Archers Campfire

"Pause" trainieren / Umgang mit längeren Unterbrechungen


Offline sfs-archery

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Hallo,
hört sich irgendwie blöd an, aber wie kann man "Pausen" bzw. den Umgang damit trainieren?

Ich habe folgendes Problem das ich nicht in den Griff bekommen. Zuletzt bei der Kreismeisterschaft dieses Wochenende.
Man schießt sich ein und startet den Wettkampf. (Egal ob scheibe oder 3d Parcours. auf beidem mehrfach erlebt) Dann kommt irgendwo im Verlauf des Wettkampfs ein Pause (15 Min, ggf. länger. z.B. Verpflegungsstation bei der hälfte des Parcours oder bei Hallenwettkampf nach 1/2 der Pfeile,...)

Dann kommt man aus der Pause und trifft ...... nichts, bzw. deutlich schlechter als vorher.  :o

Ich verliere hier immer total meinen Rhytmus und brauche dann Ewigkeiten wieder auf "Normalform" zu kommen. Was mir regelmäßig das Ergebnis versaut.
Ein erneutes Einschießen nach der Pause gibt es ja nicht.

Geht es euch auch so? Wie geht ihr damit um? Wie bekomme ich das in Griff ?? :help:

zu mir:
Klasse: TRB / Blankbogen
Mediterraner Griff
KEIN "Systemschütze"  (Ziele zumindest nicht bewusst so. Halt einfach den Bogen in die Richtung und gut ist)

Gruß
Sören / sfs-archery
« Letzte Änderung: Dezember 09, 2019, 07:06:06 Vormittag von sfs-archery »


Offline Absinth

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Kannst du sagen, was genau du machst in den Pausen inwelchen sich deine normal erforderliche Wettkampfspannung legt/neigt?

Kenne tue ich auch dieses Kopfproblem und es ist immerwieder eine schöne Herausforderung.



Offline sfs-archery

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Kannst du sagen, was genau du machst in den Pausen inwelchen sich deine normal erforderliche Wettkampfspannung legt/neigt?

Reden, Wasser trinken, evt. mal was kleines Essen (Müsliriegel, etc.)
Kaffee trinken ab und an. Aber da weis ich das dies mich aus der Ruhe bringt und mache ich eigentlich nur bei "Nichtwettkämpfen" oder wenn ich vor Müdigkeit umfalle  :schuldig:.

Und ich habe auch das Gefühl das diese "Angst vor der Pause" inzwischen bei mir noch zusätzlich zu einem mentalen Problem geworden ist und das ursächliche Problem noch weiter verstärkt.
« Letzte Änderung: Dezember 09, 2019, 08:10:15 Vormittag von sfs-archery »


Offline Absinth

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Ich an deiner Stelle würde Folgendes tun/mal probieren... Ich mache mir bewusst, dass die Pause/-n bzw. Unterbrechungen wie auch das Warten, von vornherein, zum Wettkampf gehört/gehören, sie sind halt ein fester Bestandteil dessen - in den Pausen nehme ich mir die Zeit und lasse schwierige Bogenschüsse im Kopf Revue passieren, welche ich irgendwann "gemeistert" habe.

Mal etwas zum Auflaufen was ja auch eine Art von Pause ist... Ich war vor längerer Zeit auf einem Turnier und ab ca. der 10 Station waren wir stets aufgelaufen. Die Gespräche in unserer Gruppe waren dazu sehr entspannt, aber nur bis zu den nächsten ca. 4 Stationen, darüber hinaus nahm es dann seinen Lauf... Thema war dann nur noch diese Gruppe und selbst auf einem Wald- und Wiesenturnier kann es ganz schön anstrengend sein, sich gegen eine solche Stimmung zu wehren... Will nur sagen, es ist auch nicht verkehrt darauf zu achten, was ich in den Pausen etc. rede und weiter, es ist nie verkehrt, sich auch mal, wenn nötig, von seiner Gruppe etwas zu entfernen, auch in den Pausen.  ;)



Offline cweg

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Und da haben wir schon das beliebte Bogenschützenproblem: Da du ja schon vor der Pause weißt, dass du hinterher schlecht schießt, erfüllst du es einfach, da dein Unterbewusstsein schon darauf programmiert ist.

Bau dir ein Ritual ein, "begrüße" die Pause als etwas Positives und damit du gut in die zweite Hälfte kommst, komm kurz zur Ruhe, atme 2-3x tief und entspannt und mache dann eine deiner Aufwärmübungen. somit hast du einen Break zur Pause und kannst wieder starten und gut schießen. Das du gut schießen kannst, hast du ja in der ersten Hälfte schon bewiesen.

Oder beschäftige diech mit "Achtsamkeit" und nimm eine kleine Übung mit

oder spann deinen Bogen vor der Pause ab, am Ende wieder auf und kontrolliere die Standhöhe, halt irgendein Ritual was dich von deiner Sorge um schlechtes Schießen abbringt.


