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Do it yourself => Bauanleitungen => Thema gestartet von: perkolat am Dezember 05, 2020, 07:22:32 Nachmittag
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Hallo zusammen,
ich habe schon drei oder vier Flämisch Spleiß Sehnen für meine Bögen gebaut. Bis auf eine nachträgliche Einkürzung passten die sogar leidlich, bzw. ließen sich entsprechend eindrehen. Nur würde ich gerne etwas zielgerichteter arbeiten. Konkret geht es um einen 68" Bogen, der derzeit eine Endlossehne hat. Wieviel kürzer sollte eine gespleißte Sehne gefertigt werden, damit die Länge am Bogen nachher passt, habt ihr da einen Tipp?
Besten Dank vorab!
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Als erstes würde ich mal die Sehne, mit der Du die für Dich perfekte Standhöhe hast, messen, da Du nur dann das richtige Zielmaß hast... Die Formel 68-3 ist relativ ungenau...
Liebe Grüße
Tom
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Genau... und zwar bei passender Standhöhe auf dem Bogen messen. Denn Dacron zieht sich beim abnehmen schneller zusammen, wie du deinen Bauch einziehen kannst. :Achtung:
Und wie lange du die Fäden machst, hängt immer von deiner Machart ab, das kann Dir keiner genau sagen. Ausprobieren hilft da... :unschuldig:
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Denn Dacron zieht sich beim abnehmen schneller zusammen, wie du deinen Bauch einziehen kannst. :Achtung:
Da hat der Guido sowas von recht! Ich habs nie geglaubt aber vorhin der vergleich: 2 sehnen, 1x Dacron 1x Dyn97. Beide exakt gleich lang (normal gemessen, nicht aufgespannt). Aufgespannt: Dacron Standhöhe: 21cm, Dyn97 22,5cm. :schmoll:
Hanmerm dachte immer Dacron dehnt sich halt 1x und gut... nix. Wieder was gelernt :klasse:
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Dacron B-50 ist wie ein Nylonseil und hat einen Dehnungsfaktor von über 10,5% bei 80% Belastung.
FF+ und Dynaflight 97 nur um die 3,5%.
Und die Dacron wäre dann wohl nach dem Schießen bei Standhöhe 19cm... :agree:
Deshalb empfehle ich bei Dacronsehnen zumindest immer zu Hause schon den Bogen aufspannen wenn ihr zum schießen fahrt. Dann am Einschießplatz erst mal 20-30 Schuss machen und dann erst Standhöhe nachstellen.
Aber am sinnvollsten wäre es, so einen Bogen der regelmäßig geschossen wird, gar nicht erst anzuspannen. :klasse:
Die Grundfadenlänge meiner Sehnen, die Zugabe zu der Sehnenlänge liegt bei mir bei modernen Garnen und zuggewichtsabhängig bei +52 bis +53cm. Bei Dacron nur bei +47 bis +48cm je nach Sehnenlänge.
Daran seht ihr schon wie stark sich Dacron dehnt.
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Genau... und zwar bei passender Standhöhe auf dem Bogen messen. Denn Dacron zieht sich beim abnehmen schneller zusammen, wie du deinen Bauch einziehen kannst. :Achtung:
Wenn ich die Dacron-Sehne abnehme und messe die dann z.B. 58", und meine neue Sehne aus dem gleichen Material flechte ich auch wieder auf 58" im Nicht-Aufgespannten Zustand, (reduziere noch je nach Auszugsstärke um ca. 1/2 Zoll, da sich die Dacron-Sehne insg. ja noch längt), dann müsste das doch auch passen, oder?
Nur beim Wechsel von z.B. Dacron auf FF+ funktioniert das dann natürlich nicht...
Meine Erfahrung zeigt, dass ich mich beim Bau nicht auf die Angaben des Sehnenbretts verlassen kann! Ich musste mir nach mehreren Versuchen eine individualisierte Skala anlegen... Ich mache auch nicht klassisch 2" und 3" Öhrchen, meine Öhrchen sind kleiner. Und sie Strecke, wo ich flämisch spleise, ist jeweils 15 cm. Aber das macht sicher jeder etwas anders...
