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Kaufberatung / Testberichte => Bogenkauf, Beratung und Testberichte => Thema gestartet von: Landbub am Oktober 26, 2022, 07:52:37 Nachmittag

Titel: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Landbub am Oktober 26, 2022, 07:52:37 Nachmittag
Meine These ist ja, dass sich moderne Sehnenmaterialien nicht viel tun aufm Recurve. Mit modern meine ich FF und neuer. Ob da nun ein Plus dran hängt, 10 oder 30% Vectran drin sind, spielt keine entscheidende Rolle. Und wenn doch, dann ist das sehr Schützen- oder Ausrüstungs-Individuell und keinesfalls als Tend oder gar "generelle Eigenschaft" anzusehen.

Bei anderen Sehnenbauern wie Guido oder Textil-Wissende wie vonHermannsburg stösst dies auf Unverständnis, drum habe ich mal ein paar Dinge getestet und gemessen. Das alles natürlich im Rahmen meiner vor allem zeitlichen Möglichkeiten und keiner der Sensoren war geeicht, die Werte sind also nur untereinander vergleichbar und keinesfalls als absolut zu interpretieren

 Hier gehts um Endlossehnen.

Der Bogen ist mein Blankbogen. Ein WW InnoMax mit 500g BB Gewicht ohne Dämpfer und lange VX1000 WAs. Bei 30,5" Auszug habe ich so ca 37,5# otf.
Pfeile sind VAPs mit einem Gewicht von ca 305 gn

Die Sehnen sind mit einer Strangzahl am unteren Ende der Empfehlungen gebaut.
Die Superb vom Kreta, die anderen beiden von mir. Sie wurden alle zwischen 22,5 und 23cm Standhöhe eingestellt - so wie es sich am besten anhörte. Das Spectra wollte mit 22,5 die kleinste Standhöhe, Superb mit 23,0 die größte, Mercury war dazwischen.

Alle Sehnen habe ich für mindestens 200 Pfeile geschossen, bevor ich irgendwas gemessen habe. Dass wir da keine Sensation sehen werden, war mir schon klar, als Spectra und Superb auf 50m gerade einmal eine Handbreit unter dem Mercury gruppierten. Auch war keine Umstellung notwendig, um so einigermassen zu gruppieren

Sehnengewicht
652 Spectra    105,0 gn
LBS Superb    104,8 gn
Mercury      93,8 gn

Speed (Durchschnitt aus 12 Pfeilen, der schnellste und langsamste wurden nicht gewertet, also Durchschnitt aus 10 Pfeilen)
652 Spectra    208,5    fps
LBS Superb    207,8    fps
Mercury    211,1    fps

FPS / Grain 
652 Spectra  1,98    
LBS Superb  1,98
Mercury        2,25


Hier habe ich das Schussgeräusch aufgezeichnet
Eins = Spectra
Zwei = Superb
Drei = Mercury (Achtung, die Abklingzeit im Wasserfalldiagramm ist verlängert auf 248.8 ms)

https://hwe-share.s3.eu-west-1.amazonaws.com/Bogensport/3sehnen.mp3

Die Bilder in der gleichen Reihenfolge
(https://www.archers-campfire.rocks/index.php?action=dlattach;topic=9987.0;attach=81834;image)


Hier noch die Auswertung der Beschleunigungssensoren.
X = in Pfeilrichtung
Y = rauf / runter
Z = links / rechts

da eigentlich nur die X-Achse relevant ist,  zeigt das letzte Bild nur diese im direkten Vergleich.

Achtung: Das ist keine Funktion über die Zeit! Das wäre das obige Wasserfalldiagramm. Die Messungen hier zeigen den Zeitpunkt des Releases. Die an das Mittelteil abgegebene Energie wäre also das Integral unter den jeweiligen Kurven. Im untersten Bild sieht man klar, dass Mercury hier die meiste Energie abgibt, da das breiteste Spektrum angeregt wird. "Fühlbar" ist das aber keinesfalls.

Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: perkolat am Oktober 26, 2022, 09:42:09 Nachmittag
Respekt für die Arbeit! Besonders, wenn selbst deine Erwartung an mögliche Unterschiede nicht extrem hoch war. Der Unterschied zu den alten Dacrongarnen ist wahrscheinlich größer. Aber die nutzt hier wahrscheinlich kaum noch einer außer mir. Und zumindest ich komme auch so klar.
Dankeschön! ;)
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Landbub am Oktober 26, 2022, 10:14:49 Nachmittag
Ich wollte tatsächlich Darcron als Vergleich haben, hatte aber nur 70" Sehnen da und die Uukhas wollens ein wenig länger. Hab dann keine passende gebaut, weil wohl niemand Dacron auf modernen Bögen schießt.

Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Kreta am Oktober 27, 2022, 06:26:22 Vormittag
Hallo Helmut,

Danke für den ausführlichen Test. Toll, daß du dir so viel Arbeit gemacht hast. Ich denke die Sehnen „schenken“ sich nicht viel bei deinem Setup und man sollte getrost zu dem greifen, womit man sich am wohlsten fühlt. Die Wasserfalldiagramme kann ich gut interpretieren und Lbs und 652 schneiden da gut ab. Gibt es für dich ein Fazit bei Klang und Schussruhe?

Lg

Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Landbub am Oktober 27, 2022, 10:29:32 Vormittag
Es ist unterschiedlich. Siehe auch Soundfile. Das transportiert das nicht komplett, denn es kommt ja auch das Gefühl dazu. Und da würde ich sagen, dass die Sehnen, zumindest die LBS und die Mercury, so nah beisammen sind, so dass man sie vermutlich mit ein paar Fäden mehr oder weniger und Wachs rauf oder runter angleichen könnte. Ich muss aber auch sagen, dass mir der Klang eines Bogens vollkommen egal ist. Ich geh damit ja nicht jagen. Meine Sensibilität dafür könnte also der Deinigen unterlegen sein und Du würdest das vielleicht extremer empfinden.

Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Absinth am Oktober 27, 2022, 12:24:59 Nachmittag
...
Die Sehnen sind mit einer Strangzahl am unteren Ende der Empfehlungen gebaut.
...

Bitte, teile doch noch die tatsächliche Stranganzahl der jeweiligen Sehne mit. Es interessiert mich.

Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Kreta am Oktober 27, 2022, 04:06:38 Nachmittag
Die LBS war 16 Strang.

Lg

Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: von Hermannsburg am Oktober 27, 2022, 05:55:51 Nachmittag
...
Die Sehnen sind mit einer Strangzahl am unteren Ende der Empfehlungen gebaut.
...

Bitte, teile doch noch die tatsächliche Stranganzahl der jeweiligen Sehne mit. Es interessiert mich.
Absinth,
wichtige Frage, um zu sehen, ob sich die Ergebnisse auch über den Festigkeitswert der einzelnen Sehnengarne bestätigen lassen.
Gruß
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Landbub am Oktober 27, 2022, 06:37:41 Nachmittag
Bitte, teile doch noch die tatsächliche Stranganzahl der jeweiligen Sehne mit. Es interessiert mich.

Spectra: 18
Mercury: 28

Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Stringwistler am Oktober 27, 2022, 08:20:36 Nachmittag
Danke für deine Viele Arbeit, interessant für Dich und wohl auch andere hier.
Auf einem traditionellem Bogen und speziell dann diese Sehnenmaterialien flämisch gespleißt, würde sich das Schussgefühl schon mal um einiges ändern, selbst ohne Silencer.
Ein olympischer Recurve oder dein BB Bogen lässt sich halt leider nicht im entferntesten mit kürzeren Jagdrecurves, oder Langbögen vergleichen.
Aber Respekt, daß du Dir so viel Mühe gemacht hast... 👌🏻😌
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: von Hermannsburg am Oktober 28, 2022, 12:37:50 Nachmittag
Bitte, teile doch noch die tatsächliche Stranganzahl der jeweiligen Sehne mit. Es interessiert mich.

