Archers Campfire

Ich glaub, mich hat´s erwischt


Offline Three_under

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Hallo zusammen,

im Laufe des letzten Jahres konnte ich bei mir Störungen im Schussablauf feststellen. Zuerst habe ich etwas eher gelöst, als ich eigentlich wollte. Nicht immer, aber manchmal. Ich habe noch gut getroffen. Aber es wurde schlimmer. Manchmal habe ich den Pfeil sofort losgelassen, wenn ich mit der Hand im Gesicht angekommen bin. Da wurde das Trefferbild schlechter, war aber noch nicht gruselig.
Ich habe versucht, dagegen "anzukämpfen", hat aber mit Willensstärke nicht geklappt. Ich habe auch viele gute Ratschläge bekommen, die ich aber nicht umsetzten konnte.
Mein Stand heute ist, dass ich jedes dritte oder vierte Mal, wenn ich zum Schießen gehe, einen "Totalausfall" habe. Das ist dann wirklich gruselig.
Ich versuche auszuziehen, komme aber 10cm vor meinem Ankerpunkt nicht mehr weiter. Hört sich total beknackt an, ist aber so. Ohne aufgelegten Pfeil ziehe locker in den Anker, gehe in Rückenspannung, ziele, alles wunderbar. Dann lege ich den Pfeil auf und nix geht mehr. >:(
Wenn ich nach einiger Zeit des Rumprobierens (mit viel Frust), endlich in den Anker komme, ist es noch nicht vorbei. Ich kann lange "zielen". Aber ich halte zu hoch an, also das "Zielbild" passt nicht und ich bin nicht in der Lage, den Bogen zu senken. Also rucke und reiße ich den Bogen ins Ziel und löse dann. Bis dahin sind dann 5,6 oder 7 sec vergangen. Auch irgendwie blöd. Insgesamt wird mein ganzes Schießen immer schlechter.
Einige Mitschützen sagen, dass wäre schon eine ausgeprägte Target Panic. Andere sagen, das wäre Unsinn, ich müsse mich einfach nur zusammennehmen, Target Panic wäre eine Ausrede von mir. Die lachen mich fast aus, weil ich da stehe und nicht den Ankerpunkt erreichen kann.
Klar könnt ihr keine Ferndiagnose stellen, aber vielleicht eine unverbindliche Einschätzung geben?
Und vielleicht könnt ihr mir Tipps geben, welche Bücher ich darüber lesen könnte? Eine kleine Sammlung sozusagen? Ich habe ein paar Videos gesehen, unter anderem von Thomas Sillmann,  der Bogensportwelt-Mann. :) Mit Klicker und Release möchte ich aber eigentlich nicht anfangen.

Viele Grüße


Offline Gartenpinguin

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Hatte das gleiche Problem, sogar schon 3 mal in meinen 13 Jahren des Bogenschießens.

Ich schieße intuitiv-traditionell mit Anker am Mundwinkel, aber das nachfolgende Prinzip gilt für alle Schießarten, die irgendwann ins Muskelgedächtnis übergehen.

Am Anfang des Trainings (vor 13 Jahren) habe ich immer schön in den Anker gezogen, gehalten und dann geschossen. Das Trefferbild war gut und wurde besser. Das hat funktioniert, weil der Ablauf noch bewusst ablief, also wo ich auf jede Bewegung und Haltung aktiv geachtet habe. Von "intuitivem" Schießen konnte ich am Anfang aber noch nicht wirklich reden.
Nach gewisser Zeit geht die Bewegung in das Muskelgedächtnis über und das Unterbewusstsein übernimmt die Koordination. Ab dem Punkt kommt dann das intuitive Schießen ins Spiel. Intuition ist die Kombination aus Bauchgefühl und Erfahrung. Die Erfahrung kommt aus den Anfängen und dem Üben heraus. Aber auch wenn es nicht über Bauchgefühl und Intuition läuft, so geht auch das Zielen in diversen Techniken in das Muskelgedächtnis über oder wird zum Automatismus.

Jetzt steht man da also da, frisch aus dem Training, stabile Haltung und Technik und nimmt den Schussablauf nicht mehr bewusst wahr, weil er größtenteils unterbewusst abläuft.
Und da kommt das Gehirn ins Spiel, welches Automatismen optimieren will. Bewegungen, die wir immer wieder ausführen, wie das Laufen, werden dann vom Kopf optimiert. Und Optimierung heißt vor allem möglichst wenig Energie und Kraft zu nutzen. Das ist eine Eigenschaft die man sich nicht aussuchen kann. Es passiert einfach. Und es passiert immer.

