Archers Campfire

Intuition vs. Perfektion


Offline Absinth

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Helfen könnte dir, dass du mal versuchst, wenn auch nur für eine gewisse Zeit, deinen Fokus vom Bogenschiessen insgesamt zu nehmen - so zum Beispiel dich mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit beschäftigen.? Durch diese Tätigkeit kann zum Beispiel auch mentale Stärke für andere Bereiche gewonnen werden, kann der Psyche gut tuen, kann motivieren....


Beste Grüße,
Absinth


Gardener

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Ich finde in Intuition keinen Gegensatz zu Perfektion, eher Ziele um die es sich zu suchen lohnt.
Warum sollte ein perfekter Pfeil nicht intuitiv geschossen sein und anders herum ist Perfektion
als Antrieb für bewusstes, fokussiertes und zielendes Schiessen nicht genauso lohnenswert?
Für mich ist "selbst-verständliches" Schiessen das was mich antreibt, das Verständnis meiner Motivation
und der Verbesserung meines Schiessens als auch der Ziele die ich mir setzte. Sobald ich den Bogen in die Hand nehme.
1% Inspiration plus 99% Transpiration und Spass machts auch.


Offline cruysen

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Bei mir ist es eigentlich recht ähnlich zum Roscho. Tagsüber, im Job bin ich als Ingenieur für Sicherheitsuntersuchungen im Flugzeugbau zuständig. Hier wandele ich zwischen unseren eigenen Methoden, Vorschriften der Behörden und Managern, die gerne Geld sparen wollen. Da kommts bei nem Flieger mit 65m Spannweite schon mal auf Millimeter an und gerne wird es dann auch mal etwas stressiger.
Das Problem ist, dass ich eigentlich ein kompetitiver Mensch bin...
Lange habe ich dann als "Ausgleich" schnelle Sportarten (Badminton, Tennis, etc) betrieben. Bis ich gemerkt habe, dass ich dabei einfach nicht zur Ruhe komme.
Da war ich echt froh, als ein Freund mich mal zum Bogenschießen gebracht hat. Und noch ein Schritt weiter nach vorne war jetzt vor einem Jahr der Wechsel zum traditionellen/ intuitiven Bogenschießen. Die "erzwungene" Ruhe hilft mir perfekt als Ausgleich.
Die bewusste Abkehr vom Perfektionsmus und vom eigenen Druck hilft mir sogar, besser zu schießen. 
Speziell jetzt im Winter habe ich wieder gemerkt, wie die Hatz nach Ringen (wir können im Winter nur 18m Scheibe schießen) mir fast die Lust am Bogenschießen genommen hat - weil ich wieder angefangen habe, mich selber unter Druck zu setzen.
Das Thema Intuition vs. Perfektion ist also, wie auch schon von anderen geschrieben, ein Paradoxon. Je weniger ich Perfektion verlange, desto näher komme ich dran, auch wenn ich sie nie erreichen werde.


Interessanter Side-Fact: Vor einer Woche habe ich ein Seminar "Mentaltraining für Reiter" mitgemacht. War wirklich interessant. Einen Großteil der Themen und Werkzeuge hätte man auch eins zu eins aufs Bogenschießen (und viele andere Bereiche des Lebens) anwenden können. Themen waren zum Beispiel: Umwandeln von negativen in positive Gedanken, Einfluss des "Kopfkino" auf die Leistungsfähigkeit und ähnliches
"Nothing clears a troubled mind like shooting a bow." -Fred Bear

Viele Grüße,
Christoph


Offline Cayuga

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Guter Thread. Zunächst bin ich der Meinung, dass Intuition und Perfektion sich nicht ausschließen. Aber ich denke das wollte der TO so auch nicht ausdrücken.

Geht es im Leben nicht immer um eine Balance von Gegensätzlichem. Tag und Nacht. Anspannung und Entspannung, süß und sauer, etc. Als Ausgleich zu einem - ich vermeide jetzt bewusst das hier schon oft gehörte Wort str..... -zahlenorientierten Beruf oder einem Job, bei dem es auf Genauigkeit und auch auf Kleinigkeiten ankommt, erscheint mir intuitives Bogenschießen sehr gut geeignet.