Offline Kedde

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Ich denke es ist ein rein mentales "Problem".
In der Regel sind Pausen für Geist und Körper zum regenerieren da. Je länger ein Turnier dauert um so mehr wird der Körper und der Geist gefordert und braucht diese Pausen.
Ich z.B. gehe langsam von einem Ziel zum anderen wenn ich einen größeren Parcours besuche, so verschaffe ich mir künstliche Pausen. Wasser oder Energie-Drink zwischendurch sowie auch Müsli-Riegel in den Pausen ist ein muss.
Ich kann es nicht verhindern das ich Älter werde, aber ich kann verhindern das ich mich dabei langweile.
Es ist besser, zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen das man nicht genossen hat.
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Hulk

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Hallo Sören,
das Problem betrifft viele Sportarten,
da der Wechsel zwischen Spannung und Entspannung fast überall auftritt.
Denk mal an Zehnkämpfer.

Auch bei einem normalen Parcoursbesuch hast du ja Pausen zwischen den Zielen,
die dir aber nichts ausmachen.

Damit will ich dir aufzeigen, dass es trainierbar ist, wie Alles.
Mentales Training, wie oben schon angedeutet, kann helfen.
Oder du bringst dich öfter in die Situation und lernst daraus.

Auf den Punkt, oder nach Unterbrechungen wieder Leistung abzurufen gehört mit zum Schwersten im Sport. Da der Körper und der Geist sich nach einer Phase der Hochspannung nach der Entlastung sehnen.

Vielleicht hilft es dir, die Spannung nicht so hochkommen zu lassen.
Heißt, das Turnier vom Beginn entspannter anzugehen. Da bin ich aber komplett im Kaffeesatz.
« Letzte Änderung: Dezember 09, 2019, 08:56:32 Vormittag von Steff »


Offline 66er

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Alles gesagt, nur noch nicht von Jedem:

3 wichtige Punkte fallen mir dazu ein.

- Während eines Wettkampfes permanent, aber wenig kohlehydratreiche Kost zu sich nehmen, d. h. größere Mengen vermeiden.

- Pausen akzeptieren und nicht damit hadern. Wenn man sich selbst sagt: "Ich schieße nach jeder Pause schlechter," dann wird das auch so kommen.

- "Kaltstarts" trainieren. Regelmäßig nach dem Aufwärmen - aber ohne Einschießen! - einen Trainingswettkampf schießen und auch zählen.

Diese Punkte gehören mit zur "Challenge" und trennen (u. A.) den guten vom nicht so guten  ;) Turnierschützen.
Viele Grüße
Andreas


Offline sfs-archery

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Offline BärTiger

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Einschießen wird über bewertet (meine Meinung)
Danach kommt meistens ne Ansprache (nicht in Halle),
danach wird man zum Pflock geführt und der 1.Schuss fällt meistens etwa ne halbe Stunde nach dem Einschießen.
Also bist Du wieder kalt genau wie nach der Pause.
Aufwärmen ist hier wohl das was man sich angewöhnen sollte
Direkt vor dem Start als auch nach der Pause, evtl auch mal nach zu langer Standzeit durch Verzögerungen (Auflaufen)
Ein Gummiband hilft da schon sehr. 5-10 x in Auszug gehen, auf Anker achten, halten ;o) aber nicht lösen!  8)
Du startest somit immer gleich und neu, auch nach kleinen Pausen.
Leider schaffe ich das selber auch nicht immer so  ::)


Offline HarryS

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Hallo
Ergänzend zu den Ausführungen von BärTiger kann ich noch empfehlen, sich kurz bevor es losgeht noch mal eine komplette Passe zu visualisieren. Also den gesamten Schussablauf im Kopf durchgehen, beginnend mit dem Hingehen zur Schießlinie/Pflock. Damit ist die erste Passe nach der Pause nicht mehr die erste, sondern bereits die zweite und man hatte ja eine Passe Zeit sich einzuschießen (Im Kopf, aber das reicht in der Regel).
Sinn und Zweck des Einschießens ist (zumindest bei uns System und Visierschützen) das Visier noch mal nachzustellen, bzw. die Abgriffe zu kontrollieren. Die sollten sich nach der Pause nicht verändert haben. Der Rest ist Aufwärmen und Kopfsache. Ich verstehe daher auch die Schützen nicht, die beim Einschießen bereits einen halben Wettkampf absolvieren. Wenn meine Passe einigermaßen stimmt, dann wars das bei mir mit Einschießen.  Es kann dann nur schlechter werden :) Meine Kraft brauche ich dann für den Wettkampf.



