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Bogenschießen => Allgemein => Thema gestartet von: dabayer am März 15, 2023, 01:56:12 Nachmittag

Titel: unerklärlicher Zuggewichtsunterschied
Beitrag von: dabayer am März 15, 2023, 01:56:12 Nachmittag
Hallo zusammen,

ich bin etwas verwirrt, wie sich das "gefühlte" Zuggewicht bei zwei unterschiedlichen Bögen anfühlt.
Ich hab derzeit einen ILF Recurve mit 19" Mittelteil und einer Gesamtgröße von 64". Dieser hat auf der Zugwaage 28# bei einem 28" Auszug.
Alternativ dazu habe ich einen 50" Reiterbogen, der 35# bei 28" Auszug hat.

Ich schieße beide mediterran. Wenn ich jetzt nur von den Werten ausgehen würde, dann sollte der Recurve sich deutlich einfacher ausziehen lassen, als der Reiterbogen.
Und genau das ist nicht so! Wie kann sowas sein? Klar es sind unterschiedliche Bögen aber die Pfund Zuggewicht sind doch eine einheitliche Größenangabe.

Oder kann das daran liegen, dass es "günstige" Wurfarme sind und ich dieses Phänomen mit z.B. Uukha so nicht mehr hätte?

Danke schon mal :-)

Titel: Re: unerklärlicher Zuggewichtsunterschied
Beitrag von: roscho am März 15, 2023, 02:15:45 Nachmittag
Das Auszugsverhalten ist nicht genormt, nur das Endzuggewicht bei 28" Auszug.

Wie das Auszugsverhalten ist sagt dir nur das Auszugskurve zum jeweiligen Bogen, das Force-Draw-Diagramm.

es gibt Bögen die sich "hart" anfühlen und welche die sich "weich" anfühlen, oder wie die Uukhas vorne hart und werden immer weicher.

Ausserdem nicht immer glauben was drauf steht, nur die Zuggewichtswaage hat recht, nicht die Beschriftung
Titel: Re: unerklärlicher Zuggewichtsunterschied
Beitrag von: Woodinski am März 15, 2023, 02:19:34 Nachmittag
Ich denke, das wird das subjektive Gefühl bei unterschiedlichen Auszugverhalten sein. 
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sich die  letzten Zoll im Auszug am meisten auf das „gefühlte“  Gewicht, auswirken. Zumindest bei mir.
Titel: Re: unerklärlicher Zuggewichtsunterschied
Beitrag von: Grendel am März 15, 2023, 03:21:38 Nachmittag
Ich hab einen 60er Shrew und einen 64er Isidor Hybrid.

Der Isidor etwa 41 auf den Fingern, der Shrew 1 Pfund mehr, Auszug ist 30 Zoll.
Der Shrew ist um einiges weicher zu ziehen, obwohl deutlich kürzer.
Der Isidor mit seiner Carboneinlage ist da einiges strenger ( wirft aber auch deutlich besser) obwohl länger und ein Pfund leichter.

Es gibt also zwischen den Modellen und all den Herstellern ziemliche Unterschiede, die Pfundzahl allein macht es nicht aus.
Titel: Re: unerklärlicher Zuggewichtsunterschied
Beitrag von: Tom der Badner am März 15, 2023, 03:53:28 Nachmittag
In der aktuellen TB 107 gibt es von Volker Alles einen mehrseitigen Artikel, in dem unter anderem deine angesprochene Thematik gut erklärt ist. Meine Empfehlung, kaufen und lesen.
 Unter Rubrik Wissen, was sagen Auszugskurven aus
Titel: Re: unerklärlicher Zuggewichtsunterschied
Beitrag von: dabayer am März 15, 2023, 04:54:18 Nachmittag
super vielen Dank schon mal für die Antworten.

Also die # Zahlen bei 28" Auszug stimmen. Hab ich beim Bogenhändler nachmessen lassen.

