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Schießen im Gelände: Intuitiv & Zielsystem Schießen im Vergleich


Offline Coureur de bois

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Man kann ja auch aus der Evolution ( siehe Säbelzahntiger) lernen, d.h. "gerade noch gut genug", im Sinne von Sparsam mit den Ressourcen umgehen, z.b. Zeit, Material, Energie wie Kraft etc.
Dabei gilt es nur vergleichsweise durchsetzungsfähiger als die Konkurrenz zu sein.
Optimale Qualität spielt dann keine Rolle, ist eher kontraproduktiv: Ich muss nicht der aller schnellste sein, nur etwas vor der Konkurrenz und dem jagenden Löwen.

P.S. Im Umkehrschluss, die Ressource Zeit und hier am Pflock, da habe ich den Eindruck das der "Systemschütze" mit seiner komplexen Vorbereitung, optimal die gegebene Zeit nutzt ( 1. Minute je Pfeil intuitiv richtig gefühlt, da hier keine Uhr hilft, oder?)
« Letzte Änderung: Juli 21, 2023, 06:04:30 Nachmittag von Coureur de bois »
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Offline Kreta

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Klingt jetzt vielleicht ketzerisch. Aber für mich schliessen sich Intuition und System nicht gegenseitig völlig aus. Sagt ja selbst der Robin im Video, er hat sich einiges behalten aus seiner System Zeit.

Bei allem Technik Gequatsche (was ich pers. immer für interessant halte) steht  eines über allen Elementen des Schusses nämlich - das Vertrauen.

Und da bin ich absolut bei allen Intuitiven. Das macht die Magie des intuitiven Schiessens aus.

Vertrauen


Das man selbst analysieren kann. (Was hat geklappt, was nicht…) gehört zur Evolution dazu. Und da kommt die Technik sehr wohl ins Spiel. Und dennoch Intuition macht das Ganze erst so besonders.


Daniel124

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... Schwierig dabei ist das Vertrauen in die eigene Intuition ...

Also ich kann meiner Intuition nicht einfach so vertrauen. Nicht in dem Sinne, dass die das alleine richtet.

Sie braucht schon auch bewusstes Handeln dass sie erfolgreich sein kann, nämlich 1. jede Menge Konzentration auf einen kleinen Punkt auf dem Ziel, und 2. die bestmögliche Körperspannung für die Linie Pfeilspitze-Zughand-Ellbogen.
Erst dann blüht sie richtig auf, richtet mich passend aus und kompensiert Auszugslängenvarianz, Ankervarianz, einen ungünstigen Stand, Störungen aus dem Umfeld usw., und macht somit den REST des Schusses.


Offline Coureur de bois

  • Robin auf der Hut
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Ich sehe das nicht so wie Daniel; Intuition also "schnelles Denken" nach Kahnemann, hat schon alles entschieden bevor das "langsame" Denken, also das Bewußte beginnt Handlungen zu beeinflussen.
Dabei hört das intuitive Denken nicht auf, sondern kommt im schlimmen Fall mit dem bewußten Denken in Konflikt, z.b. äussert sich das als "Scheibenpanik". Mit anderen Worten das unterbewußte (intuitive) Denken, ist wie ein Grundrauschen leise schnell und immer da.

« Letzte Änderung: Juli 22, 2023, 10:04:55 Vormittag von Coureur de bois »
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Offline Absinth

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  • Einer trage des anderen Last...
Weil es gerade passt und auch zu dem Vielen hier bereits angesprochenen noch etwas von der HP der "Gedankenwelt" (der komplette Artikel kann dort gelesen werden...)

Zitat...

Können wir Intuition entwickeln?

In unserer westlichen Kultur ist es sehr schwierig, diese innere Stimme der Intuition zu vernehmen. Wir sind vom Rationalismus durchdrungen, was es uns erheblich erschwert, etwas zu würdigen, was nicht durch unsere Logik erklärbar ist oder irgendeine Art von empirischer Unterstützung erfährt. Wir verteidigen uns gegenüber allem, was nicht eindeutig als vernünftig zu verstehen ist. Deshalb ist es manchmal so schwer, auf unsere Intuition zu hören.

Auf die gleiche Art und Weise führt das mangelnde Vertrauen in uns selbst dazu, dass wir das intuitive Denken blockieren. Wenn wir viele unserer subjektiven Erfahrungen bezweifeln, wird jede Intuition sofort von diesem Zweifel kontaminiert. Anstatt uns zu einer Gewissheit oder Intuition zu führen, erzeugt dies nur Verwirrung und Besorgnis.

Der beste Weg, unsere Intuition zu entwickeln, ist daher, uns fließen zu lassen. Eine gute Strategie ist, das Erste, das uns in den Sinn kommt, vor einer bestimmten Realität zu betrachten, bevor wir diesen Gedanken mit unserer Vernunft verarbeiten. Alles so aufzunehmen, wie wir es wahrnehmen, wie bei einer Schreibübung.