Spectra: 18
Mercury: 28
Das von Landbub ermittelte und dargestellte Resultat läßt sich auch anhand der Festigkeitswerte für die im Test verwendeten und eingesetzten Sehnen nachvollziehen.
Spectra  18 Strang, Festikeitswert je Strang 47 kg, Gesamt Festigkeitswert der Sehne  846 kg
LBS SUPERB, 16 Strang, Festigkeitswert je Strang 56 Kg, Gesamt Festigkeitswert der Sehne 896 kg
Mercury, 28 Strang, Festigkeitswert je Strang 37 kg, Gesamt Festigkeitswert der Sehne 1.036 kg
Gruß
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Landbub am Oktober 28, 2022, 02:48:58 Nachmittag
Das von Landbub ermittelte und dargestellte Resultat läßt sich auch anhand der Festigkeitswerte für die im Test verwendeten und eingesetzten Sehnen nachvollziehen.
Spectra  18 Strang, Festikeitswert je Strang 47 kg, Gesamt Festigkeitswert der Sehne  846 kg
LBS SUPERB, 16 Strang, Festigkeitswert je Strang 56 Kg, Gesamt Festigkeitswert der Sehne 896 kg
Mercury, 28 Strang, Festigkeitswert je Strang 37 kg, Gesamt Festigkeitswert der Sehne 1.036 kg
Gruß

Welche Beduting hat die Gesamtfestigkeit? Ist da ein bestimmter wert sinnvollerweise anzustreben? Was bedeutet es für die Praxis, dass die Mercry Sehne 150kg mehr aushält? Wäre ein Schluss daraus, dass man nochmal 2 Sträge weg lassen kann?
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Landbub am Oktober 28, 2022, 03:00:26 Nachmittag
Auf einem traditionellem Bogen und speziell dann diese Sehnenmaterialien flämisch gespleißt, würde sich das Schussgefühl schon mal um einiges ändern, selbst ohne Silencer.

Flämisch mag den entscheidenden Unterschied machen, ich weiss es nicht, da ich gespleißte Sehnen nicht mag.
Ich kann dir aber sagen, dass ein Caiman vom Rudi W sich mit Spectra und (in diesem Fall mein früheres Compound Garn) X99 exakt gleich anfühlt und anhört. Hab da nix gemessen, aber man kanns ja ein wenig am Geräusch und Gefühl beurteilen. Ich möchte also behaupten, dass für moderne Tradibögen, also solche, die "fast Flite Ready" sind, das Sehnenmaterial auch keinen entscheidenden Unterschied macht. Mangels Erfahrung ist diese Behauptung auf Endlos beschränkt.

Die Garne tun sich PRAKTISCH kaum was. Dass diese mit verschiedenen Materiealien / HPME / ... unterschiedlich im Aufbau sind, zeigt ja die Tabelle vom vonHermannsburg sehr schön. Davon aber eine Tendenz / praktische Bedeutung für den Bogensport abzuleiten scheint nicht möglich zu sein.
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Stringwistler am Oktober 28, 2022, 04:56:57 Nachmittag
Auf einem traditionellem Bogen und speziell dann diese Sehnenmaterialien flämisch gespleißt, würde sich das Schussgefühl schon mal um einiges ändern, selbst ohne Silencer.

Flämisch mag den entscheidenden Unterschied machen, ich weiss es nicht, da ich gespleißte Sehnen nicht mag.
Ich kann dir aber sagen, dass ein Caiman vom Rudi W sich mit Spectra und (in diesem Fall mein früheres Compound Garn) X99 exakt gleich anfühlt und anhört. Hab da nix gemessen, aber man kanns ja ein wenig am Geräusch und Gefühl beurteilen. Ich möchte also behaupten, dass für moderne Tradibögen, also solche, die "fast Flite Ready" sind, das Sehnenmaterial auch keinen entscheidenden Unterschied macht. Mangels Erfahrung ist diese Behauptung auf Endlos beschränkt.

Die Garne tun sich PRAKTISCH kaum was. Dass diese mit verschiedenen Materiealien / HPME / ... unterschiedlich im Aufbau sind, zeigt ja die Tabelle vom vonHermannsburg sehr schön. Davon aber eine Tendenz / praktische Bedeutung für den Bogensport abzuleiten scheint nicht möglich zu sein.

