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Bogenschießen => Bögen => Historischere Bögen (Vollholzbogen / Reflexbogen ) => Thema gestartet von: Nocke am November 22, 2020, 03:56:14 Nachmittag

Titel: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Nocke am November 22, 2020, 03:56:14 Nachmittag
Mann kann ja viel über Standhöhe einstellen - wie man das macht etc. und das ist ja auch eigentlich klar!
Aber wie Ermittle ich die korrekte Standhöhe eigentlich wenn ich keine Vorgaben bekommen habe?
Danke für die Antworten! :bow:
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Stringwistler am November 22, 2020, 04:52:09 Nachmittag
So pauschal kannst das gar nicht aussagen.
Frag den Bogenbauer was er sich vorgestellt hat.
Es kommt auch sehr auf die Länge des Bogens an und wie er gebaut ist.
wenn er 65-68" lang ist, würde ich mal bei 6,75" anfangen und langsam nach oben gehen, bis er dir nicht mehr aufs Handgelenk/ Unterarm schlägt.
Noch höhere SH geht dann e nimmer mit der gleichen Sehne, weil sie zu wurschteln beginnt, bei der Eindreherei.
Wir reden dann nämlich hier schon von 20-30 Umdrehungen mehr.... ;)
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: roscho am November 22, 2020, 05:42:57 Nachmittag
Primitivbogen ist ein „weiter Begriff“  - welche Art / Typ meinst du ?

Stringwistler Rat den Bogenbauer zu fragen ist sicher die beste Lösung ...

Klassisch werden englische Langbögen über die Fistmele eingestellt
https://www.quora.com/In-archery-what-is-a-fistmele

Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Cayuga am November 22, 2020, 06:00:03 Nachmittag
Mal ein Erfahrungswert: Mein Sohn schießt seinen 66 Zoll Osage Selfbow mit einer Standhöhe von 6 ½ Zoll.

Das mit der Fistmele (Faustmaß) ist ist zwar ganz nett, passt aber genau so, wie jede Faustformel. Nicht grob falsch, aber nix genaues. Was nimmt man, die Faust eines kräftigen, wahrscheinlich auch großen englischen Langbogenschützen, der einen 100 lb Bogen schießt oder die zarte Hand einer zierlichen Frau, die einen Primitivbogen mit 35 lb schießt?

Also mach’s so, wie Stringwistler schrieb.
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: roscho am November 22, 2020, 06:01:41 Nachmittag
Mann sollte natürlich seine eigene Hand nehmen .. die ist den Körperbau am besten angepasst ;)
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Cayuga am November 22, 2020, 06:04:53 Nachmittag
Mann sollte natürlich seine eigene Hand nehmen .. die ist den Körperbau am besten angepasst ;)

Würde aber bedeuten, dass bei gleichem Bogen immer eine andere Standhöhe rauskommt. Bin mal gespannt, wann die ersten Bogenbauer auf Ihre Bögen die Standhöhe in Abhängigkeit der Handschuhgröße angeben  ;D

Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: roscho am November 22, 2020, 06:15:49 Nachmittag
Mann sollte natürlich seine eigene Hand nehmen .. die ist den Körperbau am besten angepasst ;)

Würde aber bedeuten, dass bei gleichem Bogen immer eine andere Standhöhe rauskommt. Bin mal gespannt, wann die ersten Bogenbauer auf Ihre Bögen die Standhöhe in Abhängigkeit der Handschuhgröße angeben  ;D
Ein guter Bogenbauer gibt die Standhöhe nach der Leistungscharakteristik eh vor (zumindest im Rahmen), das scheint hier aber nicht der Fall zu sein ..

Fistmele ist ein altes englisches Maß für ELB‘s die damals auf Körpergröße gebaut wurden .. dann passt die Hand auch zum Bogen ...

Hier ist (wie üblich) Kaffeesatz angesagt, außer „ Primitivbogen“ nichts bekannt ...
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Nocke am November 22, 2020, 06:41:55 Nachmittag
Hab mal ein Foto gemacht es geht um den obersten Osage Orange
Der Händler hat mit das beim Kauf das mit der Faustregel und und dem gestrecktem Daumen zur Standhöhe gesagt.
Aber wie ihr geschrieben habt hat der eine Schütze dann so eine Standhöhe und der andere eine ganz andere!
Mir geht es eigentlich darum wie der Bogenbauer die Standhöhe ermittelt!
Oder ist das nur ausprobieren?
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Nocke am November 22, 2020, 06:55:53 Nachmittag
Ach ja die Sehne auf dem drunter hängenden Bogen ist natürlich von Dir Guido :yes:
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: stöckchenschubser am November 22, 2020, 07:59:04 Nachmittag
Die Meisten zwischen 6 und 7'.
Entspricht auch ungefähr der Faust mit gestrecktem Daumen.
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: PG am November 22, 2020, 08:34:37 Nachmittag
Taste dich langsam heran, das Schussgeräusch ändert sich mit der Standhöhe. Die richtige Standhöhe hast du beim leisesten Schussgeräusch.
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: ravenheart am November 23, 2020, 05:13:41 Nachmittag
Warum überhaupt Standhöhe?