Liebe Grüße
Tom
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Hättest das nicht mal eher posten können Guido... Hätte ich mir gute 2-3 nervenaufreibende Sehnenversuche sparen können :bang:
Aber ich weis: Lesen bildet :bored:
Hier trifft: Versuch macht kluch voll zu! :klasse:
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Erstmal besten Dank für die Tipps! :GoodJob: Gerade die gespleißte Sehne muss ja noch etwas stärker nachgeben bis sich die ganzen Windungen gesetzt hatten. Bei meinem letzten Bogen (Damon Howatt Hunter 62") der keine Vergleichssehne hatte, habe ich insgesamt 4" abgezogen. 4,5" wäre top gewesen. Ich messe nun erstmal die Länge der aufgespannten Sehne und schaue. Das erste Öhr kann ich ja schon beginnen.
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Ein anderer wichtiger Punkt ist die Frage: Wieviel Eindrehungen hast Du Deine Polyestersehne gegeben? Im Gegensatz zu einer Endlos-Sehne kannst Du eine flämisch gespleißte Sehne mit viel höheren Eindrehungen schießen, z. B. je nach Sehnendicke : mindestens 40 - 50 mal.
Gruß
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Ein anderer wichtiger Punkt ist die Frage: Wieviel Eindrehungen hast Du Deine Polyestersehne gegeben? Im Gegensatz zu einer Endlos-Sehne kannst Du eine flämisch gespleißte Sehne mit viel höheren Eindrehungen schießen, z. B. je nach Sehnendicke : mindestens 40 - 50 mal.
Gruß
Servus von Hermannsburg,
das klingt ja interessant...
Gibt es da eine Faustformel, z.B. 10 -12 Stränge x mal, 14-16 Stränge y mal?
Und ist das abhängig vom Material?
Liebe Grüße
Tom
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Bin zwar nicht von Hermansburg,
aber Fausformel gibt's da nicht.
Flamisch gespeist normal so weit eindrehen daß sie den flamisch Spleiß nicht aufziehen kann, das sind, auf 10cm Sehne ca. 2 Umdrehungen Minimum und kann bis 7-8 Umdrehungen oder noch mehr gehen, so lange keine Fäden rauswurschteln.
Bei stark eingedrehten Sehnen schaut der Farbwechsel zwischen den 2 Kartelen zwar viel besser aus, aber um so mehr desto langsamer wird die Sehne auch. Deshalb ist ein gutes Mittelmaß sehr wichtig.
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Bin zwar nicht von Hermansburg,
aber Fausformel gibt's da nicht.
Flamisch gespeist normal so weit eindrehen daß sie den flamisch Spleiß nicht aufziehen kann, das sind, auf 10cm Sehne ca. 2 Umdrehungen Minimum und kann bis 7-8 Umdrehungen oder noch mehr gehen, so lange keine Fäden rauswurschteln.
Bei stark eingedrehten Sehnen schaut der Farbwechsel zwischen den 2 Kartelen zwar viel besser aus, aber um so mehr desto langsamer wird die Sehne auch. Deshalb ist ein gutes Mittelmaß sehr wichtig.
Servus Guido,
Sind die 2 Umdrehungen Minimum/10 cm von Sehnenende zu Sehnenende gemessen?
Liebe Grüße
Tom
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Der Hinweis von Guido ist richtg, es gibt keine Faustformel. Es gibt vielfach eine persönliche auf das jeweilge Bogenequipment abgestimmte Meinung, die man aber nicht als Faustformel "verkaufen" sollte.
Grundsätzlich ist das Thema aber sehr viel komplexer. Zu berücksichtigen sind die Bogensystem auf denen unterschiedliche Sehnengarne - hier geht es um Polyestergarn (früher Dacron) oder HMPE Garne (landläufig unter dem Begriff fastflight geeignet). Innerhalb dieser Garnfamilien gibt es unterschiedliche Garnstärken. Zudem sind zu berücksichtigen, ob sogenannte Endlos oder flämisch gespleißte Sehnen gemeint oder erforderlich sind.
Mir sind z. B. Schützen bekannt, die auf einem olympischen Recurvebogen flämisch gespleißte Sehnen aus HMPE Garnen schießen. Eine solche Sehne ist bei diesem Bogentyp von der Effiziens gegenüber einer Endlos Sehne nachteiliger.
Deine Frage läßt sich gezielt und genauer beantworten, wenn Du erklären könntest, welches Sehne aus welchem Garn für Deinen speziellen Bogen beurteilt oder bewertet werden soll.
