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Bogenbau, Funktion, Physik

Gast · 25 · 6231

Steff

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Hier frag mal öffentlich, vielleicht ist ja für Mehrere interessant.

Welche baulichen Maßnahmen machen einen Bogen leistungsfähig? (oder lassen ihn überhaupt funktionieren)

Welche Materialien, Formen, Verarbeitung, .....

Am Besten für Dummis.
Und wenn keiner hier schreiben mag, dann bin ich auch über Links und Hinweise dankbar.

Ciao Steff


Offline Grombard

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Hmmm.....
Gute Frage.
Das lässt sich nicht pauschal beantworten.
Je nach Design und Zuggewichten sind die Antworten sehr verschieden.

Im allgemeinen:
Was macht einem Bogen schnell und effektiv?
Das ist reine Physik.

Er sollte im Verhältnis zum Zuggewicht bei Auszug X halt möglichst viel Energie speichern.
Dazu sollte die Auszugskurve einen schönen Bauch haben.
Die Arbeit beim Auszug sollte also größer sein als die gerade Linie zwischen Standhöhe und dem Auszug.

Das erreicht man in erster Linie durch das Design der Wurfarme.

Und anschließend sollte möglichst viel von der Energie wieder im Pfeil landen.
Da spielen dann Massenverteilung im Wurfarm, Material der Laminate etc. eine entscheidende Rolle.

Das ist aber je nach Bogentyp, Zuggewichten, Auszugslänge, Pfeilgewichten usw. völlig unterschiedlich.

Da kann man sehr viele Bücher drüber schreiben.
irgendwas is ja immer


Offline roscho

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Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Steff

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@ roscho
Das war ja mal ein sauberer Schuss vor den Bug.  ;)

Ich dachte ich werde hier didaktisch vom Einfachen zum Komplexen geführt… ;D

Ich zieh es mir später rein, dafür brauch ich eine Weile.

@Grombard vllt, wenn du Lust hast, an einem Beispiel - dem Rover, zeigen wie es geht.
Aber nur wenn es keine Geheimnisse offenbart.



Offline roscho

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@Steff: nimms nicht als Schuss vor den Bug sondern als (steife) Brise in den Segeln ;)

Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

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Offline Beschleunigung

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Mich würde zu dem Thema auch interessieren,

- was im Material des Wurfarms selbst passiert. Was auf der Druck-Seite (Bauch) und was auf der Zugseite (Rücken). Wo sind Limits von Materialien und hat die Form und Winkel diesbezüglich Auswirkung auf Leistung.

- Wie der Tiller Leistungsfähigkeit beeinflusst. In diesem Zusammenhang....

- ... Auswirkung von Hebelgesetzen also Wurfarmregionen: Beziehung von Griffnähe zu Tip...

- ... oder ob es wirklich nur darauf ankommt, möglichst wenig Masse zu bewegen um möglichst wenig Trägheit zu erreichen.




Es gibt dazu natürlich unzählige Fragen von "Working Recurves vs. static Recurves, Vorspannung etc. aber eins nach dem Anderen.
Bow and Error.


Offline Knorr

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  • Ich schieße seit Jahren nur noch instinktuitiv...
Das wäre super. Würde mich auch interessieren. Was ist nun besser, statische recurves, tiefe recurves, macht carbon nur steifer oder tatsächlich schneller, wird dadurch der Auszug härter...
Vielleicht ist das Thema für hier aber tatsächlich auch zu komplex und passt eher zwischen zwei Buchdeckel?
https://www.youtube.com/channel/UCPRH0DXP5mgQQtHd-iDctbg

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Offline roscho

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Ganz ehrlich - ohne jemals einen Bogen gebaut zu haben: nach allem was ich bis jetzt darüber gelesen oder mit Bogenbauern gesprochen habe passt das sicher besser zwischen 2 Buchdeckel als in einen kurzen Post.

Nicht umsonst heisst die 4 teilige Serie "Die Bibel des traditionellen Bogenbaus" ;)

Den hier gibts auch noch: https://cnentwig.home.ktk.de/Technik.html - dort viel Spass beim Lesen ;)

Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

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Offline Grombard

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Das sind alles Fragen, die man pauschal nicht beantworten kann.

Wenn es nur eine Wahrheit gäbe, würde es keine hunderte verschiedene Modelle geben.