a) Pfeil einnocken und ausziehen: Eine ausreichende Standhöhe erleichtert das Einnocken und verhindert zudem, dass die Cock-Feder beim Beginn des Ausziehend "gegen den Strich" aufgestrubbelt wird.

b) Ausnockpunkt: Je geringer die Standhöhe, desto dichter liegt der Punkt, an dem der Pfeil die Sehne verlässt, am Bogen. Da die Sehne aber in Bogenmitte verläuft wird, je dichter der Punkt an Bogen liegt, der Winkel zwischen seitlicher Pfeilanlage und Sehne immer steiler (ausgenommen bei Bogen mit Centercut). Je geringer die Standhöhe, desto stärker wird also der Pfeil zur Anlage-Seite hin seitlich ausgelenkt - bzw. muss er sich krümmen.

c) Sehnenschlag auf die Hand: Jeder Bogen schlägt im Abschuss in Schussrichtung über die Standhöhe hinaus durch, je dehnbarer das Sehnenmaterial und je länger und gerader der Bogen, desto mehr. Bei zu geringer Standhöhe kann dabei die Sehne bis zur Bogenhand durchschlagen und dieser einen schmerzhaften Hieb verpassen.

Warum nicht ZU viel Standhöhe?

d) die Standhöhe verkürzt den Schubweg und damit die Beschleunigungsdauer. Jeder cm Standhöhe kostet Leistung.

Was folgt daraus?

1. Für die Optimale Standhöhe gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

2. Sowohl die Pfeile als auch die Bogen-Geometrie erfordern eine Mindesthöhe:
2.1. Damit die Feder nicht beschädigt wird, wäre die Mindest-Standhöhe:
Länge von Feder-Vorderkante bis Nockenende + 1 cm. So kann man einnocken und ausziehen ohne dass die Feder mit der Pfeil-Anlage in Konflikt gerät.
Anders ausgedrückt: Federlänge + Finger-Dicke + Nockenschlitz-Tiefe.
2.2. Je weiter der Bogen zur Mitte geschnitten ist, also je geringer der Abstand zwischen Sehnenlage (Wurfarm-Mitte) und seitlicher Pfeilanlage ist, desto geringer kann die Standhöhe sein.
2.3. Je dehnbarer das Sehnenmaterial ist, und je weiter der Bogen im Abschuss nach vorne durchschwingt, desto höher muss die Standhöhe sein, um keinen Schlag auf die Hand zu bekommen.

3.. Da überflüssige Standhöhe Schussleistung kostet, sollte man (unter Beachtung von 1. und 2.) aber so nahe wie möglich an das Minimum herangehen.

Tja, und wo liegt das?

Das ist eben individuell verschieden. Es hat sich aber über die Jahrhunderte ein Maß herauskristallisiert, das zwischen 14 und 18 cm liegt, 14 eher für kürzere Vollholz-Langbogen, 18 für vereinzelte Recurve-Bogen OHNE Centercut.. (UNTER 14 kommt allenfalls noch für Kinderbogen in Frage. Außerdem steigt wegen sh. oben b) die Gefahr, dass die Sehne dem Pfeil die Nockenseite abreißt, weil der Ausnockwinkel immer steiler wird!)

Ich mache bei traditionellen Bogen immer 15 cm, was auch der klassischen "Fistmele" entspricht.
Auch für einen RC mit Centershot würde das völlig ausreichen, allerdings schießen manche RC mit 16 - 17 cm ruhiger.
18 cm sind schon extrem, und sollten nur in Ausnahmefällen nötig sein.

Ach ja: Und mit der Größe der HAND - hat das Ganze nun wirklich NIX zu tun...

Rabe
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: roscho am November 23, 2020, 05:18:50 Nachmittag
@Rabe: Danke  ;)
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Waldgeist am November 23, 2020, 05:49:00 Nachmittag
Ja, wirklich fundiert und gut erklärt! Gehört in die Abteilung "Basiswissen".
Besten Dank Ralf
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Cayuga am November 23, 2020, 05:49:19 Nachmittag
Ich schließe mich dem Dank an Rabe für die ausführlichen Erläuterungen gerne an.