Jetzt wäre interessant zu wissen und ich hoffe, es kommen noch ein paar Beiträge von diesen Schützen, wie Menschen schießen, die z. B. einen kreativen Beruf oder einen Job im Vertrieb haben, also sozusagen alle, bei denen man eine fünf auch mal gerade sein lassen kann. Suchen die sich einen Ausgleich durch bewusstes Systemschießen? Einen technischen Bogen mit vielen Einstellmöglichkeiten? Evtl. Visier und Stabi?
Bögen:
Langbogen Verus von DerBow 42# @ 31“
Langbogen Bodnik Super-Cayuga 44# @ 32“
Pfeile:
Fichte 11/32 mit Nocktaper auf 5/16 (selbstgebaut)


Offline paluma

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Mit der Thematik dieses Threads setzte ich mich auch bereits seit einiger Zeit auseinander.

Letztes Jahr – mal wieder auf der Suche nach Lesestoff, und einfach aus Neugier, was die Sportart Golf angeht (ich arbeite an der Rezeption eines renommierten Golfhotels, und habe im Laufe der Zeit viele Parallelen zwischen den beiden Sportarten Golf und 3D-Bogenschießen entdeckt) – bin ich auf ein Buch gestoßen, das mich in Hinblick aufs Bogenschießen und auch auf meine Target Panic geradezu elektrisiert hat. Es handelt sich um einen Roman, vielen sicherlich bekannt durch die Verfilmung: „Bagger Vance“ (Roman von Steven Pressfield).
Was im Film leider etwas untergeht, sind Aussagen zum „ursprünglichen Schwung“, die man über Seiten hinweg durch korrespondierende Aussagen zum instinktiven – intuitiven Bogenschießen 1:1 ersetzen kann, oder – um mit Ekkehard Höhn zu sprechen – Aussagen zum „befreiten Schuss“.  Ich habe mir die Mühe gemacht, einige Passagen aus dem Buch abzutippen, und bin auf Eure Meinung gespannt:

Man kann Prinzipien aufstellen wie Wegweiser. Oder wie Galgen.

Hans Kaspar


Offline aurelium

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Sehr schöne Zitate.

Erklärt mir auch endlich warum Donald Trump Golf spielen kann. Sein Kopf ist so leer, der bleibt immer in Phase 1. Ein Zeichen von Weisheit ist das leider nicht. "Er muss gemäß den Gesetzen der Natur in Phase 2 übergehen ..." - darauf wartet die Welt schon über zwei Jahre ::)

Sorry für das OT
Jagd- u. Blankbogen ILF, div. Mittelteile 17", 19", 21", 25" LH/RH gemischt, Kinetic Avantage, Uukha Irbis, Uukha Vx+ (35-48#)


Offline Absinth

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@palunma: Danke für deine Zusammenstellung, passt super und ja, es ist so, auch aus meiner Sicht. Und klar, die Kinder mit ihrer "Unbefangenheit" sind uns Erwachsenen, in vielerlei Dingen, klar im Vorteil - aber irgendwann meinen wir Erwachsene dann, dass es Zeit wird und fangen an bzw. wir sind der Meinung - dass wir den Nochkindern allerhand tolle Sachen beibringen müssen und merken nicht einmal wie wir sie verbiegen... Und irgendwann und manchmal erst im Alter, beim Bogenschiessen, beim Golfen usw. usw. usw. kommt wer daher und versucht uns, wiederum, allerlei tolle Sachen beizubringen bis zur "Unbefangenheit" bzw. meint, macht es doch wie die Kinder... Oder, wir laborieren an uns und an dem Material herum... Ist schon echt erstaunlich, oder?


Beste Grüße,
Absinth



« Letzte Änderung: Februar 23, 2019, 05:39:41 Nachmittag von Absinth »


Offline slowmo-nocker

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Also für mich käme Option A) "Loslassen, Vertrauen, technische Beschränkungen akzeptieren" nicht in Frage. Das widerspräche echt meinem Naturell. In dem Bereich gibt es nur zwei Grenzen: Budget aufgebraucht und/oder mangelndes Know-How. Ansonsten wird nichts unversucht gelassen. Obwohl das als unvernünftig bezeichnet werden könnte, denn bei mir stellen sich trotzdem keine besseren Ergebnisse beim Schießen ein. Egal! Das ist irgendwie ein eigener Sport für sich, der mir ´ne Menge Spass macht.