Das mag bei deinem Test und deinem Bogen so sein.
Jedoch sagt halt meine Erfahrung mit manchen Garnen und bestimmten Strangzahlen und auf unterschiedlichen Hybrid- Lang- und Jagdrecurvebögen genau was anderes.
Immer wieder bekomme ich ja die Antworten von Leuten, die z.B. auf dem Shrew begeistert sind von einer Dynaflight 10 Sehne, oder auf einem Jagdrecurve aus Holz, von einer Hybridsehne (FF+ und 452X gemischt) oder einer Fury Sehne auf einem modernen Langbogen. Entscheidend ist natürlich auch die Strangzahl die man bei einem bestimmten Zuggewicht mit einem bestimmten Pfeilgewicht wählt. Alles kann man da niemals wissen, aber ich liege da meist schon mit meinen Einschätzungen richtig, behaupten zumindest sehr viele Schützen, die vorher z.B. ne Whisperstring, oder eine andere Sehne, egal welcher Bauart verwendeten.
Manche Leute sind natürlich auch nicht ganz so sensibel und empfindlich, daß sie auch nicht viel Unterschied eines Sehnengarns merken. Vielen könntest aber dann auch gleich nen Kälberstrick aufziehen....und anderen ist es auch egal... Hauptsache der Pfeil fliegt vorne raus irgendwie, wenn man die Sehne los lässt.... :unschuldig:

Sind halt nicht alle Schützen gleich... und das ist ja auch gut so, oder?.... :bow: :klasse:
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Landbub am Oktober 28, 2022, 09:15:05 Nachmittag

Manche Leute sind natürlich auch nicht ganz so sensibel und empfindlich, daß sie auch nicht viel Unterschied eines Sehnengarns merken. Vielen könntest aber dann auch gleich nen Kälberstrick aufziehen....und anderen ist es auch egal... Hauptsache der Pfeil fliegt vorne raus irgendwie, wenn man die Sehne los lässt.... :unschuldig:

Sind halt nicht alle Schützen gleich... und das ist ja auch gut so, oder?.... :bow: :klasse:

Ja, so meinte ich es oben mit "ich bin da nicht sehr sensibel".
Was rein mechanisch auch noch ein Grund sein kann: Tradibögen sind meist aus Holz ohne viel Gewicht dran. Grad Langbögen wiegen oft fast nix. Dass so ein Teil dann ggf. eher "mit der Sehne mit vibriert" und wesentlich mehr Energie an die Hand abgibt als mein wirklich sehr schwerer Blankbogen kann ich mit durchaus vorstellen.
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Stringwistler am Oktober 28, 2022, 09:29:08 Nachmittag
Genau das meinte ich.
Deshalb sind halt auf vielen traditionellen Holzbogen auch flämisch Spleiß Sehnen die bessere Wahl...
auf vielen... nicht auf allen.
Mein Stegmeyer Hybrid TD 60" 40lb@30" ist nämlich so ein Sensibelchen... da war ich echt erst mit dem 3. Sehnenmaterial und dann noch etwas dicker, zufrieden, bis mir das Schussgefühl und das Geräusch (das mir sogar am wichtigsten ist) passte.
Chrony Vergleich zeigten dann nur 4ft. langsamer, was bei 10-11gpp nix ist... finde ich zumindest.

