Archers Campfire
Bogenschießen => Bögen => Thema gestartet von: ranise am Dezember 24, 2020, 02:10:24 Nachmittag
-
Hallo,
hätte da mal eine Frage.
Habe einen Langbogen der einen negativen Tiller hat (-2mm),
die Pfeile sind ausgeschossen (ohne das sie am Shelf anschlagen, oder reiten),
und der Nockpunkt ist gesetzt.
Griff in die Sehne Mediterran
Eigentlich sollte doch der Tiller bei Mediterran positiv sein
Könnte das noch andere negative Auswirkungen haben ?
Danke und Gruß
Klaus
-
Von der Stange oder gebraucht, bzw.n vom Bogenbauer?
-
...von einen Bogenbauer.
Bem schießen merke ich nichts nachteiliges.
-
Wenn's nicht stört, dann ist das wohl ok.
Theoretisch sollte bei Mediterran der Tiller schon eher positiv sein.
-0,2 würde eigentlich eher zu 3U passen.
-
Der Tiller ist doch nur da, das der Pfeil beim Ablass leicht nach oben das Shelf verlässt,
oder liege ich da falsch?
Dann müsste doch bei einen negativen Tiller die Nockpuntüberhöhung weiter oben sein wie bei einen positiven Tiller?
Mediterran
Danke und Gruß
Klaus
-
Der Tiller ist doch nur da, das der Pfeil beim Ablass leicht nach oben das Shelf verlässt,
oder liege ich da falsch?
Hallo Klaus,
ich mal einen Erklärungsversuch:
Damit der Pfeil vom Shelf abhebt wird der Nockpunkt überhöht zum Shelf eingestellt. Egal ob der Tiller -2 oder + 5mm ist, das bekommt man mit der Nockpunkteinstellung hin. Vorausgesetzt die Wurfarme sind gleich stark und gleich lang. Ist das nicht erfüllt, kann ein Bogen un-tunebar sein ...
Zum Tiller: Bei einem Bogen, bei dem der Druckpunkt im Mittelteil genau in der Mitte des Bogens liegt, UND dabei die Wurfarme gleich lang UND gleich stark sind, UND die Wurfarme das Mittelteil in gleicher Entfernung zum Druckpunkt verlassen (bzw. die Fadeouts gleich weit vom Druckpunkt entfernt sind), muss der Tiller bei mediterranem Griff oben im Plus liegen. Warum? Weil die Zughand beim mediterranen Griff nicht in, sondern über der Mitte greift. Mit dem positiven Tiller wird nun erreicht, dass der obere Wurfarm 'schwächer' reagiert. Dadurch werden beide Wurfarme gleich ausgezogen, und kommen beim Lösen beide gleichzeitig in ihrer vorderen Endlage an.
Beim 3-Unter-Griff kann der Tiller Null oder ein wenig Minus haben, weil die Zughand ziemlich genau in der Mitte der Sehne greift.
So viel zur Theorie.
Nun zur Praxis: Das oben stehende trifft auf einen maschinell gefertigten Bogen ziemlich sicher zu. Z.B. Olympic, oder Bögen die bauartlich nah am Olympic sind. Wenn aber eines der 'UND' nicht erfüllt ist, stimmt das nicht mehr. Das kann bei handgemachten Bögen schon vorkommen. Hier sind die üblichen Tiller-Maße dann ggf. nicht mehr zutreffend.
Entscheidend ist Folgendes:
1. Wenn du den Bogen ca. 5-10 cm ausziehst, darf keine Kippbewegung im Bogen entstehen, d.h. weder das obere noch das untere Ende des Bogens darf auf den Schützen zu kippen. Dann passt der Tiller zum Druckpunkt und zum Griff in die Sehne. Um ein Gefühl für dieses Kippen zu kriegen kannst du mal über dem Pfeil und mal ein Stück unter dem Pfeil in die Sehne greifen und 5-10 cm ausziehen.
2. Nach dem Lösen (Schuss mit Pfeil) sollen beide Wurfarme gleichzeitig in ihrer Endlage ankommen. Das kann man hören: Wenn sie es nicht tun gibt es einen Doppelschlag, der Bogen 'knallt', und er vibriert auch mehr als nötig. (Siehe Stringwalking ... .)
Bei einem Bogen mit einstellbarem Tiller lässt sich das nun alles schön ausprobieren und erfahren. Bei einem anderen Bogen nicht, da zählt dann halt das Schussgefühl und der Pfeilflug.
Fazit: Wenn sich dein Bogen gut anfühlt und dein Pfeil sauber rausgeht dann vergiss die paar Millimeter Tiller ;D
Grüße, Daniel
-
Respekt Daniel 124,wirklich perfekt erklärt. :klasse:
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Außer vielleicht noch...
Um so länger ein Bogen ist, um so weniger wird ein negativer Tiller bemerkt. Und beim Recurve merkt man es eher als beim Langbogen, weil da e die Sehne nicht auf die Wurfarme knallt.