Online roscho

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Vielleicht beschäftige ich mich schon zu lange mit asiatischen Kampf und Bewegungskünsten, aber ich sehe im intuitiven Bogenschiessen keine „Magie“

Das was wie Magie aussieht ist für mich die Folge von jahrelangem Üben von Fähigkeiten und dem Vertrauen das sich daraus ergibt.

Die Japaner haben ein Wort dafür: Mushin (die Chinesen und andere Asiaten auch, aber das ist hier egal …

https://karate-nord.de/wp/zen-im-karate/

Mushin. Das japanische Wort “Mushin” bedeutet „kein-Gedanke” oder „nicht Herz”. Es  bezieht sich auf eine Geisteshaltung, welche bezogen auf den Umgang mit einer Kata oder einer Anwendung, erst nach ausgiebiger Übung eintreten kann. Es ist die Fähigkeit, die Bewegungen der Kata auszuführen, ohne dass sich Gedanken dazwischen schalten. Gedanken lenken vom Moment des Geschehens ab und schränken so die blitzschnelle Handlungsfähigkeit ein. Das wiederholte Training kann derart tief in Fleisch und Blut übergehen, dass Aktionen oder Kata wie in einer Art bewegter Meditation ausgeführt werden können – spontan und ansatzlos. Die eigenen Bewegungen erfolgen dann auf den Moment abgestimmt. Sie sind präzise, schnell und die direkte Antwort auf die gegnerischen Aktionen. Es ist, als würde man kurz vorher fühlen, was gleich passiert und als wäre man vorbereitet. Man ist voll im Moment anwesend.

Wir (also zumindest ich) als Verkopfte Westler tun uns schwer damit, alles muss berechnet und kontrolliert werden, man braucht ein System, der Kopf muss den Vorgang kontrollieren …

Was sicher stimmt ist dass man mit System und Hilfsmitteln (Visier, Release etc) schneller zu Erfolgen kommt aber gerade in unserer hektischen modernen Welt macht (für mich) die Rückkehr oder die Besinnung auf das „Einfache“ (das nicht einfacher und leichter ist) den Reiz das traditionellen Bogenschiessens auch ..

Höher schneller weiter sind zumindest für mich da nicht meine Maxime .. aber jeder wie er mag ..
Bogenschiessen ist einfach, aber nicht leicht ;)

"Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk,
und der rationale Verstand ein treuer Diener.
Wir haben eine Gesellschaft erschaffen,
die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat."

* Albert Einstein


Offline Rose🌹

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Also für Langnasen „Magie“. 😂

Danke roscho, so ist das intuitive Schiessen besser zu erklären und zu beschreiben.
Das ich das kann, wird für mich immer etwas magisches an sich haben, auch wenn ich weiß,
wie es funktioniert.

🌹


Offline Knorr

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  • Ich schieße seit Jahren nur noch instinktuitiv...
Für mich hat das auch nichts magisches...
Ich für meinen Teil weiß, warum mir das intuitive Schießen so liegt, ich mich so wenig verkopfe: weil ich zu faul, zu ungeduldig und zu blöd bin mir vorher jeden Schuss auszurechnen!
https://www.youtube.com/channel/UCPRH0DXP5mgQQtHd-iDctbg

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Offline Rose🌹

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Wenn ich von Magie rede,
dann denke ich an solche Schüsse, wie auf dem Karussell.
Ich kann mich heute noch an das Gefühl erinnern,
wie sich die 2 Drehbewegungen im Kopf angepasst haben,
und ich schiessen konnte.

https://youtu.be/OMVK0j9DfAk?si=TbVAJNr3FJ3zln-P

Und nicht an Schüsse auf ein 3D Tier, die ich schon zig mal praktiziert habe.

Aber ich, oder wir versteigen uns in Begriffe, die vom Video und dem Thema abschweifen.
Ich mag jedenfalls meine „magischen“ Momente, die ich ab und zu auf dem Parcours habe,
aber meistens beim Spielen im Wald.

Wenn ihr Magie durch Flow/ Mushin ersetzt, dann könnt ihr Euch vielleicht mehr damit anfreunden.
Für mich ist aber nicht der Begriff entscheidend, sondern das Gefühl bei der Sache.
Mir gefällt Magie, weiß aber dass ich im Flow war.
Mehr dazu wäre Sommerloch.

🌹


Offline Kedde

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Für mich hat das auch nichts magisches...
Ich für meinen Teil weiß, warum mir das intuitive Schießen so liegt, ich mich so wenig verkopfe: weil ich zu faul, zu ungeduldig und zu blöd bin mir vorher jeden Schuss auszurechnen!

Genauso ist es, und was Deinen letzten Satz betrifft bin ich ganz bei Dir, und deshalb schaue ich mal ob ich nicht Infrarotsuchköpfe für meine Schäfte bekomme.  :Achtung:
Die ganze Rechnerei würde mir den Spaß am Bogenschießen nehmen.
Ich kann es nicht verhindern das ich Älter werde, aber ich kann verhindern das ich mich dabei langweile.
Es ist besser, zu genießen und zu bereuen, als zu bereuen das man nicht genossen hat.
Kedde`s Bogenblog
 https://www.youtube.com/channel/UCzKiLfM9YzkdHIVHOU6d-Dw


Offline WernerF

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Rose - tausend Rosen!
Das ist mal ein Statement.
Klasse.
Wenn der Thomas den Karussellschuß "ausrechnet" fällt er nach vorne um.