Aber dann ist das wirklich eine Materialfrage, wenn ich das so herauslesen, dass verschiedene Bögen sich anders anfühlen und man quasi nicht vergleichen kann ...

Ich werd mich mal nach der Zeitschrift und dem Artikel umsehen. Klingt interessant.
Titel: Re: unerklärlicher Zuggewichtsunterschied
Beitrag von: perkolat am März 15, 2023, 08:11:35 Nachmittag
Am Ende bleibt die Haltekraft im Auszug aber die Haltekraft? Ich kenne ja nur so altes Zeug, von dem modernen Kram habe ich keine Ahnung. Rein physikalisch müsste es eigentlich egal sein, was bis in den Auszug passiert, oder?
Titel: Re: unerklärlicher Zuggewichtsunterschied
Beitrag von: Woodinski am März 15, 2023, 08:17:08 Nachmittag
Am Ende bleibt die Haltekraft im Auszug aber die Haltekraft? Ich kenne ja nur so altes Zeug, von dem modernen Kram habe ich keine Ahnung. Rein physikalisch müsste es eigentlich egal sein, was bis in den Auszug passiert, oder?

Darfst das moderne Zeug demnächst mal ziehen… 😊😉 
Titel: Re: unerklärlicher Zuggewichtsunterschied
Beitrag von: roscho am März 15, 2023, 08:28:39 Nachmittag
Am Ende bleibt die Haltekraft im Auszug aber die Haltekraft? Ich kenne ja nur so altes Zeug, von dem modernen Kram habe ich keine Ahnung. Rein physikalisch müsste es eigentlich egal sein, was bis in den Auszug passiert, oder?

Ja am Ende bleibt die Haltekraft die Haltekraft, aber was dazwischen liegt macht den gefühlten Unterschied.
Je nach  Bogendesign ist der Auszug linear d.h pro Zoll xx Pfund Zuggewicht mehr, bei anderen progressiv am Anfang und weniger am Ende (ziehen sich am Ende weich) andere „stecken“ und ziehen sich hinten schwerer.

In dem Artikel in der TB sind Auszugsdiagramme wirklich gut erklärt.

Für alle die etwas englisch können

https://cari-bow.com/draw-force-curves/
Oder hier

https://youtu.be/rYhcviGPpaE


Übrigens: auch alte Bögen hatten das schon und wurde auch schon gemessen
Titel: Re: unerklärlicher Zuggewichtsunterschied
Beitrag von: Ulrich am März 15, 2023, 08:35:05 Nachmittag
Am Ende bleibt die Haltekraft im Auszug aber die Haltekraft? Ich kenne ja nur so altes Zeug, von dem modernen Kram habe ich keine Ahnung. Rein physikalisch müsste es eigentlich egal sein, was bis in den Auszug passiert, oder?

Habe alten Kram mit vierzig Pfund und neuen Kram mit fünfunddreissig. Der Neue ermüdet mich aber mehr als der Alte. Das hängt damit zusammen, dass ich da mehr Arbeit reinbuttern muss (Kraft mal Weg).
Trotzdem fühlt sich der Neue bei Trainingsbeginn leichter an. Das Zuggewicht ist von vorn bis hinten gleichmässiger verteilt.
Titel: Re: unerklärlicher Zuggewichtsunterschied
Beitrag von: Ulrich am März 15, 2023, 08:40:13 Nachmittag
Was auch noch eine Rolle spielen könnte, ist der Wirkungsgrad des Bogens. Bei viel innerem Widerstand der Wurfarme muss ich unter Umständen mehr an Kraft aufwenden, um sie zu biegen, als dass ich an Haltekraft bekomme.
Titel: Re: unerklärlicher Zuggewichtsunterschied
Beitrag von: roscho am März 15, 2023, 08:51:22 Nachmittag
Auch hier: ich kann jedem den das Thema interessiert nur empfehlen die TB 107 zu lesen.