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Bogenschießen => Bögen => Reiter/Kompositbögen => Thema gestartet von: Faenwulf am Juni 08, 2022, 12:38:32 Vormittag

Titel: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Faenwulf am Juni 08, 2022, 12:38:32 Vormittag
Wollte mal fragen was ihr so für Erfahrungen gemacht habt mit dem koreanischen Auszug auf Parcours und Turnieren. Ich meine damit den Auszug über Kopf wie hier:

 https://m.youtube.com/watch?v=yBQKeEA-XHM

Ich mache das eigentlich seit ich mit der Daumentechnik angefangen habe so. Erscheint mir in Hinsicht, dass man es auf dem Pferderücken machen würde einfach logisch, damit man gerade bei längeren Bögen nicht mit der unteren Siyah am Pferd oder am eigenen Bein beim Auszug hängen bleibt.
Außerdem fand ich es immer ungemein praktisch um kraftsparend in den Vollauszug zu kommen, die Rückenmuskulatur richtig einzusetzen und auch um sich auf den Schuss zu konzentrieren.

Früher hat das keinen auf Turnieren oder Parcours gejuckt (so vor 8 Jahren). Da steckte die Däumlingszene in Deutschland noch in den Kinderschuhen (oder sogar Babyschuhen) und die Veranstalter und Besitzer waren schon mit der Einsortierung eines Reiterbogens überfordert, wehe man kam dann noch mit der Daumentechnik. Über so was wie den obigen Auszug hat sich da keiner Gedanken gemacht.

Jetzt hatte ich aber bei einem der örtlichen Parcours in den Regeln gelesen, dass Auszug über Kopf verboten sei und der Betreiber hat mir auch per Mail bestätigt, dass damit genau das wie im Video zu sehen gemeint ist. Schade, aber kann/muss ich akzeptieren. Überlege deshalb auch auf einen normalen Auszug umzustellen. Das habe ich heute getestet und treffe damit genau so gut, habe aber das Gefühl ich komme viel schwerer in den gewünschten Anker (was sicher auch daran liegt, dass mein Bogen für mich als Wiedereinsteiger eigentlich 10# zu viel hat).

Was habt ihr denn bisher so für Erfahrungen mit dieser Problematik gemacht? Tauchen derlei Verbote öfter in Regularien auf?
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Moserfred am Juni 08, 2022, 01:26:11 Vormittag
Du darfst nur so ausziehen, dass die Sicherheit nicht beeinträchtigt wird, wenn Du versehentlich löst. Also nur in Richtung des Zieles, vorzugsweise die Pfeilspitze etwas tiefer. Der Pfeil darf auch bei versehentlichem Lösen den Sicherheitsbereich nicht verlassen. Dies ist bei der Technik vom verlinkten Video nicht gegeben. Die Pfeilspitze zeigt deutlich nach oben. Bei einem versehentlichen Lösen ist nicht absehbar, wo der Pfeil landet und wen oder was er unterwegs trifft.
Ist auch so in Turnierregeln geregelt - und das ist auch gut so.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Grendel am Juni 08, 2022, 05:51:58 Vormittag
Du darfst nur so ausziehen, dass die Sicherheit nicht beeinträchtigt wird, wenn Du versehentlich löst. Also nur in Richtung des Zieles, vorzugsweise die Pfeilspitze etwas tiefer. Der Pfeil darf auch bei versehentlichem Lösen den Sicherheitsbereich nicht verlassen. Dies ist bei der Technik vom verlinkten Video nicht gegeben. Die Pfeilspitze zeigt deutlich nach oben. Bei einem versehentlichen Lösen ist nicht absehbar, wo der Pfeil landet und wen oder was er unterwegs trifft.
Ist auch so in Turnierregeln geregelt - und das ist auch gut so.