Bei meinem Zwergla dem Drake Scarlet 54" 42lb@30" war ich hingegen voll überrascht, weil ich dachte daß da das Dynaflight 10 wie es viele Shrew Schützen lieben, genauso super darauf geht. Pustekuchen... ein gescheppere und merklich leichter Handschock, trotz Fleece Silencer. Da funzt jetzt bestens eine dicke 18 Strang Hybridsehne (FF+ und 452x gemischt) mit Fleece Silencer drauf. Absolut trockenes und wohlklingendes Schussfeedback und ein Unterschied, das glaubst du nicht.
Sorry, daß ich so aushole... aber wollte halt nur zeigen, daß es wirklich sehr viele unterschiedliche Bögen, die auch durchaus unterschiedliches und dickes Sehnenmaterial bevorzugen. 😌👍🏻
So was kristallisiert sich halt auch erst nach Jahren, wenn nicht Jahrzehnten "Bogen sammeln" und Feedback von Freunden und Kunden raus.
Ich danke deshalb auch immer sehr meinen Freunden die da oft bereitwillig Versuchskaninchen spielen, wo wir schließlich alle was davon haben... 😄 ✌🏻
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Landbub am Oktober 28, 2022, 09:40:20 Nachmittag
Eine Vergleichsmessung wäre mal interessant. Jetzt nicht für die Praxis, sondern für die Forumsdiskussionen.
Allerdings habe die Holzbögen keine Gewindebuchsen fürs Visier. Und genau da schraub ich die Platte für meine Sensoren dran. Beim Holzbogen müssten man die dranspaxen, was weder Bogen, noch dessen Besitzer begrüssen würden  :wtf:
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Stringwistler am Oktober 28, 2022, 09:43:18 Nachmittag
Eine Vergleichsmessung wäre mal interessant. Jetzt nicht für die Praxis, sondern für die Forumsdiskussionen.
Allerdings habe die Holzbögen keine Gewindebuchsen fürs Visier. Und genau da schraub ich die Platte für meine Sensoren dran. Beim Holzbogen müssten man die dranspaxen, was weder Bogen, noch dessen Besitzer begrüssen würden  :wtf:

Mit Klebeband und Kabelbinder geht alles... 😄 👍🏻
(Bild: So hab ich damals in Kentucky meine Schnurspule fürs Bogenfischen montiert. Hat prima gefunzt)😂👌🏻
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: von Hermannsburg am Oktober 29, 2022, 09:57:24 Vormittag
Das von Landbub ermittelte und dargestellte Resultat läßt sich auch anhand der Festigkeitswerte für die im Test verwendeten und eingesetzten Sehnen nachvollziehen.
Spectra  18 Strang, Festikeitswert je Strang 47 kg, Gesamt Festigkeitswert der Sehne  846 kg
LBS SUPERB, 16 Strang, Festigkeitswert je Strang 56 Kg, Gesamt Festigkeitswert der Sehne 896 kg
Mercury, 28 Strang, Festigkeitswert je Strang 37 kg, Gesamt Festigkeitswert der Sehne 1.036 kg
Gruß

Welche Beduting hat die Gesamtfestigkeit? Ist da ein bestimmter wert sinnvollerweise anzustreben? Was bedeutet es für die Praxis, dass die Mercry Sehne 150kg mehr aushält? Wäre ein Schluss daraus, dass man nochmal 2 Sträge weg lassen kann?
Landbub,
so einfach ist es nicht, in diesem Beispiel bei der Mercury Sehne einfach 2 Strang wegzulassen. Im Gegenteil.
Grundsätzlich sollten bei Sehnenversuchen mit unterschiedlichen Garnen die Sehnen das gleiche Sehnen-Gesamtgewicht haben. Das ist in Deinem Versuch bei der Mercury nicht der Fall. Hier wäre es richtig gewesen, passend zu der 16 Strang Lippmann Sehne  die Mercury in 32 Strang zu verwenden. Vom Gewicht des Grundgarnes hättest Du dann das gleiche Gewicht erzielt (die Differenz zu Spectra 652 lasse ich mal unter den Tisch fallen).
Der von Dir festgestellte Höhenunterschied in Trefferlage läßt sich durch das geringere Sehnengewicht und auch durch den höheren Festigkeitswert der Mercury Sehne erklären.
Aber es muß bei Deinem  Versuch auch weitere Unterschiede gegeben haben. Wie sah die Trefferlage der Pfeile bei der Mercury Sehne aus? Hatten sie eine Orientierung nach rechts von der Mitte aus betrachtet?
Desweiteren hättest Du aufgrund der Garndaten im Verhältnis zur Lippmann bzw. Spectra Sehne die Standhöhe verändern müssen (erhöhen).
Ich weiß, Du legst auf viele Details, die von einer Sehne beeinflußt werden, keinen Wert ( das meine ich nicht als Vorwurf). Du siehst aber aus dem von Dir dankenswerter Weise durchgeführten Versuch, dass es doch spürbare Unterschiede bei Verwendung Verschiedener Sehnengarne gibt. Die feststellbaren Unterschiede sind aber abhängig von Zugstärke und Materialien der Bogensportkomponenten.
Ich selbst habe den Versuch mit einer 16 Strang Lippmann und 16 Strang Mercury 2 gemacht. Die Ergebnisse waren ähnlich der von Dir gemachten. Der Bogen war bei der Mercury 2 deutlich lauter und auch unruhiger, eine Erhöhung der Standhöhe brachte etwas Linderung.
Trotzdem spielte der Unterschied in den Festigkeitswerten für mich die entscheidene Rolle, die Mercury 2 Sehne nicht mehr zu verwenden (im Übrigen ist es auch keine Empfehlung von BCY, diese dafür zu verwenden.
Gruß
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: von Hermannsburg am Oktober 29, 2022, 10:07:45 Vormittag
Auf einem traditionellem Bogen und speziell dann diese Sehnenmaterialien flämisch gespleißt, würde sich das Schussgefühl schon mal um einiges ändern, selbst ohne Silencer.