Gruß
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Bin zwar nicht von Hermansburg,
aber Fausformel gibt's da nicht.
Flamisch gespeist normal so weit eindrehen daß sie den flamisch Spleiß nicht aufziehen kann, das sind, auf 10cm Sehne ca. 2 Umdrehungen Minimum und kann bis 7-8 Umdrehungen oder noch mehr gehen, so lange keine Fäden rauswurschteln.
Bei stark eingedrehten Sehnen schaut der Farbwechsel zwischen den 2 Kartelen zwar viel besser aus, aber um so mehr desto langsamer wird die Sehne auch. Deshalb ist ein gutes Mittelmaß sehr wichtig.
Servus Guido,
Sind die 2 Umdrehungen Minimum/10 cm von Sehnenende zu Sehnenende gemessen?
Liebe Grüße
Tom
Tom.... auf 10cm (ein Stück der Sehne) min 2 Umdrehungen..... über die ganze Sehnenlänge sind doch dann die Umdrehungen nach dem aufspannen immer gleich? :youRock:
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Tom.... auf 10cm (ein Stück der Sehne) min 2 Umdrehungen..... über die ganze Sehnenlänge sind doch dann die Umdrehungen nach dem aufspannen immer gleich? :youRock:
Servus Guido,
ich weiß, die 10 cm sind nur näherungsweise... dennoch macht es vielleicht ein Unterschied, ob ich bei einer 60"-Sehne (= ~ 150 cm) den verspleisten Bereich (bei mir i.d.R. 2 x 15 cm) mitzähle oder nicht, da der sich ja bestimmt deutlich weniger eindrehen lässt, oder?
Wahrscheinlich bleibt's bei meinem Schießkünsten eh theoretisches Gemurmel :bow: :bang:
Liebe Grüße
Tom
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Vor drei Monaten habe ich eine 14er Dacron Endlossehne aufgezogen und den Bogen seither nicht mehr entspannt. Angefangen hat die Standhöhe mit 8 1/8 und ist jetzt bei 7 3/4. Sie sollte nun stabil bleiben, denke ich?
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Ulrich, Deine beschriebene Sehne wird nie dehnungsfrei sein. Das liegt zum einen an dem Elogation Wert von Polyester bei ca. 12%. Zum anderen an dem Festigkeitswert Deiner Sehne von ca. 215kg. Es ibt noch eine nkleinen Unterschied zwischen den Garnen B50 von Brownell und B55 von BCY. Ein weiterer Wert ist die Zugstärke Deines Bogens, der nicht bekannt ist.
Auch die Außentemperatur kann noch eine Rolle spielen.
Das bedeutet für Dich im Schießbetrieb: Du solltest oft DEine Standhöhe überprüfen.
Gruß
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Ulrich, Deine beschriebene Sehne wird nie dehnungsfrei sein. Das liegt zum einen an dem Elogation Wert von Polyester bei ca. 12%. Zum anderen an dem Festigkeitswert Deiner Sehne von ca. 215kg. Es ibt noch eine nkleinen Unterschied zwischen den Garnen B50 von Brownell und B55 von BCY. Ein weiterer Wert ist die Zugstärke Deines Bogens, der nicht bekannt ist.
Auch die Außentemperatur kann noch eine Rolle spielen.
Das bedeutet für Dich im Schießbetrieb: Du solltest oft DEine Standhöhe überprüfen.
Gruß
Ein Recurv mit 35 Pfund. Die Sehne (B50) hatte ich knapp bemessen, die Standhöhe war uneingedreht im oberen Bereich. Ich bin eigentlich ganz froh, dass sie sich, wie erwartet, dehnt.
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Ich meine natürlich die Umdrehungen in der Sehne selbst und nicht im Spleiß. 😉
Hier z. B. 8 Umdrehungen auf 10cm Sehne.
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Ich meine natürlich die Umdrehungen in der Sehne selbst und nicht im Spleiß. 😉
Hier z. B. 8 Umdrehungen auf 10cm Sehne.
Dann wäre diese Sehne schon grenzwertig weit eingedreht? Weil sie langsamer wird?
Liebe Grüße
Tom
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Onkel Tom,
keineswegs. Die Zahl der Eindrehungen hat einen geringeren Einfluß auf die Geschwindigkeit als das Sehnengewicht selbst. Und da ist eine 14 Strang Sehne B50 deutlich schwerer als eine 14 Strang Sehne HMPE FastFlight + oder z. B. BCY 8125 Formula.