Man muss erstmal entscheiden was man will.
Schnell, leise, schussruhig, kurz, lang, schwer, leicht....
Je nach Anforderung kommen völlig unterschiedliche Designs raus.

Bei Carbon kommt es an, was man damit erreichen will.
Einfach nur Carbon in einen Wurfarm packen bringt nicht zwangsläufig was.

Bei meinem 58" habe ich jetzt z.B. ein paar mal das Powercarbon von BP unterm Glas verbaut.
Das macht den Bogen definitiv schneller, macht aber auch den Auszug gefühlt härter.

Beim Rover habe ich 45/45° Carbongewebe unterm Glas.
Das bringt an Speed erstmal nix, da as Carbon ja keinen Zug aufnimmt.
Aber es macht das Design überhaupt erst möglich, da es den krassen Recurve so weit versteift, dass er mein Ausziehen nicht wegklappt.

Den optimalen Wurfarm und die optimalen Werkstoffe kann man ausrechnen.

Ich baue aber immer nach Gefühl.
Wenn er dann beim Schießen das macht, was ich möchte war es gut.
Wenn nicht, baue ich was anderes.
irgendwas is ja immer


Offline Beschleunigung

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Servus Leude,

ich habe inzwischen die Bibeln des trad. Bogenbaus und begonnen darin zu schmökern.
Sie enthalten sehr interessante Informationen, die meinen Horizont was Leistung im Bogenbau angeht erweitern aber sie behandeln den Bau glasbelegter Bögen nicht wirklich. Das bedeuted ich muß die Grundlagen, die ich dort vermittelt bekomme anpassen.

Wenn ich nun einen Glasbelegten Bogen konzipieren möchte bestimmt das Material die ideale Form, da seine Stärken ausgenutzt und seine Schwächen kompensiert werden sollten,

Daher meine Fragen an die Bogenbaufraktion:

1.Was ändert sich an einem Flachbogen aus Holz/Bambus Laminaten, sobald ich auf Bauch und Rücken Glaslaminat aufbringe?
Bezüglich

Biegeraden / Materialbelastungsgrenzen
Set / Stringfollow

2. Wenn ich einen ca. 60 Zoll langen, kerzengeraden Bogenrohling aus, sagen wir mal 3 schichten gekauftem Bambuslaminat zusammenklebe und mit Powerglas belege und diesen dann biege bis er bricht, kolabiert, dann erst der Bogenbauch oder reißt erst der Rücken? Anders gefragt: Was ist bei Powerglas eher de Schwachpunkt: Druck- oder Zug- Festigkeit?
Und dazu folgende Frage: Warum gibt es keine 2 unterschiedlichen Glaslaminate, deren Stärke angepasst ist an Druck- und Zug- Seite: Gewichtsersparnis wäre doch die Folge?!

Was ich rückwirkend zu dem Thema hier noch beitragen kann ist folgende Information aus den Büchern: Stacking hat laut dem Autor nur etwas mit dem Sehnenwinkel also dem Hebel zu tun, nicht mit belastungsgrenzen des Materials.
Daraus lässt sich schließen, dass static recurves dafür sorgen, dass das Material zwischen ihnen und dem Griff stärker belastet wird, da die Recurves selbst kein Holz arbeiten lassen, aber sie verlängern die Strecke, die man den Bogen ohne Stacking ausziehen kann, indem sie den Sehnenwinkel möglichst lang stumpf halten. In anderen Worten: Die Sehne auf Abstand halten, da sie nicht nachgeben.

Auch interessant ist folgende Aussage: Die Geschwindigkeit eines Bogens ist nur abhängig von gespeicherter Energie pro Zoll auszug und dem Wirkungsgrad, indem die Energie wieder abgegeben wird. Sonst nichts. Die Form des Bogens muss also möglichst viel Muskelkraft erfordern um ihn zu spannen und dabei so wenig wie möglich Energieverluste nach dem Release verbuchen. Da ein Langbogen bei den ersten Zoll nur langsam sein Zuggewicht steigert braucht man weniger Gesamtarbeit um sein gewünschtes Zuggewicht zu erreichen. Bei einem Recurve / Hybrid muss man von Anfang an mehr arbeiten um zu Ziehen, daher wird mehr Energie gespeichert.

Beste Grüße,
Beschleunigung.