Seh ich auch so. Die oben gezeigte Technik ist eher für eine abgegrenzte Schiess Anlage geeignet, nicht für den Parcours, aus den offensichtlichen Sicherheitsgründen.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Faenwulf am Juni 08, 2022, 06:19:17 Vormittag
Ja, der Herr zieht etwas ungleichmäßig aus bzw. ist bei ihm sicher so beabsichtigt.
Ich hatte immer darauf geachtet, so gleichmäßig mit beiden Armen auszuziehen, dass der Pfeil horizontal richtung Ziel zeigt.
Ein Lösefehler ist mir dabei auch noch nie passiert. Aber klar, irgendwann ist immer das erste Mal.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: ßimon thumb am Juni 08, 2022, 09:39:28 Vormittag
In Deutschland machst du dir damit keine Freunde. Sieh einfach zu, dass die Pfeilspitze beim Auszug nach unten zeigt und gut is.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: roscho am Juni 08, 2022, 09:47:15 Vormittag
Dem kann ich nur zustimmen - war einer der Gründe warum ich damals zur Gao Ying Technik gewechselt bin.

https://www.youtube.com/watch?v=KPQDIHaMO7A und

https://youtu.be/91P8W1LP4oY

btw: Koreanische und Bögen aus der Ming Zeit sind sehr ähnlich, musst also nicht den Bogen wechseln ;)

Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Faenwulf am Juni 08, 2022, 10:41:12 Vormittag
Simon, ich glaube selbst hier im Forum mache ich mir keine Freunde.  :unschuldig:

Aber ich denke ich steige dann auch um. Und schaue mir wenn ich zu Hause bin definitiv mal die Links an, danke Roscho!
Bin ja noch am Anfang des Wiedereinstiegs. Da ist eine Umstellung nicht so wild.

btw: Koreanische und Bögen aus der Ming Zeit sind sehr ähnlich, musst also nicht den Bogen wechseln ;)

Der Spaß an der Sache ist ja, dass ich das mit einem ungarischen Bogen des 10. Jh mache... der dann noch 17% größer sein soll als das Original (laut Hersteller), damit man ihn auch mediterran schießen könnte.
Und das mit osmanischem Daumenring..
Theoretisch lauter Stilbrüche. Aber da es meines Wissens nach Null verlässliche Infos zum Schießstil der Magyaren, oder ob sie überhaupt mit dem Daumen ausgezogen haben, gibt, musste ich mir eine Technik suchen die für mich geht.

Hm.. Vielleicht könnte man hier im Forum mal eine Sammlung zu Quellen, Literatur und Videos verschiedener Stile der Daumentechnik machen. Wäre sicher auch für Einsteiger interessant.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: roscho am Juni 08, 2022, 10:53:08 Vormittag
Däumlinge sind etwas "unterrepäsentiert" hier ..

Mal sehen ob sich da was machen lässt und sich ein paar Leute an der Sammlung beteiligen ...

@ßsimon: gibt es euere Seite noch ?
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: ßimon thumb am Juni 08, 2022, 12:08:19 Nachmittag
@ßsimon: gibt es euere Seite noch ?

Stephan hat die beerdigt und umgewidmet. Mir fehlt schon etwas länger Zeit und Motivation für Ersatz zu sorgen.


@Faemwulf: Ich sehe keinen Konflikt in deinen "Stilbrüchen." Du machst es dir bloß schwerer als mit einer besser dokumentierten Auswahl. Am Ende des Tages bleibt ein Bogen halt eine Blattfeder mit Schnur dran, ein Pfeil ein Stock mit Federn und ein Daumenring ein Fingerschutz. Du musst halt nur in der Lage sein alles passend zu bekommen.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: piti am Juni 08, 2022, 12:41:22 Nachmittag

Was habt ihr denn bisher so für Erfahrungen mit dieser Problematik gemacht? Tauchen derlei Verbote öfter in Regularien auf?

Ja. So zum Beispiel beim DSB bezogen auf die dortigen Disziplinen. Dort steht u.a. "Beim Auszug des Bogens im Spann - und Zielvorgang muss der Pfeil immer in Richtung der Scheibe bzw. Auflage zeigen. Grundsätzlich muss der Bogen immer so ausgerichtet sein, dass niemand durch einen sich unbeabsichtigt lösenden Pfeil gefährdet bzw. verletzt werden kann."