Flämisch mag den entscheidenden Unterschied machen, ich weiss es nicht, da ich gespleißte Sehnen nicht mag.
Ich kann dir aber sagen, dass ein Caiman vom Rudi W sich mit Spectra und (in diesem Fall mein früheres Compound Garn) X99 exakt gleich anfühlt und anhört. Hab da nix gemessen, aber man kanns ja ein wenig am Geräusch und Gefühl beurteilen. Ich möchte also behaupten, dass für moderne Tradibögen, also solche, die "fast Flite Ready" sind, das Sehnenmaterial auch keinen entscheidenden Unterschied macht. Mangels Erfahrung ist diese Behauptung auf Endlos beschränkt.

Die Garne tun sich PRAKTISCH kaum was. Dass diese mit verschiedenen Materiealien / HPME / ... unterschiedlich im Aufbau sind, zeigt ja die Tabelle vom vonHermannsburg sehr schön. Davon aber eine Tendenz / praktische Bedeutung für den Bogensport abzuleiten scheint nicht möglich zu sein.
Es gibt schon einen deutlichen Unterschied zwischen flämisch gespleißten und endlos gewickelten Sehnen. Ab der Verwendung von sogenannten Endlos-Chemiefasern Dacron bzw. jetzt Polyester und HMPE wäre es garntechnisch nicht notwendig, Bogensehnen in flämisch gespleißt zu verwenden. Sie haben gegenüber Endlos Sehnen einen deutlichen Leistungsverlust, der sich auch in einer geringeren Ringzahl bemerkbar macht. Vielleicht habe ich bald einmal die Gelegenheit , dass aus rein garntechnischen Gründen darzustellen.
Gruß
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Waldgeist am Oktober 29, 2022, 10:16:51 Vormittag
" Sie haben gegenüber Endlos Sehnen einen deutlichen Leistungsverlust. "

quod erat demonstrandum! Da bin ich mal gespannt ...
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Moserfred am Oktober 29, 2022, 10:53:54 Vormittag
Zumindest beim symmetrischen Spleiss merke ich nicht wirklich einen Unterschied zur Endlossehne.
Falss Leistungsverlust, macht sich dieser in der Höhe bemerkbar, die lässt sich aber leicht kompensieren. Warum sollte eine gespleisste Sehne generell mehr Streuung (geringere Ringzahl) verursachen?
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Absinth am Oktober 29, 2022, 11:55:49 Vormittag
...
Warum sollte eine gespleisste Sehne generell mehr Streuung (geringere Ringzahl) verursachen?

Hmm, evt. ein Mythos, welcher (noch) tief im Kopf bzw. den Köpfen steckt?

Keine Ahnung bzw. ich weiß es jedenfalls nicht.

Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Kreta am Oktober 29, 2022, 01:05:46 Nachmittag
Wenns im Winter wieder kalt und finster wird, werde ich mal eine LBS 16 Strang flämische zwirbeln. Keine Ahnung, ob ich das gut hinbekomme, aber dann kann ich ja mal einen Chrony Leistungsvergleich machen.