Diese unterbewusste Optimierung von Bewegungsabläufen sorgt nun dafür, dass Du nicht mehr in den Anker gehst. Aus der Erfahrung heraus triffst Du ja und auch mit weniger Auszug kann man treffen. Und weniger Auszug ist weniger anstrengend und fühlt sich angenehmer an. Wenn das Unterbewusstsein also die Optimierung auch noch bestätigt bekommt, entweder durch körperliche Gemütlichkeit oder brauchbare Treffer, dann wird es weiter optimieren. Und irgendwann ist Lösepunkt weit vor dem Anker und man schießt viel zu schnell. Zack: Scheibenpanik. Und das Problem: Der Ablauf ist unterbewusst im Muskelgedächtnis und quasi nicht herauszukriegen.

Es gibt in meiner Erfahrung zwei gute Wege da herauszukommen.

1. Niemals dem Trieb nachgehen, die Technik und Haltung zu ändern. Wenn die Ankerposition nicht erreicht ist, wird nicht gelöst. Wenn die Hand zuckt, wird nachgegriffen und die Spannung vom Bogen genommen um erneut anzusetzen. Nicht vergessen: Das Unterbewusstsein kämpft gegen einen. Manchmal ziehe ich in den Anker und sage mir im Kopf "Halten!... Halten!... Halten!...." und irgendwann löse ich dann. Ich konditioniere mir einen neuen Trigger an, der mir erst erlaubt die Sehne zu lösen.
Ein gutes Training dafür ist auch in den Anker zu gehen, aber nicht schießen zu wollen. Zum Beispiel kann man einem Pendel folgen, oder von Zielscheibe zu Zielscheibe wandern, wohlwissend, dass man keine davon treffen möchte. So lernt der Kopf eventuell um. Auch in den Anker gehen und von links nach rechts gehen hilft mir da.

2. Zurück zum Anfang. Wenn gar nichts funktioniert, dann muss es der Weg zurück sein. Kopf leerspülen und wieder bei 0 anfangen. Schnapp Dir einen sehr leichten Bogen, z.B. statt 30lbs auf 20lbs runter. Stell Dich wieder wie am ersten Tag hin, und mache jeden Ablauf langsam und bewusst. Treffen ist da vollkommen egal. Das Trefferbild wird furchtbar sein, aber das war es beim ersten Mal auch. Es ist keine Schande, wieder den Grundkurs zu machen. Und das Neuanfangen hilft auch andere Probleme in der Technik zu korrigieren. Man versucht quasi das Unterbewusstsein neu zu programmieren. Einen anderen Bogen und andere Pfeile zu nutzen empfinde ich dabei als äußert hilfreich, weil der normale Bogen das Gefühl in der Hand triggert, was ich sehr mag und gut kenne. Und alles was an die alte Technik mit Scheibenpanik und frühem Lösen erinnert, muss erstmal weg.

Beide Ansätze sind nicht einfach und werden anfangs kaum Erfolg versprechen. Man muss sich darauf einlassen. Manchmal dauert das 4 Wochen, manchmal 2 Jahre um sich da herauszuarbeiten.
Aber den Trigger dahinter zu verstehen hat mir sehr geholfen.

Ich hoffe ich konnte Dir ein wenig damit helfen.
Und womit? - Mit Leidenschaft.


Online roscho

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Meine Diagnose: Targetpanic !
Erklärungen und Lösungsansätze gibt es viele ..

Was aus meiner Sicht nicht funktioniert ist das „Zusammennehmen“, das machts nur schlimmer ..

Was bei mir am besten funktioniert ist den Schussablauf/den antrainierten Schussreflex bewusst zu unterbrechen…

Ich hab da einige Trigger ausprobiert (nach Joel Turner ShotIQ), aktuell am besten für mich ich der Grip Trigger von RMS Gear.

Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Offline Nephatim

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Jop, die ausgeprägten Symptome habe ich bei meinem Bekannten gesehen. Zu früh lösen, der freeze vom Bogenarm,  reißen - also Vollprogramm. Er hat es, nachdem er kurz vor dem Aufhören stand, mittels Klicker an seinen Bogen hinbekommen. Gut, dazu kamen noch Anpassungen wie er auszieht, aber im großen und ganzen ist der Klicker der entscheidende Punkt bei ihm gewesen. Er schafft es mittlerweile auch ohne den Klicker, hat sich aber dazu entschieden den Klicker dran zu lassen.
Ich schieße normalerweise intuitiv und habe 'nur' leichte Symptome, sprich ich komme schwierig in den Vollanker. Versuche das gerade zu überschreiben, in dem ich erstmal für die nächste Zeit auf Stringwalking umgestiegen bin, da  ich bei diesem System keine Symptome habe.