Und ja, diese Vorschrift macht aus Gründen der Sicherheit durchaus Sinn!
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Faenwulf am Juni 08, 2022, 12:46:15 Nachmittag
Natürlich macht sie aus Sicherheitsgründen Sinn. Das steht ja außer Zweifel!

@Simon
Da hast du Recht mit dem unnötig schwer machen. Das war schon vor acht Jahren so und hat sich nicht geändert.  ;)
Aber bei mir schießt das Auge sozusagen mit und das ist sehr großer Fan der "Steppennomadischen" Form der Blgen (Magyaren, Hunnen, Awaren, Krimtartaren, Mongolen etc) mit den großen, abgesetzten Siyahs. Aber evtl sattle ich nächstes Jahr auf einen mongolischen Bogen um, da ist die Technik ja doch besser belegt als anderswo. Aber das gehört wohl auch eher in einen eigenen Thread.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: roscho am Juni 08, 2022, 12:57:02 Nachmittag
Zitat
Aber evtl sattle ich nächstes Jahr auf einen mongolischen Bogen um, da ist die Technik ja doch besser belegt als anderswo. Aber das gehört wohl auch eher in einen eigenen Thread.

Die "klassisch" mongolische Technik ist überhaupt nicht belegt, aktuell schiessen die Mongolen Bögen im Mandschu Stil die nichts mit den historischen Funden zu tun haben.

Gut belegt ist die osmanische Technik (die aber auch ausgestorben war), die chinesische (Manchu und Ming) und die koreanische.

Die Koreaner und die Japaner sind meines Wissens die einzigen bei denen das Bogenschiessen nicht durch einen Technik-Knick unterbrochen wurde.

Und natürlich indigene Gruppen in Amazonien und Afrika, aber die schiessen nicht mit dem Daumen ;)

Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Kuckingen am Juni 08, 2022, 01:01:30 Nachmittag
Das Video erinnert mich an den Versuch  einen Yumi zu schießen.

Wenn ich einen Schützen sehe, der so Bogen schießt, auf dem Parcours, werde ich ihn auf die Sicherheit hinweisen. Wenn er es nicht anpasst, wird er des Parcours verwesen.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Faenwulf am Juni 08, 2022, 01:02:45 Nachmittag
Okay, ja. Belegt war das falsche Wort.
Besser: Weil es dort schon eine fertige Technik gibt, die mit den Bögen funktioniert.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: robin hosch am Juni 08, 2022, 01:50:02 Nachmittag
Roscho hat ja Justin Ma schon verlinkt, hier noch ein Video wo er speziell auf den Auszug eingeht: https://www.youtube.com/watch?v=UvGAYBMhbKY
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: SwissFiveNine am Juni 08, 2022, 05:49:50 Nachmittag
Das Video erinnert mich an den Versuch  einen Yumi zu schießen.

Wenn ich einen Schützen sehe, der so Bogen schießt, auf dem Parcours, werde ich ihn auf die Sicherheit hinweisen. Wenn er es nicht anpasst, wird er des Parcours verwesen.
Ja, der Vergleich mit dem Japanischen Kyudo hat was, weniger mit dem Stil der Heki-Ryu-Insai-Ha, als mit dem Shomenstil (also auch da mehrere Traditionen). Sind ja auch Nachbarn, verbunden mit einer leidvollen Geschichte.

Dein zweiter Gedanke ist dann eher dem im deutschsprachigen Raum verbreiteten Oberlehrer-Stil zuzuordnen. Nur weil die Koreaner und Japaner anders Schiessen, heisst das nicht, das es weniger sicher ist. Aber eben, was der hiesige Bauer nicht kennt ... . Gut haben wir Dich.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: robin hosch am Juni 08, 2022, 06:43:01 Nachmittag
Das verlinkte Video zeigt weder koreanisches noch japanisches Bogenschiessen.
Es ist ein Variante des chinesischen Bogenschiessens.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Kuckingen am Juni 08, 2022, 06:57:54 Nachmittag
Ich verwarne JEDEN Schützen, der von oben aufzieht. Und der macht das offensichtlich.

Habe auch IFAA Schützen deswegen verwarnt. Welche mich auf das IFAA Regelwerk hinwiesen.