1. Für die Optimale Standhöhe gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich.

Rabe

 :agree: und zwar so was von


Ich mache bei traditionellen Bogen immer 15 cm, was auch der klassischen "Fistmele" entspricht.

Das sind dann 5,9 Zoll, was mir als extrem gering erscheint. Oder liege ich hier falsch?


Ach ja: Und mit der Größe der HAND - hat das Ganze nun wirklich NIX zu tun...

Rabe

Sag ich doch!
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Nocke am November 23, 2020, 06:52:22 Nachmittag
@Rabe: Da hast du dir aber wirklich Mühe gemacht und mit so einer ausführlichen Anleitung - Beschreibung kann ich
wirklich auch was anfangen und bedanke mich hier auch recht herzlich!  :youRock:
Natürlich bedanke ich mich auch für die Anderen Antworten!
So jetzt kann ich mich wenn ich Zeit habe an die Arbeit machen und die Sehne etwas aus und aufdrehen und mal schauen
was sich für Veränderungen bemerkbar machen! Als Ausgangspunkt nehme ich 16 cm .
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Absinth am November 23, 2020, 07:33:24 Nachmittag
Ich habe hier interessiert mitgelesen und nun tut sich mir eine Frage auf... Welches Maß hat denn nun eine/die traditionelle Fistmele?

Hier habe ich 15 cm gelesen und an anderer Stelle im Netz ca. 6,5 Zoll (bzw. 16,5 cm).



P.S.: Habe mal an meiner rechten Hand gemessen, dort sind es 17 cm und auch 17 cm an meiner linken.

Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Uller am November 23, 2020, 07:38:54 Nachmittag

P.S.: Habe mal an meiner rechten Hand gemessen, dort sind es 17 cm und auch 17 cm an meiner linken.

Kürzen geht immer !

 :Achtung:
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: roscho am November 23, 2020, 07:39:21 Nachmittag
@Absinth: die Fistmele ist genauso genormt wie die „Elle“ ;)
Man sollte auch nicht vergessen das in der Zeit in der die Fistmele als Mass genommen wurde die Menschen etwas kleiner waren als heute.
Meine ist 16 cm, evtl sollte ich mir von einem Bowyer einer Longbow bauen lassen ;)
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Absinth am November 23, 2020, 07:48:06 Nachmittag
@roscho, du kannst ja mal eine Umfrage starten, also zur Fistmele, hatten wir bestimmt noch nicht und ist/wird bestimmt interessant...  ;)

Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Stringwistler am November 24, 2020, 10:05:59 Vormittag
Also meine ist fas 19cm.
Das dürft ihr aber nicht in der Luft messen, sondern Handballen auf den Tisch und dann mit Zollstock bis Vorderkante Daumen, so wie unser Emoticon hier>>> :yes:
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: bowster am November 24, 2020, 12:53:07 Nachmittag
Ich komme so auf 16cm.
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: Ulrich am November 24, 2020, 05:26:13 Nachmittag
Also meine ist fas 19cm.
Das dürft ihr aber nicht in der Luft messen, sondern Handballen auf den Tisch und dann mit Zollstock bis Vorderkante Daumen, so wie unser Emoticon hier>>> :yes:

Bei meinen Primbögen würde das passen. Kannst du mal vorbeikommen und eine kontrollierende Hand anlegen? Ach was... ich komme selber wenn nötig.
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: ravenheart am November 25, 2020, 09:29:34 Vormittag
 ;D ;D ;D ...mensch, Kinners, wat habt IHR denn für TATZEN??  ;D 8)

Rabe

(OK, ich korrigiere meine Aussage: (…) ..was MEINER Fistmele entspricht..(…). "Klassisch" wäre eher 16 - 17 cm, aber nach meiner Erfahrung sind 15 - 16 cm ein guter Wert für trad. Langbogen.)
Titel: Re: Standhöhe beim Primitivbogen
Beitrag von: covertmicha am November 26, 2020, 05:17:16 Nachmittag
Hallo Nocke,

Mein Minimum, 14,5 cm- mein Maximum, 16,0 cm,

Holzbogen Osage:

Bei meinen stärker gedämpften Recuved Osage schieße ich gerne ein bisschen höhere StdH.

Bei den Geraden (ohne recurve) Osage eher niedriger.

Und dann einfach für Dich individuell Ausschießen.
Habe gerade 5 Osage Staves ins Trockenlager gebettet....


Sonnigs Grüßle
Micha