Gruß Harald
Blankbogen EXE Competitor 32# otf


Offline Cayuga

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Ich fasse mal zusammen und ergänze noch um ein paar neue Punkte. Es gibt grundsätzlich zwei Möglichkeiten, woran es liegen kann, dass Du nach der Pause schlechter schießt als vorher:

1. Mentales Problem
Hier können einige Dinge helfen, die auch schon angesprochen wurden und die ich der Übersichtlichkeit nochmals wiederholen möchte
- Die Pause als positive Sache (Erholung) ansehen (lässt sich programmieren)
- Positive Schusserlebnisse Revue passieren lassen
- Den Schussablauf im Kopf durchgehen (also mental gar keine Pause machen) und von mir noch ein Tipp:
- Die Pause nutzen und damit mental gar keine Pause machen sondern mental Roven. Die Methode stammt nicht von mir sondern von Jay Kidwell (aus dem Buch Einblicke ins instinktive Bogenschießen). Also die Pause nutzen, etwas anvisieren und im Kopf (nur im Kopf, keine Auszugspose, sonst ziehst Du die Blicke auf Dich) einen Schuss darauf ausführen. Ist sozusagen die Fortsetzung von dem zuvor genannten Punkt "Schussablauf im Kopf durchgehen". Ist aber noch wirkungsvoller. Es gibt Studien mit Vergleichsgruppen (allerdings aus dem Basketball), nachdem sich die Trefferquote bei der Gruppe signifikant verbessert hat, die neben dem normalen Training die Würfe auch im Kopf durchgegangen ist. Hier könnte es helfen, dass Du Dein Pausensyndrom überwindest.

2. Physisches Problem
- Magen voll und schon funzt es nicht mehr richtig; dann halt nur eine Kleinigkeit oder nichts zu Dir nehmen. Keiner zwingt uns, in den Pausen zu futtern, auch wenn ich persönlich dem Turnierausrichter gerne damit die Kassen fülle. Aber mittlerweile hinterher und weniger dazwischen.
- Dein Körper fährt in der Pause runter und die Muskulatur wird kalt? Dann am Besten nicht setzen, sondern stehen bleiben. Als kleine Übungen vor dem nächsten Schießen empfehle ich die Teetassenübung zur Mobilisierung der Schultern und der Wirbelsäule und die Rückenmuskulatur mache ich zusätzlich vor dem ersten Schuss nach der Pause auch wieder warm. Entweder mit Armkreisen vor und zurück oder noch effektiver: Arme zur Seite ausstrecken (90 Grad zum Körper), den Unterarm 90 Grad nach oben und dann die Hände mit dem Handrücken vor dem Gesicht zusammenführen und anschließend nach hinten öffnen und die Handinnenflächen nach vorne zeigen lassen. Beim Zurückgehen auch wirklich kräftig die Rückenmuskulatur zusammenziehen und darauf achten, dass der Oberarm im 90 Grad Winkel zum Körper bleibt. Damit werden die Muskeln warm und Du programmierst Dich schon für die Rückenspannung bei den nächsten Schüssen.

Und ganz wichtig: immer locker bleiben, auch im Kopf. Die Pause tut mir gut, die Pause tut mir gut, die Pause tut mir gut.
Bögen:
Langbogen Verus von DerBow 42# @ 31“
Langbogen Bodnik Super-Cayuga 44# @ 32“
Pfeile:
Fichte 11/32 mit Nocktaper auf 5/16 (selbstgebaut)


testjan

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Ein sehr weit verbreitetes Problem, ich kenne es auch von mir. Man kommt aus dem Rhythmus, die Bauchspeicheldrüse tanzt Rumba dazu und, wie cweg schrieb, eigentlich wusste man das schon vorher. Weil es immer so ist.

Die wichtigsten Tipps kamen schon. Mir hilft konsequentes Nicht-Essen, wenn ich mir viele Kohlenhydrate (Kuchen!) reinschiebe, kann ich eigentlich auch direkt nach Hause fahren. Lieber viele kleine Portiönchen, schlemmen kann ich auch nach dem Turnier noch genug.


Offline roscho

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@Cayuga: Teetassenübung ?

Optimal zum Aufwärmen / Lockern vor und zwischen den Schüssen !
Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Offline mK

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Teetassenübung. Wollte ich auch gerade schreiben. Sieht vielleicht ein wenig doof aus. Aber who cares! ;)

Wenn meine Passe einigermaßen stimmt, dann wars das bei mir mit Einschießen.  Es kann dann nur schlechter werden :) Meine Kraft brauche ich dann für den Wettkampf.

Wie sagte mal jemand auf einem meiner ersten Turniere zu mir. "Ich hau doch nicht meine besten Schüsse direkt beim Einschießen raus!"  ;D
Shrew Classic Hunter 54" 40#
Isidor Cajun 60" 40#
JS Rover 48" 40#
JS Barracuda 54" 35#
Black Hunter Hybrid 60" 40#
BOP Fagus 17" ILF / Bosen Bows Longbow Limbs 40#