Archers Campfire

Ein paar Daten zu Effizienz, Bogenformen und Langen.


Offline The_Sheriff

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Was mich bei dem "ersten Vergleich" wundert - aber du kannst das sicher aufklären - ist, dass beide Bögen sowohl bei 28" Auszug, als auch 29" Auszug trotz weiter steigendem Zuggewicht angeblich jeweils die gleiche Pfeilabschussgeschwindigkeit erzeugen. Wie kann das denn sein? Stimmen hier die Messwerte?

Hier habe ich bei 29 und 30" die selben Werte hingeschrieben.
Ich bin mir relativ sicher, mit 29" geschossen zu haben, aber falls es doch 30" gewesen sein sollten.....

Genau das habe ich übrigens auch am Anfang meines Eingangsposts geschrieben.

Das heißt du arbeitest hier teilweise mit fiktiven Werten aus denen zu versuchst Rückschlüsse zu ziehen? Das wäre nicht zielführend. Wenn dann müsstest du schon echte Messergebnisse nehmen.
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Online Grombard

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Solange ich die Schüsse mit den Verschiedenen Bögen mit gleichem Anker und Auszug gemacht habe, ist es am Ende doch aber vollkommen egal, ob das nun bei 29 oder 30 Zoll war.
Es geht um den Vergleich verschiedener Bogentypen bei ähnlichem Pfeilgewicht untereinander.
Nicht um gerichtsverwertbare Leistungsangaben eines bestimmten Bogens.

Ich habe nur bei 29 und 30 jeweils meine ermittelte Geschwindigkeit reingeschrieben um zu sehen, was ich sehr wahrscheinlich (29") oder im schlechtesten Fall (30") an Effizienz habe.

Wenn ich alles ganz 100% exakt haben will, muss ich den Auszug mit einer Maschine und Weg/Kraft Sensor messen und dann eine Messreihe mit einer Schießmaschine für die Geschwindigkeit machen, was dann aber am Ende auch völliger Unsinn ist, da man einen Traditionellen Bogen ja nicht mit Zangenrelease schießt.
Also eine Hand und deren Verhalten beim Release nachbauen...
Aber der eine Schütze hat einen Tiefen Anker und der andere nimmt nur die Fingerkuppen....
Was nun?

Kann man alles machen, das war aber nicht die Frage.
« Letzte Änderung: September 29, 2023, 09:49:28 Nachmittag von Grombard »
irgendwas is ja immer


Offline kungsörn

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Zu Thema Effizienz möchte ich auch noch was in den Raum werfen.
Die rechnerische Effizienz ist ein rein physikalischer Wert: Effizienz = Pfeilenergie / Spannkraft (Spannkraft bedeutet hier "Arbeit", wobei Arbeit = Kraft * Strecke ist).
Was in die Berechnung leider nicht eingeht, ist die Dauer der muskulären Belastung beim Spannen.
Die Auszugskurven zeigen ja sehr schön, dass beim S-Recurve die höheren Spannkräfte innerhalb des Auszugsvorgangs vorhanden sind.
Gleichzeitig haben die meisten von uns eine relativ schnelle Auszugsphase bei einem vergleichsweise langen Anker bei 27-31".
Würde man also die Zeitfaktoren (Muskelenergie) mit einrechnen, käme man wohl auf ein Ergebnis zugunsten des S-Recurves.

Niemals fesselt mich ein Band, riegelt mich ein Riegel
Suchte meinesgleichen, fand nur Sünder ohne Zügel
(In Extremo, "Sünder ohne Zügel")


Online Grombard

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Das ist natürlich auch ein sehr interessanter Ansatz.  :GoodJob:
Aber der Superrecurve gewinnt auch so.
Bei gleicher Pfeilgeschwindigkeit ist er effizienter als der Hybridbogen.
Wobei man hier noch dazu bemerken muss, dass der hier beispielhaft gewählte Hybrid ein sehr Leistungsstarker Vertreter seines Klasse ist und die Superrecurves eher so mittelprächtig sind.
irgendwas is ja immer


Offline The_Sheriff

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Solange ich die Schüsse mit den Verschiedenen Bögen mit gleichem Anker und Auszug gemacht habe, ist es am Ende doch aber vollkommen egal, ob das nun bei 29 oder 30 Zoll war.
Es geht um den Vergleich verschiedener Bogentypen bei ähnlichem Pfeilgewicht untereinander.
Nicht um gerichtsverwertbare Leistungsangaben eines bestimmten Bogens.

