Archers Campfire

Zielbild jenseits des Nullpunktes


Offline Ulrich

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Dieses Zielbild hat sich bei mir spontan eingestellt bei den Bemühungen, als Instinktivling eine brauchbare Methode für Weitschüsse zu finden und erweist sich für mich als mehr als praktikabel. Bedingung ist, dass die Pfeilnocke senkrecht unter dem rechten Auge liegt. Das macht den Sehnenschatten überflüssig, der bei gekantetem Bogen sowieso nicht vorhanden ist.
Ich sehe dies als Mischung von instinktiv, Split Vision und Point of Aim. Der grosse Vorteil: Der Fokkus bleibt auf dem Ziel, obschon dieses für das Zielauge nicht sichtbar ist.
Einschränkung für Wiederholer: Mir fällt der Wechsel auf das linke Auge leicht, weil dieses wesentlich schärfer sieht als das dominante Rechte. Dies könnte ein Faktor sein sein, der diese Art der Wahrnehmung des Zielbildes zumindest erleichtert.
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Offline Ulrich

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Wollte eigentlich nach der Erfahrung das Phänomen geometrisch erklären, geht aber nicht. Drum hier ein Beschreibungsversuch, was da abläuft, wenn das linke Auge die Führung übernimmt:

Rechtes Auge, Längsachse des Pfeils, das Ziel sowie der Punkt, auf den die Pfeilspitze distanzabhängig guckt, liegen auf einer senkrechten Ebene. Das linke Auge betrachtet sich diese Ebene von der Seite und kontrolliert die Lage der Pfeilspitze, die senkrecht über dem Zielpunkt liegen muss. Dieser Pfeil guckt von rechts ins Bild, ist ja klar, weil die Nocke unter dem rechten Auge liegt.

Das verrückte an der Sache: Bild und Lage der Pfeilspitze stammen vom rechten Auge, das oben drauf guckt. Den Geisterpfeil, den das Linke sehen müsste, habe ich weit abgeschlagen rechts aussen entdeckt und gleich wieder vergessen.

Also: 1.) Durch den Pfeil hindurch auf den Zielpunkt fokussieren und 2.) das Zielbild mit dem linken Auge (Rh) wahrnehmen.

Für mich mit einem schwächeren Zielauge funktioniert`s, vielleicht auch bei Kandidaten mit Kreuzdominanz? Normalsichtige mit zwei guten Augen werden das kaum nötig haben. Und echte Instinktivlinge, die nicht zu faul sind, endlos 60m hin und her zu laufen, bis sie`s ohne faule Tricks drauf haben, wohl auch nicht.

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Offline Ulrich

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Was ist denn nun so toll daran und der Grund, warum ich dieses Selbstgespräch hier weiterführe? Ganz einfach der hohe Erlebniswert: Beide Augen weit offen, dreidimensionale Wahrnehmung der Umgebung, des Ziels und der geometrischen Bezüge, der Lage und der Ausrichtung des Pfeils im Raum und natürlich die Möglichkeit, auf Distanzen zu treffen, die ausserhalb meiner antrainierten (intuitiv gesteuerten) Fähigkeiten liegen.
Es ist wohl nicht so einfach, dies alles nach zu vollziehen. Umso einfacher ist die praktische Umsetzung: Das Zielbild wird visualisiert und der Bewegungsablauf darauf ausgerichtet. Der Fokus liegt auf dem Ziel. In Abweichung von der intuitiven Methode gehört dazu die Lage der Pfeilspitze, die aber -wie gesagt- nur am Rande wahrgenommen wird.
 
