kompatibel, weil die WA am Pivot-Punkt (um den Dovetail herum) aufliegen und das MT dort keine durchgehende Fläche hat. Zu allem Ärger sind die Flächen dort auch nicht unbedingt auf selber Höhe mit dem Rahmen. Die schlecht verteilte Belastung zermürbt die WA. Im ungünstigen Fall bricht richtig was von Lack und Carbon weg, was nicht nur schade ist, sondern auch den geraden Sitz in der Fassung gefährden kann.

Da MT und WA aber eine geniale Kombination sind, schießtechnisch und optisch, lohnt es sich etwas Arbeit in die Anpassung zu stecken. Ich habe das noch nicht unter Bauanleitungen gepostet, weil es noch ein Projekt mit offenem Ausgang ist. Ich brauche noch Rat bzgl. Materialauswahl.

Es gilt eine plane Fläche um den Dovetail herum herzustellen, die Unebenheiten ausgleicht und die Last besser verteilt. Im ersten Schritt müssen der Metalleinsatz und der Carbonrahmen auf eine Höhe gebracht werden.

Liegt der Einsatz tiefer, ist es einfach: Man nehme das Insert heraus und unterfüttere es hintem am "T" mit kleinen Kunststoffstreifen und Doppelklebeband. Das harte Plastik einer Scheckkarte ist z.B. ganz gut geeignet. Wichtig: alle drei Flächen des "T" gleich unterfüttern, damit die Last verteilt ist. Einkalkulieren, dass das Klebeband durch die Last am Anfang etwas nachgeben wird.

Liegt der Einsatz höher, hat man die A-Karte gezogen. Bei einem sehr geringen Unterschied könnte man den Einsatz unten abschleifen. In einer ordentlichen Werkstatt ist das sicher kein Problem (ich hab das nur deswegen nicht gemacht, weil man es nicht rückgängig machen kann). Alternativ kann man außen auf dem Rahmen eine dünne Schicht auflegen, und zwar unter der Fläche klebend, die gleich beschrieben wird.

Jetzt kommt die Fläche um den Dovetail herum. Dazu nehme man ein geeignetes selbstklebendes Material (mehr dazu unten), stanze ein 11 mm Loch hinein und schneide es wie im Bild zu sehen zurecht. Das klebt man dann wie zu sehen ein, ggf. mit den dünnen Unterlagen am Rand für den Höhenausgleich.

Knackpunkt der ganzen Aktion ist nun das "geeignete Material". Ich habe ich schon verschiedene Materialien ausprobiert mit gemischtem Erfolg:

1. Versuch: 0,5mm klare PE-Folie, relativ hart, aus dem Modellbau. Festgeklebt am unbelasteten oberen Ende mit unsichtbarem Klebeband (dieses Weingummi-artige klare Zeug mit dem man Schilder an Fenster kleben kann). Sieht ordentlich aus und hält eine Weile, kann aber die Belastung nicht wirklich gleichmäßig verteilen, so dass irgendwann doch Druckstellen auf den WA entstehen. Habe rechtzeitig gestoppt.

2. Versuch: 0,5mm Iglidur Lineargleitlager (siehe Bild). Das ist ein belastungsfähiger Industrie-Kunststoff, selbstklebend, der durch seine Gleitfähigkeit auch den nützlichen Nebeneffekt hat, die Scherkräfte unter dem Pivotpunkt abzumildern. Damit der WA nicht herumrutscht, muss der Dovetail-Bolzen mit einem schmalen Streifen PVC Band ein wenig im Druchmesser vergrößert werden. Das hält bombenfest. Ich habe das Iglidur etwas aufgerauht, um die extreme Gleitfähigkeit ein wenig herabzusetzen. Das hat auch den Vorteil, dass man die belasteten Stellen sehr gut sehen kann.