Lg

Anbei ein paar Bilder von unserer Strelizie. Die Blüht heuer so schön:



Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Stringwistler am Oktober 30, 2022, 09:09:08 Vormittag
Wenns im Winter wieder kalt und finster wird, werde ich mal eine LBS 16 Strang flämische zwirbeln. Keine Ahnung, ob ich das gut hinbekomme, aber dann kann ich ja mal einen Chrony Leistungsvergleich machen.

Dann lass es lieber gleich, wenn du noch keine flämisch Spleiß Sehnen gemacht hast.
Denn wenn der Spleiß nicht perfekt ausgeführt und nach Fertigstellung des ersten Öhrchens die beiden Kardele nicht exakt zurückgedreht wird, daß dadurch die Sehne nach dem 2. Öhrchen exakt rund wird, dann würde alleine dadurch schon viel Messfehler und eine langsamere Sehne entstehen.

Aber eigentlich kannst den Vergleich sowieso vergessen, denn Endlossehnen bei gleicher Strangzahl sind immer etwas schneller wie flämisch gespleißte.... aber auch meist deutlich lauter und aggressiver zu schießen... zumindest auf traditionellen, glasbelegten Holzbögen.
Geschwindigkeit ist halt auch nicht für jedem alles und wichtig. 😌
Und flämisch gespleißte gefallen vielen Schützen halt auch deutlich besser, was auch ein nicht unerheblicher Faktor ist. 😄 👍🏻
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Kreta am Oktober 30, 2022, 09:39:28 Vormittag
Stimmt sicher Guido, ich werde mich dennoch nicht abhalten lassen mal eine zu zwirbeln. Schon allein aus Spass an der Sache  :) ;)

Mal sehen, ob ich etwas taugliches hinbekomme. Optisch mag ich ja die flämischen ebenso.
Mein Bogen wird aber öfters mit “der ist aber leise“ Kommentaren bedacht. Liegt halt wie du sagst oft auch an der Kombination von Material und Standhöhe.

Lg

Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Stringwistler am Oktober 30, 2022, 02:55:16 Nachmittag
Na klar mach mal... 😄 👍🏻
Sicherlich ist oft die Suche nach dem richtigen Material und Strangzahl genau so wichtig.
Dann bin ich mal gespannt... 😉
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Landbub am Oktober 30, 2022, 09:18:42 Nachmittag
" Sie haben gegenüber Endlos Sehnen einen deutlichen Leistungsverlust. "

quod erat demonstrandum! Da bin ich mal gespannt ...

Praktisch macht das nicht viel aus. Für meinen BB hab ich kein gespleisten Sehnen, aber für den Black Wolf hatte ich beides. Da waren die Endlos immer um ca. 5 - 10 fuss schneller. Das ist nicht viel, aber eindeutig.
Die Gründe vermute ich v.a. darin, dass gespleisste sehen ein Mehrgewicht gerade da habe, wo man es am wenigstren brauchen kann: an den Enden durch die volle Strangzahl am Ohr und am Spleiss. Dafür haben endlose eine Wicklung... es ist nicht so einfach, das klar u begründen.
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Stringwistler am Oktober 30, 2022, 10:52:49 Nachmittag
" Sie haben gegenüber Endlos Sehnen einen deutlichen Leistungsverlust. "

quod erat demonstrandum! Da bin ich mal gespannt ...

Praktisch macht das nicht viel aus. Für meinen BB hab ich kein gespleisten Sehnen, aber für den Black Wolf hatte ich beides. Da waren die Endlos immer um ca. 5 - 10 fuss schneller. Das ist nicht viel, aber eindeutig.
Die Gründe vermute ich v.a. darin, dass gespleisste sehen ein Mehrgewicht gerade da habe, wo man es am wenigstren brauchen kann: an den Enden durch die volle Strangzahl am Ohr und am Spleiss. Dafür haben endlose eine Wicklung... es ist nicht so einfach, das klar u begründen.
Nicht nur die gesamte Strangzahl im Ohr, auch weil der flämische Knoten auch noch einiges an Gewicht bringt und natürlich mehr dämpft...
Bei meinen Tests vor 15 Jahren mit FF+ waren der Unterschied bei 2 Bögen und schweren Pfeilen um die 10gpp, bei beiden Bogen nur 5-6ft was die Endlos schneller war als die flämisch gespleißte.
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: von Hermannsburg am Oktober 31, 2022, 10:11:59 Vormittag
" Sie haben gegenüber Endlos Sehnen einen deutlichen Leistungsverlust. "

quod erat demonstrandum! Da bin ich mal gespannt ...