« Letzte Änderung: Februar 10, 2019, 10:03:24 Vormittag von Beschleunigung »
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Offline Grombard

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Die Geschichte mit dem verschiedenen Sorten an Bauch und Rücken nutzen einige Bogenbauer insofern, dass am Rücken Carbon und am Bauch Glas verbaut wird.
Am Ende ist das eine reine Kostenfrage.
Beziehungsweise auch eine des Geschmacks und der Optik.
Wenn jeder nur auf maximale Leistung aus wäre, würde es nur noch Carbon Superrecurves mit Schaumkern geben.

Nur weil ein Bogen möglichst schnell ist, trifft man damit noch lange nicht besser.
Im Zweifelsfall schießt man nur schneller vorbei.

Du wirst kein Buch finden, das dir den perfekten Carbon/GlasBogen erklärt.
Da geht es, anders als bei Selfbows, um viel Geld und große Firmen.
Wenn jemand da viel Forschung und Geld die Entwicklung einer optimalen Form steckt, wird er sicher kein Buch schreiben , um dieses Wissen für jeden "kostenlos" zugänglich zu machen.
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Offline Stringwistler

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  • Der Bogen schießt... aber die Sehne trifft...
    • Bestandssehnen vom Stringwistler unter.....
Und es kommt auch immer darauf an, wie viel Geld man für 10-15% Leistung mehr, man bereit ist auszugeben. Denn sind wir doch mal ehrlich.... Leistung alleine ist wirklich nicht alles. Mir persönlich ist viel wichtiger, Haptik, Gutmütigkeit, Comfort, Lautstärke...eben der "Kuschelwohlfühlbogen" alles andere ist doch nebensächlich. Denn ich kenne genug Leute, die schießen das schnellste und teuerste Gerät auf dem Markt.... aber die meisten schießen damit auch nicht besser... :bremse:
Aber das ist wie bei vielen mit einem schnellen Auto.... r.m.i.e.s.d. :Achtung:
Servusla, Gruß Guidl...

https://stringwistler.blogspot.de/

bald nen Spatz TD vom Chris😉
Stegmeyer TD- Hybrid 60"40lb@30"
Gravity Janus 17"ILF mit dito.
White Feather Lark 19"Junxing Pharos Hybr.63",
Jensbows Rayden 64"-38lb.3stripes-rubyred, 65"ILF-Amey XGS Ghosthand+Bosenbows doplCarbonFoamLBs


Offline Beschleunigung

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Moin Stringhwhistler,

ja ich stimme zu. Aber dennoch wäre mir das Wissen darum wichtig. Oft muß man erst etwas können um es sein lassen zu können. Zu dem was du gesagt hast kommen ja auch "dimnishing returns" also zurückgehende Erträge um es ökonomisch auszudrücken. Auf deutsch gesagt: Ein 100 Pfund bogen schießt nicht doppelt so schnell wie ein 50 Pfund Bogen gleicher Bauart. Ein Grund mehr, warum Schnell genug ist und es nicht unbedingt Superschnell sein muß.....
Bow and Error.


Offline Rudolph

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Hallo Beschleunigung!

Ich bin ebenfalls auf der Suche nach Infos zum Bogenbau. Die Bibel finde ich nicht sonderlich hilfreich.
Zu deinen Ausführungen aus diesen Büchern:
"Die Geschwindigkeit eines Bogens ist nur abhängig von gespeicherter Energie pro Zoll auszug und dem Wirkungsgrad, indem die Energie wieder abgegeben wird. Sonst nichts. „
Sonst nichts ist gut  ;) Das ist doch so gut wie alles.
Der Wirkungsgrad ergibt sich aus dem verwendeten Material und dem Design des Bogens. Diese Info aus der Bibel ist genau genommen eine Nullnummer.

Das mit der gespeicherten Energie verstehe ich nicht. Die Gesamtenergie, die man beim Auszug in die Wurfarme steckt ist doch auf jedem Fall da. Egal wie sich die Energie im Verlauf des Auszugs aufteilt.
Wo sollte sie auch bleiben? Der Bogen müsste zu leuchten beginnen oder warm werden um Energie anderweitig abzubauen.

Grüße, Rudolph


Offline Grombard

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    • Bogenbau Joachin Seeliger
Ich bastele heute Abend mal ein Diagramm um das mit der Energie zu verdeutlichen.
irgendwas is ja immer