Ich habe nur bei 29 und 30 jeweils meine ermittelte Geschwindigkeit reingeschrieben um zu sehen, was ich sehr wahrscheinlich (29") oder im schlechtesten Fall (30") an Effizienz habe.

Wenn ich alles ganz 100% exakt haben will, muss ich den Auszug mit einer Maschine und Weg/Kraft Sensor messen und dann eine Messreihe mit einer Schießmaschine für die Geschwindigkeit machen, was dann aber am Ende auch völliger Unsinn ist, da man einen Traditionellen Bogen ja nicht mit Zangenrelease schießt.
Also eine Hand und deren Verhalten beim Release nachbauen...
Aber der eine Schütze hat einen Tiefen Anker und der andere nimmt nur die Fingerkuppen....
Was nun?

Kann man alles machen, das war aber nicht die Frage.


Hallo Grombard,

danke für deine Antwort. Es ging mir in meinen ersten beiden Posts zunächst einmal nicht darum, an deinen Aussagen Kritik zu üben - wenngleich ich diese unten dann auch einordnen möchte - sondern ich habe mir erst mal das Datenmaterial angesehen, das du hier als Basis verwendest. Und das weist eben in Versuch 1 bei den Pfeilgeschwindigkeiten unplausible Zahlen aus, was ich einfach mal anmerken wollte.
Das Problem mit den menschlichen Variablen könnte man mit sehr geringem Aufwand auch anders lösen, nämlich indem mit einem Limb-Mounted-Klicker gearbeitet wird (Auszugskontrolle) und man den Geschwindigkeitsmittelwert aus z.B. 5-10 Messungen nimmt. Dann müsste man hier nicht mit Zahlen Arbeiten, die Toleranzen von 8-10% hinsichtlich der gespeicherten Energie zur Folge haben.
Die Argumentation mit Maschine und Auslösehilfe läuft ins Leere, solange immer die gleiche Person schießt, es eine Auszugskontrolle gibt und die Messung der Zuggewichte zur Erstellung des Auszugsdiagramms einigermaßen korrekt abläuft. Leider höre ich das immer wieder, es wird aber nicht richtiger dadurch.
Mir ist wichtig, dass bei all diesen Betrachtungen zunächst mal mit korrekten und transparent ermittelten Daten gearbeitet wird.

Aber kommen wir nun mal zu den Aussagen die du getroffen hast:

Bei gleichen GPP stimmt das Statement "Superrecurves sind ineffizient" [..]
Bei selber Geschwindigkeit sieht es dann anders aus. Da ist dann der Superrecurve effizienter.

Die Aussagen sind grundsätzlich zutreffend. Doch was leitet man daraus ab?

Effizienzvergleiche von zwei völlig unterschiedlichen Bogenbauformen sind meiner Ansicht nach nicht zielführend.
Ich habe das vor ein paar Jahren auch schon einmal im Rahmen der Diskussionen um meinen Blogartikel zur Effizienz von Traditionellen Bögen geschrieben. Effizienzvergleiche bringen einen nur dann weiter, wenn man die Umsetzung der gespeichrten Energie zweier gleicher Bogentypen in kinetische Energie des Pfeils (=Effizienz bzw. Wirkungsgrad) betrachtet.


Bzgl. der Eigenschaften von Super Recuves:
Durch seine besondere Bauform speichert ein Super Recurve bei gleichem Zuggewicht deutlich mehr Energie, die dann teilweise zusätzlich für die Beschleunigung des Pfeils zur Verfügung steht.
Umgekehrt heißt das, dass ich die gleiche Pfeilgeschwindigkeit mit weniger Zuggewicht erreichen kann. Für alle, denen es auf Pfeilgeschwindigkeit im allgemeinen ankommt, kann man daraus zunächst einmal folgern, dass sie sich kraftmäßig in Sachen Haltekraft über längere Zeit, z.B. in einem Wettbewerb, mit einem Super Recurve leichter tun.
Argumentativ geht das in Richtung der Aussage von kungsörn:

Würde man also die Zeitfaktoren (Muskelenergie) mit einrechnen, käme man wohl auf ein Ergebnis zugunsten des S-Recurves.