Praktisch macht das nicht viel aus. Für meinen BB hab ich kein gespleisten Sehnen, aber für den Black Wolf hatte ich beides. Da waren die Endlos immer um ca. 5 - 10 fuss schneller. Das ist nicht viel, aber eindeutig.
Die Gründe vermute ich v.a. darin, dass gespleisste sehen ein Mehrgewicht gerade da habe, wo man es am wenigstren brauchen kann: an den Enden durch die volle Strangzahl am Ohr und am Spleiss. Dafür haben endlose eine Wicklung... es ist nicht so einfach, das klar u begründen.
Landbub,
den Unterschied zwischen flämisch gespleißter und endlos Bogensehne hinsichtlich Leistungsunterschied kann man schon sachlich begründen. Deine hier geäußerten Vermutungen führen da nicht zum Ziel.
Bei einer hinsichtlich Strangzahl, Sehnengewicht und gleichem Sehnengarn liegen die Unterschiede allein in der Wickeltechnik. Die richtige Antwort ist,  dass der primäre Strangverbund der Kardelen und der sekundäre Strangverbund, der sich von dem beiderseitigen Öhrchenspleiß durch das Eindrehen der Kardelen zu einer fertigen Sehne ergibt, gegenüber einer endlos Sehne in sich "verzugsfreudlicher" ist.
Gruß
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: von Hermannsburg am November 01, 2022, 12:06:00 Nachmittag
" Sie haben gegenüber Endlos Sehnen einen deutlichen Leistungsverlust. "

quod erat demonstrandum! Da bin ich mal gespannt ...
Waldgeist,
gespannt sein reicht nicht. Ich kann Dich nur ermuntern, einen solchen Test selbst durchzuführen. Dafür biete iich Dir meine Unterstützung an. Ich würde dir eine Endlos Sehne nach einer mir von Dir zur Verfügung gestellten flämisch gespleißten ( Mustersehne hinsichtlich Länge, Farb, Abmessungen, Strangzahl, Sehnengarn, Dicke der Mittenwicklung) Sehne anfertigen und kostenlos für Deine Tests zur Verfügung stellen. Wenn Du einverstanden bist, bitte Rückmeldung damit ich Dir meine Adresse übermitteln kann.
Gruß
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Waldgeist am November 01, 2022, 12:21:52 Nachmittag
Lieber Walter,
herzlichen Dank für Dein Angebot. Ich habe aber nicht vor, mich an einem solchen Test aktiv zu beteiligen. Sorry
Bin aber weiterhin gespannt, was als Ergebnis bzw. als Beleg für "einen deutlichen Leistungsverlust" gemessen in FPS letztlich heraus kommt.
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Moserfred am November 01, 2022, 12:56:45 Nachmittag
Ich würde gerne testen, hab aber leider keine Möglichkeit zur Geschwindigkeitsmessung  :(
Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: Kreta am November 01, 2022, 02:27:39 Nachmittag
Ich hab die Endlossehne und Chrony aber keine flämische in baugleichem Material.
Sonst wär ich dabei.

Lg

Titel: Re: 3 Sehnen im Vergleich
Beitrag von: webs am Januar 16, 2023, 11:06:25 Vormittag
Hey,

habe hier schon oder über das Lippmann LBS gelesen u wollte es nun testen, nach einem Telefonat mit Lippmann wurde mir mitgeteilt dass sie das LBS auslaufen lassen.

Ob es sich explizit um das 125m Garn oder allgemein um das LBS handelt habe ich nicht nachgefragt, aber da es mur mehr in einem Laden zu bekommen ist, denke ich es handelt sich um die ganze Serie.

Nur als Info '

Gruß