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Offline bourne

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Ich finde Deinen Monolog faszinierend und bin auch interessiert – allerdings habe ich es noch nicht verstanden...
Ich grüble weiter drüber nach, vielleicht kommt dann eine Frage oder ein Kommentar von mir.
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Offline WernerF

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Wenn man 10gpp schießt kommt man bei 60 Meter, spätestens 70 Metern zu einer Überhöhung welche man dann mit dem linken Auge nicht begleiten kann, da siehst nichts mehr vom Target. Beim Hirsch siehst noch die Geweihspitzen, bei Löwen nichts.
Ich wollte Deine Überlegungen nachmittags für mich mal hintern Haus ausprobieren aber für mich kein Vorteil.
Ab dem Moment wo ich mich für den Überhöhungspunkt intuitiv entschieden habe ...ziele ich nur mehr über die Pfeilspitze.
Da brauchts für mich keine 3D Wahrnehmung mehr, nur mehr Körperverriegelung, ein Punkt auf einer Tapete.
Das klappt gut und da ist nur wichtig dass die Lotrechte auch gut erkannt wurde. Jede Menge Baumstämme in einem Wald sind ordentlich schief und mir ist es nicht zu blöde immer wieder mal vorher die vertikale Falllinie  mit einem hängenden Pfeil zwischen den Fingern auszuloten.
Aber es war lustig auszuprobieren und mit leichtem schnellen Setup kann das wie Du sagst  funktionieren.

Bild 1   Hand muss noch weiter rauf, dann auch links "blind"

Bild 2. Zeugen ( Guido will ja immer Zeugen, die Hoppel waren Anfangs da und der Bock kam zum Ende,
ist aber ein schwacher Zeuge weil kopflastig...Gemüse am Kopf)


Offline Stringwistler

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  • Der Bogen schießt... aber die Sehne trifft...
    • Bestandssehnen vom Stringwistler unter.....
Du hast aber komische 3D Tiere... 😄
Die Hasen sehen ja verblüffend echt aus? 😂
Servusla, Gruß Guidl...

https://stringwistler.blogspot.de/

bald nen Spatz TD vom Chris😉
Stegmeyer TD- Hybrid 60"40lb@30"
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White Feather Lark 19"Junxing Pharos Hybr.63",
Jensbows Rayden 64"-38lb.3stripes-rubyred, 65"ILF-Amey XGS Ghosthand+Bosenbows doplCarbonFoamLBs


Offline Ulrich

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Wenn die Hand das Ziel verdeckt, ist natürlich endgültig Schluss mit Fokus auf den Zielpunkt. Auch mit dem einäugigen. Je mehr Schräglage des Bogens, umso früher.
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Offline Ulrich

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Pfeil vor dem rechten Auge und mit dem linken Auge gucken... die Idee habe ich hier bei Gary Chynne gefunden, der Jerry Hill interpretiert, welcher seinerseits in seinem Buch Howard`s Geheimnisse verrät. 3:14 bis 3:42
https://www.youtube.com/watch?v=1OkRVf76i3w

Ein Beispiel für den durchsichtigen Pfeil finde ich zwar nicht, aber immerhin eines für den durchsichtigen Bogen. BSW-Thomas, Floating Focus. Problemstellung und Lösung sind jedoch völlig anders.
« Letzte Änderung: Juni 28, 2023, 05:08:52 Nachmittag von Ulrich »
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Offline Ulrich

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Der Bärtige im Video nennt es glaub ich "Mixet Vision". Ein Mischbild aus dem, was die Augen wahrnehmen.
Der Fokus muss auf dem Ziel bleiben, obschon dieses beim Heben des Bogens durch den Pfeil für das Zielauge abgedeckt wird. Sonst landen meine Pfeile zwar alle im gleichen Loch, aber gleich einen Meter zu weit links. Das Zeitfenster, bis sich die Augenstellung verändert, ist äusserst knapp. Der Punkt, auf den die Pfeilspitze zeigen soll, existiert nur als Vorsatz, in der Hoffnung, dass dies vom unterbewussten Zielkomputer so übernommen wird. Bestimmt wird er durch die Gap. Diese Vorstellung funktioniert auch bei konturenlosem Hintergrund und ist ein Vorteil gegenüber der harten Visiermethode, dem Ausrichten der Pfeilspitze auf einen Punkt oberhalb des Ziels.
Ich weiss, das klingt kompliziert. Wenn ich nicht zufällig darauf gestossen wäre, wollte ich nichts damit zu tun haben. Entstanden ist es aus meiner Abneigung, etwas anderes zu fokussieren als das, was ich treffen will.
« Letzte Änderung: Juni 29, 2023, 12:13:21 Nachmittag von Ulrich »
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Offline piti