Daneben ist es z.B. bei den Bögen/Wurfarmen von Border z.B. so, dass das Zuggewicht z.B. von 27-29" nicht mehr steigt... der Bogen also "extrem weich" da hinten ist und auch leichte Auszugsvariablen sich weniger stark auswirken als bei Bögen mit Stacking oder Tendenzen zum Stacking im Bereichen der eigenen Auszugslänge.


Ganz generell darf man bei den Super Recuves bei allem Lob und positiven Eigenschaften aber auch nicht verschweigen, dass die Bauform anekdotischer und teilweise selbst erlebter Erfahrung nach auch einige schwerwiegende Probleme mit sich bringt:
- Anfälligkeit für Torsion der Wurfarme, weshalb die Wurfarme meist breiter ausgeführt werden
- durch die breiteren Wurfarme nimmt der Luftwiderstand dieser zu
- u.a. dieser erhöhte Luftwiderstand und auch das Mehr an Verformung und sozusagen "Verformungsarbeit" im Wurfarm ist dann das, was wir als "Ineffizienz" in den Berechnungen sehen
- alles in allem verringert sich durch das Mehr an im Wurfarm und Bogen verbleibender Energie im Vergleich zu anderen Bogentypen die potentielle Lebensdauer eines solchen Bogens... das sehen wir dann anhand defekter Wurfarme


Aber danke generell für deine Mühe und das Interesse an dem Thema  :thankyou: :GoodJob:
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Online Grombard

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Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Beim Vorwurf "fiktiver Daten" reagiere ich etwas dünnhäutig, sorry dafür...

Ich verstehe deine fachliche Argumentation und, die Notwendigkeit von ein-eindeutigen Daten bei öffentlichen Vergleichen.
Die Diagramme mit den Auszugsgewichten sind gewissenhaft erstellt.

Die Auszugskontrolle mittels Klicker ist eine sehr gute Idee.
Danke dafür.
Werde ich, wenn ich mal wieder in Testlaune bin, sehr wahrscheinlich nutzen.
Ich habe ja genügend Riser... da kann ich einen Test Riser mit einer Auszugskontrolle ausstatten.
Mir stoßen auch immer irgendwelche geposteten Phantasie Speedwerte auf FB auf, die nicht stimmen können.


Superrecurve müssen nicht zwangsweise besonders breit sein.
Die, die ich hier genutzt habe, sind schlanker als die meisten konventionellen Recurves, die so auf dem Markt vorhanden sind.

Verwindungssteifigkeit wird dort durch Nutzen von 45/45 Grad Carbon an Bauch und Rücken und die Geometrie erreicht.
Die Sehne bleibt sehr lange in der Sehnenführung und hebt erst beim Überschreiten der kritischen Kipppunkts ab.
Dadurch ist der seitliche Hebel am Anfang sehr gering und absolut unkritisch.

Mit den (sicher nicht 100% exakten) Daten wollte ich auch nur ein wenig Leben und Diskussion abseits von Bogen und Parcours Bildern ins Forum bringen.  ;)
« Letzte Änderung: September 30, 2023, 10:32:14 Vormittag von Grombard »
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Offline Landbub

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Ganz generell darf man bei den Super Recuves bei allem Lob und positiven Eigenschaften aber auch nicht verschweigen, dass die Bauform anekdotischer und teilweise selbst erlebter Erfahrung nach auch einige schwerwiegende Probleme mit sich bringt:
- Anfälligkeit für Torsion der Wurfarme, weshalb die Wurfarme meist breiter ausgeführt werden


Die Torsionsanfälligkeit wird durch die Verwendung entsprechender Materialien kompensiert. Ich habs nie gemenssen, aber mir erscheinen die Uukha VX steifer zu sein als die WW Graphene, beide ähnliche Preisklasse, um die 800 EUR
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Das motiviert meine Jugendgruppe ganz enorm, hier weitere Videos zu produzieren.