Der Thomas - dieses Chamäleon- kann das Video auch genausogut als Selbstgespräch machen,
beide Positionen einnehmen. Je nachdem was man Ihm in die Hand drückt passt er sich an.
In einem Turniervideo von Ihm steckt ein Klassiker drin, mit Jagdrecurve...
Spinne - Thomas.  1:0
Spinne - Thomas.  2:0,....
da hat er den repetitiven Fehler des Intuitiven, weil er grad mal Rechenpause macht.

Schön daß hier soviel Platz für Meinung ist.



Offline Rose🌹

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Offline piti

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Erstmal finde ich das Video der beiden - Thomas und Robin - exzellent.
Da haben zwei sehr gute Schützen lange Jahre sehr intensiv nachgedacht.

Was mir zum "intuitiven Bogenschießen" einfällt:
Das ist nichts anderes als einen Bewegungsablauf immer wieder und wieder zu üben, darüber nachzudenken und durch Selbstkorrektur letztendlich zu versuchen zu optimieren, sodass man nicht mehr darüber nachdenken muss und letztendlich "Es" trifft so wie es Eugen Herrigel in "Zen in der Kunst des Bogenschießens" beschreibt. Das ist keine Magie! Sondern schlicht Arbeit. So wie das Kind - nach vielen Fehlversuchen - lernt den Brei mit dem Löffel zu essen und nicht mehr darüber nachdenken muss wie das geht sondern es automatisch tut, oder wie jemand lernt sich Bälle zuzuwerfen und nach 1000 mal Bällewerfen nicht mehr über Distanz, Erdanziehungskraft, Winkel, Ballgeschwindigkeit usw. nachdenken muss sondern es einfach tut und trifft.
Beim intuitiven Bogenschießen ist es ähnlich: Bei korrekter Technik immer wieder und wieder in verschiedenen Situationen und auf verschiedene Entfernungen schießen und letztlich trifft man "intuitiv" und muss nicht über Winkel, Entfernung usw. nachdenken.
ABER (und jetzt kommt das große ABER): Nicht alle Menschen die etwas intuitiv tun tun das gleich gut. Es gibt sehr gute Bällewerfer und schlechte Bällewerfer. Fußballspieler die trotz endlosem Übens keinen Freistoß schießen können, andere dagegen gelingt das mühelos. Es gibt Leute die haben eine sehr schöne Handschrift, andere - so wie ich - schreiben krakelig.
Was ich sagen will: Für Bogenschützen, die Probleme haben den Schußablauf intuitiv zu beherrschen wäre das Erlernen eines Zielsystems durchaus eine Möglichkeit mit Zielsystem besser zu schießen als intuitiv. Und: Es gibt durchaus ein "sowohl als auch" und nicht nur ein "entweder oder"!
« Letzte Änderung: Juli 23, 2023, 07:26:40 Nachmittag von piti »


Offline kungsörn

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Ich sehe das etwas trockener bzw. weniger emotional.
Viele von uns sind nie besonders gute Kopfrechner gewesen. Geschweige denn, dass man Spaß daran hat.
Wenn diese Leute (mich eingeschlossen) also richtigen Spaß beim Bogenschießen haben wollen, geht das nur ohne "aktives" Rechnen (das Bestimmen der Entfernung in Meter zählt auch dazu).
Wer wirklich Spaß bei irgendetwas hat, muss nicht gut darin sein, tut es deswegen aber ständig und ist genau deshalb irgendwann auch gut darin.
Zumindest, wenn es keine gesundheitlichen oder sonstige Einschränkungen gibt.
Ich möchte so lange Bogen schießen, bis mir meine Töchter und Enkel aus Sicherheitsgründen den Bogen wegnehmen müssen.  8)
Niemals fesselt mich ein Band, riegelt mich ein Riegel
Suchte meinesgleichen, fand nur Sünder ohne Zügel
(In Extremo, "Sünder ohne Zügel")


Offline Coureur de bois

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Ganz neu ist das "Intuitive" nun mal nicht, schon der Homo erectus, dann der Homo heidelbergensis und so weiter, haben Gegenstände durch die Luft befördert und ganz unterschiedliches getroffen. Woraus folgt das "Wir" nicht jedesmal ganz neu anfangen müssen, meint es ist Evolutionär angelegt... :fire:
Darum ist die Idee, wir könnten neudeutsch gesprochen das Programm überschreiben, nur bedingt richtig, richtig erscheint mir das wir Fehler korrigieren können, das im Sinne vor "Vor...urteile" bearbeiten die wir dann als Bilder oder "Urteile" unserer Erfahrungen sammeln und ablegen (im Oberstübchen)

Friedrich LB,
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