Geschwindigkeitsoptimierung durch eine dünne oder schwach eingedrehte Sehne erreicht relativ schnell Grenzwerte, weil sich der Bogen u. U. nicht komfortabel (zu unruhig, zu laut etc.) schießen läßt.
Hier ist es wichtig, die Arbeitsweise einer Sehne zu kennen, zu wissen, dass im Ruhezustand die größte Kraft des Bogens auf der Sehne lastet, die Sehne bei Vollauszug von der Bogengstärke deutlich entlastet ist, und die Belastung der Sehne durch den Bogen (das Zurückschnellen der Wurfarme nach dem Lösen des Pfeiles) wieder abrupt aufgebaut wird.
Hier kommt jetzt noch die Standhöhe ins Spiel. Bei einer geringen Standhöhe bleibt der Pfeil bis zur Freigabe länger an der Sehne , da diese etwas stärker von der Standhöhe Richtung Pivot durchpendelt. Die Wurfarmspitzen schlagen stärker auf die Sehnenohren, der Bogen wird unruhig und laut. Bei einer hohen Standhöhe löst sich der Pfeil früher von der Sehne, da diese leicht hinter der Standhöhe Richtung Pivot Punkt den Pfeil freigibt. Die Sehne schwingt nicht so weit durch, der Bogen bleibt ruhiger und leiser im Abschußgeräusch.
Bei Deinem Zuggewicht von 30 lbs. sind die erklärten Zusammenhänge aber noch nicht so prägnant. Das wird ab ca. 34 lbs. aufwärts aber anders.
Gruß
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Onkel Tom,
keineswegs. Die Zahl der Eindrehungen hat einen geringeren Einfluß auf die Geschwindigkeit als das Sehnengewicht selbst. Und da ist eine 14 Strang Sehne B50 deutlich schwerer als eine 14 Strang Sehne HMPE FastFlight + oder z. B. BCY 8125 Formula.
Geschwindigkeitsoptimierung durch eine dünne oder schwach eingedrehte Sehne erreicht relativ schnell Grenzwerte, weil sich der Bogen u. U. nicht komfortabel (zu unruhig, zu laut etc.) schießen läßt.
Hier ist es wichtig, die Arbeitsweise einer Sehne zu kennen, zu wissen, dass im Ruhezustand die größte Kraft des Bogens auf der Sehne lastet, die Sehne bei Vollauszug von der Bogengstärke deutlich entlastet ist, und die Belastung der Sehne durch den Bogen (das Zurückschnellen der Wurfarme nach dem Lösen des Pfeiles) wieder abrupt aufgebaut wird.
Hier kommt jetzt noch die Standhöhe ins Spiel. Bei einer geringen Standhöhe bleibt der Pfeil bis zur Freigabe länger an der Sehne , da diese etwas stärker von der Standhöhe Richtung Pivot durchpendelt. Die Wurfarmspitzen schlagen stärker auf die Sehnenohren, der Bogen wird unruhig und laut. Bei einer hohen Standhöhe löst sich der Pfeil früher von der Sehne, da diese leicht hinter der Standhöhe Richtung Pivot Punkt den Pfeil freigibt. Die Sehne schwingt nicht so weit durch, der Bogen bleibt ruhiger und leiser im Abschußgeräusch.
Bei Deinem Zuggewicht von 30 lbs. sind die erklärten Zusammenhänge aber noch nicht so prägnant. Das wird ab ca. 34 lbs. aufwärts aber anders.
Gruß
:klasse: :youRock: Ganz tolle Erklärung!
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Puuh, ich muss gestehen eine Faustformel hätte mir ausgereicht, aber so einfach läuft es im Leben nicht.
Danke an alle für die Mühe und die vielen Erkenntnisse, die ich gelernt habe! Meine erste Sehne auf der Länge war etwas zu kurz eingedreht und freut sich demnächst an einem kürzeren Bogen. Die zweite passt jetzt mit etwas Nacharbeit. Die Nachdehnung über mehrere Tage kann ich bestätigen, auch das war für mich neu. Jetzt schießt der LB und wenn das Wetter wieder wärmer wird, sogar draußen. DANKESCHÖÖN!!!