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Wenn ich den Bärtigen im Video richtig verstanden habe spricht er ausdrücklich von Langbögen bei denen er meint dieses Zielsystem als wichtig erkannt zu haben weil diese eher nach links tendieren (bei Rechtshänderbögen) .... Recurvebögen eher nicht ...


Offline Ulrich

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Jo... darum habe ich den kurzen Ausschnitt angegeben, der für mich interessant ist. Ein Mischbild zwischen dem, was die Augen für sich wahrnehmen. Ob Onkel Howards "Magic Point" Bedeutung hat, wäre wohl ein anderes Thema. Bei modernen Langbogen sicher nicht.
« Letzte Änderung: Juni 30, 2023, 09:38:34 Vormittag von Ulrich »
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Offline WernerF

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Da auch von Weitschüssen die Rede war lese ich mit
Gestern hab ich mit jagdlichem Setup auf Plaste-Elch geschossen...
also mit Momentum am Pfeil... Winkel kann man erahnen. Moose in Bildhöhenmitte.
Die Great Plains Leute werden wieder Steine suchen wenn sie das sehen.
Aber sie sind ja noch jung.
(Frontal und Queraufnahme ziemlich zeitgleich)

Die bekannten Literaturbogenjäger können bei Ihren Weitschüssen auch kein linkes Auge über die erste Zielerfassung hinaus benutzt haben, bei deren Pfeilgewichten war da auch die Hand vor.



« Letzte Änderung: Juni 30, 2023, 06:34:12 Nachmittag von WernerF »


Offline Ulrich

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<<Die Great Plains Leute werden wieder Steine suchen wenn sie das sehen.<<

Schräglage geht auch mit tief geschnittenem Fenster :bow:
Dies ist auch ein Punkt, auf den es mir an kommt: Ich will an der intuitiven Methode möglichst wenig ändern, obschon die Pfeilspitze eine gewisse Rolle spielt. Der zweite Punkt: Ich will das Ziel scharf sehen, obschon die Pfeilspitze ein Auge abdeckt. Bei mir scheint`s zu klappen. Für den, der die harte Zielmethode kennt (Pfeilspitze auf einem vordefinierten Punkt oberhalb des Ziels) würd`s vielleicht zum Wahrnehmungs-Monster.
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Offline WernerF

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Keine Frage.  Bei Kaninchen auf 40 funktioniert das wie von Dir beschrieben, der Pfeil deckt da das ganze Tier
und du siehst es nur mit links. Das ist aber dann eigentlich  noch normales Intuitivschießen wie immer mit 2 Augen wobei eines eben das Tier effektiv gar nicht sieht. Daß dürftest Du meinen -
Oder?
Wenn Du bei 60m noch soviel vom Tier siehst schießt Du wahrscheinlich rund 8gpp, da geht sich das aus mit der linken Hand..
 


Offline Ulrich

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Ich komme auf 10,2 gpp, 3under mit eher tiefem Anker. Allenfalls käme bei Bedarf ein Griffwechsel in Frage, aber so weit will ich es gar nicht treiben. Bei meinen bescheidenen Künsten könnte ich nicht mehr auf ein Ziel schiessen, ich könnte es höchstens beschiessen.
Meine Distanzangaben sind geschätzt und nicht gemessen. Immerhin habe ich den Nullpunkt ausgeschossen und dort einen Ast hingelegt, an dem ich mich orientiere.
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