-
Ja Guido, und dann kommen noch so Variablen wie Tipp-Schutz ja/nein, Druckpunkt auf dem Griff, Druckverteilung der Finger auf der Sehne, tiefes oder hohes Shelf ...
Man kann sich zu Tode schrauben und tunen und den Kopf zerbrechen.
@ Alle:
Irgendwo hab ich mal gelesen, ein alter Indianer habe gesagt: "Für einen Bogen tut es jedes krumme Stück Holz. Aber ein guter Pfeil ist ein verdammter Haufen Arbeit."
Das hilft vielleicht beim Prioritäten legen ;D
-
Hallo Daniel,
danke für die ausführliche Erklärung.
Jetzt hab es selbst ich verstanden :)
Habe deinen Test gleich mal versucht
Alles gut, kein Kippen und kein Knallen. :yes:
Gruß Klaus
-
Irgendwo hab ich mal gelesen, ein alter Indianer habe gesagt: "Für einen Bogen tut es jedes krumme Stück Holz. Aber ein guter Pfeil ist ein verdammter Haufen Arbeit."
Kann ich nur bestätigen. Heute auf dem Parcours. Mein Sohn zum x-ten Mal: „Papa, der Pfeil fliegt komisch“. Ich zum x-ten Mal: „leg den Pfeil weg!“. Als er dann endlich diesen Pfeil nicht mehr benutzt hat, traf er auch wieder. Vorher mit dem komischen Pfeil im ersten vorbeigeschossen. Mit dem zweiten korrigiert. Da es kein Zielfehler war, durch die Korrektur auch vorbeigeschossen. Lag ja nicht am Schützen, sondern am Pfeil. Danach traf er auch wieder mit dem Ersten.
-
Irgendwo hab ich mal gelesen, ein alter Indianer habe gesagt: "Für einen Bogen tut es jedes krumme Stück Holz. Aber ein guter Pfeil ist ein verdammter Haufen Arbeit."
Kann ich nur bestätigen. Heute auf dem Parcours. Mein Sohn zum x-ten Mal: „Papa, der Pfeil fliegt komisch“. Ich zum x-ten Mal: „leg den Pfeil weg!“. Als er dann endlich diesen Pfeil nicht mehr benutzt hat, traf er auch wieder. Vorher mit dem komischen Pfeil im ersten vorbeigeschossen. Mit dem zweiten korrigiert. Da es kein Zielfehler war, durch die Korrektur auch vorbeigeschossen. Lag ja nicht am Schützen, sondern am Pfeil. Danach traf er auch wieder mit dem Ersten.
Und da habt ihr nicht gleich den besonderen Pfeil den Waldgott geopfert und unter dem Laub begraben? War doch bestimmt ein Holzpfeil, oder? :klasse:
-
Richtig, Holzpfeil mit traditioneller Frontwicklung. Da aber der Faden aus Nylon und die Nocke auch aus Kunststoff ist, lasse ich die Pfeile nicht im Wald. Oder anders gesagt, was ich mit in den Wald nehme, nehme ich auch wieder mit nach Hause. Auch die Kinder und meine Frau ;)
-
. Auch die Kinder und meine Frau ;)
Wie die muss man wieder mitnehmen?
-
Na Cayuga...du weißt doch sehrwohl daß ich es genau so mache wie du und es lediglich als Späßlein gedacht war. :Achtung:
Carpe noctem,
müssen nicht... aber dürfen... ;D
-
Holzbogen und Tiller….
Zielsetzung eines unterschiedlichen Tillers beider Wurfarme ist, dass der untere Wurfarm (WA) eine Spur schneller ist.
Damit er schneller ist, kann er a) stärker oder b) leichter sein. (Natürlich auch beides...)
Während bei industriell (laminierten) WA die Materialeigenschaften beider WA nahezu identisch sind - und man folglich über den Tiller den gewünschten Effekt herstellen muss - können bei Holzbogen die Eigenschaften der beiden WA durchaus "von Natur aus" abweichend sein.
Holz wächst nun mal nicht linear, sondern kann auch innerhalb eines Staves (Holz-Rohlings) härtere (dichtere) und weichere Abschnitte sowie steifere Stellen (durch z.B. Äste) oder Kurven (Wellen) haben.
Ist z.B. ein WA gerade, der andere aber leicht reflex, wird der Reflexe bei gleicher Krümmung bereits mehr Energie gespeichert haben als der Gerade, weil er bereits stärker "vorgestreckt" ist.
Ein guter Bogenbauer berücksichtigt dies.
So kann ein Tiller scheinbar negativ sein, relativ zum anderen WA, FAKTISCH aber dennoch positiv, weil der weniger gekrümmte WA -aufgrund der unterschiedlichen Ausgangsposition- bereits stärker gekrümmt ist.
Ich vermute, so einen Fall haben wir hier.
Rabe