Das mag zwar sein aber wir haben den Parcours nach den Regeln der WA aufgestellt. Also gelten auch diese Regeln. Und dazu wird eben dieses aufziehen verwarnt
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Faenwulf am Juni 08, 2022, 08:19:53 Nachmittag
Hab mir mal die Videos endlich ansehen können. Durchaus interessant, aber so ganz durchgeblickt habe ich noch nicht. Oder sagen wir in der Theorie ja, aber noch nicht wie ich es dann Umsetzen werde/soll.
Muss ich mal experimentieren.


P.S.: Ohje, was habe ich hier nur angefangen...  :-X
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: stöckchenschubser am Juni 08, 2022, 08:29:10 Nachmittag
Das ist kein Problem, da der Pfeil nicht im Vollauszug über Ziel und Backstop geht.


Problematisch wird das bei Helden mit hohen Zuggewichten, die oben ausziehen müssen, um den Bogen überhaupt gezogen zu bekommen und dann kaum Kontrolle darüber haben.


Da muss man trennen.

Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: robin hosch am Juni 08, 2022, 08:58:03 Nachmittag
@Faenwulf:
Alles braucht seine Zeit, und ausgelernt hat man nie  ;)...
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Ralph am Juli 28, 2022, 02:08:48 Nachmittag
Das Video ist ein ziemlicher Käse:

Es vermischt Teile der Schießtechnik des Yumi auf/mit einem einem chinesisch-qingzeitlichen Mandschuhbogen mit einem koreanischen/oder ggf. chinesisch - mingzeitlichen Daumenring und teilweiser Technik aus dem mittleren/vorderen Orient.

Die Klamottage passt ebensowenig zu dem einen, wie dem anderen.

Mach lieber eines richtig und nicht alles nur teilweise.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Grizzly am Juli 28, 2022, 02:47:32 Nachmittag
Mal unabhängig von der Tradition, der Typ schiesst auf einer Wiese und löst mit dem Winkel mit dem er auszieht. Wo ist da  das Problem ? Wenn ihm zuvor der Pfeil ausrutscht, dann fliegt der Pfeil kürzer als zum Zeitpunkt des gewollten Lösens.

Also in dem speziellen Fall sehe ich da kein Problem
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Sonuka am Juli 28, 2022, 04:18:21 Nachmittag
Zur Eingangsfrage...
Ich habe definitiv schon schlimmeres sowohl im Parcours als auch auf Turnieren gesehen....
Aber grundsätzlich ist das halt nicht erlaubt, erwünscht und kreuzgefährlich.
Titel: Re: Koreanischer Auszug auf Parcours und Turnier
Beitrag von: Trainer Nico am August 06, 2022, 10:22:46 Vormittag
Hab ich tatsächlich noch nie erlebt. Eigentlich sollte es legitim sein solang die Nocke nicht tiefer ist als die Spitze. Aber jeder kann seine Hausregeln machen wie er will.

Wenn du magst kann ich dir die Koranische set up phase (pp2) zeigen. Die ist ein wenig subtiler.

Im Grunde kannst du (hoffe duzen ist okay) es komplett weglassen ohne Nachteile. Diese hohe set up phase ist eigentlich nur dafür da um die Schulter in position zu bringen. Das kann man aber auch mit gezielten Workout gut erreichen.
Den Auszug erleichtern hat eigentlich damit nichts zu tun. Der Auszug wird leichter wenn man zum Beispiel die Hüfte dynamisch dreht bei dem Auszug.
Den Arm angewinkelt zu haben und dan simultan mit dem Auszug durch zu strecken erleichtert die Anstrengungen für den Zugarm.
Beides recht schwer zu Meistern aber gut für den Körper.
Im Grunde spricht eigentlich nichts dagegen den Arm gerade zu lassen so lang man den passiven Bewegungsapparat optimal benutzt (Schulter tief, Bogenhand und beide Schultern in einer Linie).
Ist einfach nur einseitiger belastet. Also bei Workout ausgleichen!

Hoffe ich konnte helfen und habe nicht am Thema vorbei geredet.