Also es gibt einige Möglichkeiten, Targetpanik zu beseitigen. Oftmals aber mit einer Umstellung der Schusstechnik und Geduld verbunden.


Offline Three_under

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..........

Ich hab da einige Trigger ausprobiert (nach Joel Turner ShotIQ), aktuell am besten für mich ich der Grip Trigger von RMS Gear.



Danke für die guten Tipps.
Ich habe gerade gelesen und YouTube Videos geschaut. Den Grip Trigger finde ich interessant. So was kenne ich gar nicht, nur die  Klicker der Olympic Recurve-Schützen.
Meine schnelle Recherche hat ergeben, dass man die in Deutschland nicht kaufen kann. Hast du den Grip Trigger in den USA gekauft?
Und ist das Ding schwer einzustellen?


Offline ONeill

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Mir hat TP eigentlich einen Großteil der Freude am Schießen genommen. Noch dazu hab ich kaum mehr die Zeit wie früher, um mich auf sie Situation besser einzustellen. Was ich aber probiere, ist, mir vorm Schuss eine Zeit zwischen 3-8sec zu überlegen, den Countdown starte ich während des Ausziehens, vorher wird nicht gelöst. Das klappt zwar, aber es kostet trotzdem unheimlich viel Mühe, nicht vorher zu lösen, was noch oft genug passiert.

Ich habe bei mir festgestellt, dass es fast keinen Unterschied macht, ob der Bogen 25 oder 45# hat, vorzeitiges lösen passiert sowohl bei leichtem oder schwererem Setup....


Online roscho

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..........

Ich hab da einige Trigger ausprobiert (nach Joel Turner ShotIQ), aktuell am besten für mich ich der Grip Trigger von RMS Gear.



Danke für die guten Tipps.
Ich habe gerade gelesen und YouTube Videos geschaut. Den Grip Trigger finde ich interessant. So was kenne ich gar nicht, nur die  Klicker der Olympic Recurve-Schützen.
Meine schnelle Recherche hat ergeben, dass man die in Deutschland nicht kaufen kann. Hast du den Grip Trigger in den USA gekauft?
Und ist das Ding schwer einzustellen?

Ich hab meine(n) in Amerika bestellt- war easy und die Jungs haben auch 3 für den Preis von einen geschickt damit die Versandkosten raus kommen ;)

Einstellen ist eigentlich ganz einfach, kommt etwas auf den Griff des Bogens an, geht nicht bei allen Modellen ..
Aber ich finde das Ding genial ..
Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

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Offline Three_under

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Ich wollte gerade Bestellen. Die Bezahlung läuft nur über Kreditkarte. Ich habe keine, aber meine Frau. ;D
Nur der Versand (oder Zoll/Steuern?) haben mächtig angezogen. Die wollen 43,95€ dafür haben. Puh,...geht mir ein wenig gegen den Strich.
Werde das Teil aber wohl trotzdem bestellen.


Offline bowmanmane

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Servus

Bin auch heftigst von TP betroffen. Dazu noch erheblicher Gewichts- und damit einhergehendem Kraftverlust nach schwerer Krebstherapie.
Hab mir vor kurzem die

ASTRA ARCHERY Shot Trainer Trainingshilfe für Schusstechnik

bei Arrowforte geholt und die hilft mir tatsächlich weiter.

Alle möglichen Tips und Bücher zum Thema haben mich nicht weitergebracht.

Gruß
Mane
BW PMA V Ironwood 39#, 31"
Falkenholz Peregrin 02 37#, 31"
APA Mamba


Online roscho

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Ich wollte gerade Bestellen. Die Bezahlung läuft nur über Kreditkarte. Ich habe keine, aber meine Frau. ;D
Nur der Versand (oder Zoll/Steuern?) haben mächtig angezogen. Die wollen 43,95€ dafür haben. Puh,...geht mir ein wenig gegen den Strich.
Werde das Teil aber wohl trotzdem bestellen.

Ja, die  Versandkosten waren auch bei mir schon heftig ….
Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

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