3. Versuch: Zusätzlich 0,36mm 3M 8561 Helikopterfolie, eine extrem widerstandsfähige PU Lackschutzfolie. Die habe ich auf den WA um den Dovetail herum aufgebracht. Das schützt den WA super, aber er "schwimmt" irgendwie auf der flexiblen Folie. Außerdem ist die Folie rutschhemmend wie Gummi und macht damit den Gleiteffekt des Iglidur zunichte. Nach 60 Schuss ist die Folie durch Scherkräfte ziemlich verformt. Wartet man eine Stunde, ist wieder alles als wäre nichts gewesen. Fantastisches Material, aber nur bedingt hierfür geeignet.

So, und jetzt bin ich mit meinem Latein am Ende.

Das Iglidur ist super, aber unter vielleicht 300 kg Last (wie schätzt man das?) ist es nicht dauerhaft formstabil. Ich denke man müsste es alle paar Monate auswechseln. Die Helikopterfolie macht alles zu "schwammig". Das dämpft Vibrationen perfekt weg (ganz besonders, wenn man auch noch Leder unter dem Tillerbolzen hat: nur noch ein dunkles "Pfummm"), läuft aber dem Zweck einer festen Verbindung von MT und WA zuwider (Seitenstabilität).

Welches Material würde euch dazu einfallen? Metall? Thermoplastischer Kunststoff, den man erhitzt und einmal anpresst und der dann die Form behält? Micarta? Phenolharzplatte? Was wäre geeignet?

[aurelium]

Erstes Bild: Einsatz mit der eingeklebten Erhöhung. Der Rahmen einer SIM Karte passte von der Dicke genau (weiß im Bild). Es kommt echt auf 0,1 mm an. Im Grenzfall muss man schleifen bis es genau passt.

Zweites Bild: Iglidur zusätzlich um den Pivot-Punkt herum, nach ca. 60 Schüssen. Sieht eigentlich super aus und scheint zu halten. Ich bin nicht ganz sicher, aber mir scheint, dass es gar nicht so schlecht ist wenn die Scherkraft durch das Gleitlager stark vermindert wird (durch Hebel und Biegung schiebt sich der "Po" des WA über die Fassung). Eine seitliche Verschiebung wird durch den Dovetail verhindert und der WA wippt nun "wie geschmiert". Auf den Sound wirkt sich das jedenfalls postitiv aus (satt und fett).

Die Geometrie wird durch das Leder unterm Tillerbolzen und die zwei Lagen Iglidur natürlich reflexer. Mit ganz herausgedrehten Bolzen ist es wohl in etwa so wie sonst bei mittlerer Stellung. Nachgewogen habe ich noch nicht.

Eine Seitenempfindlichkeit konnte ich noch nicht feststellen. Wackeln tut da nichts. Die Zentrierung bleibt stabil.

Bei dem ganzen Gewerkel frage ich mich, warum W&W es nicht gleich kompatibel machen mit allen WA-Typen. Es wäre so einfach.

Bis jetzt ist Iglidur mein Favorit, aber die Suche nach anderen Materialien habe ich noch nicht aufgegeben. Wenn euch irgendwelche Ideen einfallen, gern her damit. Werde berichten wie sich der Prototyp so macht mit der Zeit.

[aurelium]

Nun sind vier Wochen vergangen und ich habe das Tribo-Tape erst 1x erneuert. Inzwischen benutze ich ein Locheisen zum sauberen Stanzen der Aussparungen. Die Kombination mit Tape auf beiden Seiten (WA und Fassung) funktioniert sehr gut. Das Tape gibt mit der Zeit auf beiden Seiten gleichviel nach, bis es in etwa die Unebenheiten ausgeglichen hat. Beim Auszug ist so viel Druck drauf, da wackelt seitlich nichts.

Einzig die Klebeschicht schwächelt nach einer Weile ein wenig, sodass die Ecken sich etwas hochwölben. Das ist aber nicht dramatisch (einfach wieder andrücken). Insgesamt verschiebt sich die Anordnung nicht.

Bin echt zufrieden, auch wenn es nicht 100% Wartungsfrei ist. Benutze das Tape inzwischen auch unter anderen WA und unter den Tillerbolzen.