Tja, und wenn ich dann so richtig stolz auf meine neueste Errungenschaft, den neuesten Tuningtrick aus America, die nun aber wirklich sagenhafteste Optimierung meines Setups bin, dann - dann holt mich der Parcours/ das Turnier gnadenlos auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich bin nur ein mittelmäßiger Schütze!

Irgendwann, in einer entfernten Zukunft, werde ich vielleicht verstehen, dass man Bogenschießen auch prozessorientiert betrachten könnte. Dass mir ein guter Schuss mindestens so wichtig ist, wie ein gutes Ergebnis. Aber da bin ich noch nicht!

Gruß Dirk   


Offline aquadrat

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Aurelium, wie passt das

An Ehrgeiz habe ich gar nicht gedacht. Perfektionismus bedeutet bei mir die Freude am Schießen zu perfektionieren. Die ist natürlich am größten, wenn man möglichst anstrengungslos treffen kann ("effortless mastery"). Und wenn das nicht sofort klappt, gebe ich oft dem Material die Schuld, wo es in Wahrheit mein zu kritischer Kopf ist.

und das (zum Thema Ausgetuned...)

Zitat
Mit meinem F261 und den Vx+ geht's mir ähnlich. Wüsste nicht, was ich da noch technisch verbessern könnte, außer die Optik, falls mal ein hübscheres 21" MT auftauchen sollte. Zur Abwechselung versuche ich daher gerade Reflexbogen mit Daumen. Keine Ahnung was draus wird, aber die Versuchung an dem Bogen was zu machen ist glücklicherweise Null.

zusammen? Du weisst dann doch das das Material schon für dich perfekt ist und nur noch du selbst übrig bleibst? Ist für mich übrigens auch einer der Gründe warum ich so viel Aufwand in Pfeile und Bogen stecke, wenn ich nicht treffe liegt es ganz sicher nicht an der Ausrüstung, die kann viel mehr als ich...

Gruß, Andi
Heavy Metal Archery
Bogen der Saison: Win&Win CX7, Uukha Irbis medium 40#, Spiga ZT, Shibuya Button, Avalon BB Gewicht je 184g Mitte und Unten, RCore "The Master", 18 Stang FF+ Endlos -> IFAA BH-R od. WA BB 32#@29,25", 68"


Offline aurelium

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Ein schwingender Pfeil, der von einer schlackernden Sehne über zwei sich frei im Raum zurückschnellende Arme durch Schub von hinten beschleunigt wird, ist schon an sich ein dermaßen unpräzises System, dass man generell eigentlich nicht von Perfektion sprechend kann, sondern eher von einer "Annäherung an Wiederholbarkeit".
Jagd- u. Blankbogen ILF, div. Mittelteile 17", 19", 21", 25" LH/RH gemischt, Kinetic Avantage, Uukha Irbis, Uukha Vx+ (35-48#)


Offline Absinth

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@aurelium: Bis zum letzten Komma eine sehr schöne Ausrede   8)   und außerdem, dafür gibt es doch Befiederung, FOC... bis hin zum Lehrkörper...   O:-)   +   ;-)


BG. Absinth


Steff

  • Gast
Ich mag euch Philosophen,
ihr versüßt mir den Tag am Schreibtisch.

 ;D

Mit "Leerkörper" wäre es sogar ein Brüller....


Offline Absinth

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@Steff: Du könntest es mir glauben..., ich habe es "bewusst" vermieden...   8)


BG. Absinth


Harzer

  • Gast
"Annäherung an Wiederholbarkeit"

Versuche ich ständig beim :bow:



bacchus

  • Gast

erinnert mich stark an das "I GING"

in Bezug auf Donald Trump, naja "der alte Schwung " ist bei dem eh hin, wenn überhaupt jeh vorhanden gewesen...