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Kaufberatung / Testberichte => Pfeilkauf, Beratung und Testberichte => Thema gestartet von: Zunderschütze am August 13, 2025, 10:12:10 Vormittag

Titel: Review: Sphere Ghost Schäfte
Beitrag von: Zunderschütze am August 13, 2025, 10:12:10 Vormittag
Nachdem die Bogensportwelt wohl ein Problem mit kritischen Bewertungen zu ihren Eigenmarken zu haben scheint (hat diesen Text auch nach vielen Wochen nicht online gestellt), kann ich ja mal mein kleines Review zu den Schäften mit ein paar zusätzlichen Ergänzungen hier hinterlassen:

Die Werbung verspricht einen Schaft mit unerhört niedrigem GPI Wert. Und zumindest für die 6.2er Variante würde mir kein leichterer Schaft einfallen. Bei den anderen Dicken, etwa den 4.2ern sieht das übrigens wieder anders aus, dort sind die GPI Werte der Ghosts gar nicht sooo toll.
Jedenfalls habe ich erstmal die +-0.006 Variante bestellt und nachgewogen: Statt eines spezifizierten GPI von 4.7 hatten die sechs Schäfte tatsächlich einen GPI zwischen 4.1 und 4.2 (2gn Schwankungsbreite), also noch leichter als angegeben. Was nicht wirklich gut ist: Anscheinend hat man den Produktionsprozess nicht im Griff.
Damit kann man natürlich unmöglich arbeiten, also nach einem Hinweis eines Vereinskameraden die +-0.001 Variante nachbestellt. GPI von 4 Pfeilen schwankte zwischen 4.0 und 4.2. Also nicht nur ebenfalls weit entfernt von der Spezifikation, sondern jetzt auch noch mit einer Schwankungsbreite von 7gn bezogen auf die Gesamtlänge!
Beim Blankschafttest zeigte sich dann, dass die Pfeile wesentlich steifer ausfallen, als spezifiziert - das dürfte deutlich näher an einem 500er Spine liegen als an dem angegebenen 600er.
Ich kann die Geradheit nicht nachmessen, aber meine Erwartungen wären nicht allzu hoch.
Immerhin: Einen Schuss in Holz ohne Protectorringe mit schweren Nocken haben die Pfeile überlebt, was ich bei dem niedrigen Gewicht nicht erwartet hätte.

Fazit: Derartige Abweichungen kenne ich nur von Billigschäften. Markenschäfte wie von Gold Tip oder Easton liegen hier verlässlich innerhalb der Spezifikation - da kann man auch Jahre später neue Schäfte kaufen und sich sicher sein, dass diese vollkommen konsistent zu den Bestandsschäften, die evtl. schon jahrelang im Einsatz sind, bleiben.
Im besten Fall bekommt man irgendwann noch den Produktionsprozess in den Griff, dann erhält man Pfeile, die 0.5-0.7 GPI schwerer sind als die bislang gekauften - auch nicht gut.
Solange derartige Abweichungen auftreten sollte kein ernsthafter Bogenschütze so etwas in seinem Köcher haben, und das angeblich so tolle Preis-Leistungsverhältnis ist auch nicht wirklich nachvollziehbar.
Titel: Re: Review: Sphere Ghost Schäfte
Beitrag von: Long John am August 13, 2025, 10:36:58 Vormittag
Das ist interessant und gleichzeitig verstörend, wenn man sich auf die Händlerangaben nicht verlassen kann. Kann sogar kritisch werden, wenn man durch die zu leichten Schäfte die Vorgaben des Bogenherstellers zum Mindestpfeilgewicht unterschreitet.

Ein Vereinskamerad hatte mir bereits berichtet, dass die Schäfte bei ihm (waren sowohl 500 als auch 600) deutlich steifer ausfallen. Scheint also derzeit ein durchgängiges Problem bei den Ghost zu sein.
Titel: Re: Review: Sphere Ghost Schäfte
Beitrag von: puschel am August 13, 2025, 10:46:21 Vormittag
Hi,

Schwankungen sind eins - Sinnhaftigkeit ist etwas anderes ;)
Hier wird zwar wieder eine Kuh durchs Dorf getrieben und ich bin sofort aufgesprungen und habe es getestet, aber!
Aber:
Auf 50m liegen bei mir die verglichenen Easton ACE, Easton Avance, Aurel Agil und Sphere Ghost 6.2 nur 15cm auseinander. Darüber hinaus verlieren die leichten Pfeile deutlich schneller an Tempo sind für mich also mit Fokus auf DFBV Feld nicht wirklich sinnvoll. Wenn ich DSB 3D schieße (Blank bis 30m) dann mag ich ggf. einen geringen Vorteil haben, aber ich bezweifle, dass das mehr als +- 5cm ist. Da kann man sich jetzt durchaus überlegen, ob das für das eigene Ergebnis Sinn macht.
Ich würde da eher zögern, denn aus meiner Erfahrung sind leichte Pfeile zickiger, fehleranfälliger und sie belasten (wie zuvor geschrieben) auch das Material mehr.
Mit den beschriebenen Toleranzen würde ich erst recht zögern... - die hatte ich bei meinen jeweils 3 Testpfeilen 500/600/700 in 0001 Sortierung allerdings nicht.

Grüße,
Jochen
Titel: Re: Review: Sphere Ghost Schäfte
Beitrag von: Treppenwangenrollator am August 13, 2025, 04:56:07 Nachmittag
Mal abgesehen von den sonstigen Sachen, es ist halt einfach so, dass sich (bei identischem statischen Spine-.Wwert) Schäfte mit niedrigem gpi-Wert steifer verhalten als Schäfte mit Höherem.
Wie steif ein Pfeil reagiert („dynamischer Spine”) hängt von mehreren Faktoren ab. Der Wichtigste davon ist die Eigenschwingfrequenz des Pfeiles. Diese hängt nicht nur vom statischen Spine und der Länge ab, sondern auch vom Gewicht. Wird der Pfeil leichter (egal ob an der Spitze, am Nockende oder am Schaft), schwingt er schneller bzw. mit einer höheren Frequenz (und umgekehrt). Höhere Frequenz ist wiederum gleichbedeutend mit „steifer reagieren“.
Titel: Re: Review: Sphere Ghost Schäfte
Beitrag von: BSCausBKK am August 13, 2025, 05:20:37 Nachmittag
Wird der Pfeil leichter (egal ob an der Spitze, am Nockende oder am Schaft), schwingt er schneller bzw. mit einer höheren Frequenz (und umgekehrt). Höhere Frequenz ist wiederum gleichbedeutend mit „steifer reagieren“.

Irgendwo hab ich hier mal gelesen:
mehr Gewicht am Heck macht den Pfeil STEIFER

Was denn nun, schwerere Vanes / Pin-Nocken machen den Pfeil weicher oder steifer?

Vorne weniger Gewicht = steifer, das ist klar und auch leicht ausprobierbar
Titel: Re: Review: Sphere Ghost Schäfte
Beitrag von: BSCausBKK am August 13, 2025, 05:24:55 Nachmittag
Meine 4.2 er Ghost in 600+700+800 sind so schwer wie angegeben und gruppieren auch sehr gut.
Schön sind die beigefügten Spitzen, die tatsächlich jeweils nur exakt für die entsprechende Spinegruppe bündig passen.
Es gibt die Pfeile auch bei anderen Online-Händlern.
Kosten dann etwas weniger.
Und werden direkt aus dem BSW Lager geliefert...
Titel: Re: Review: Sphere Ghost Schäfte
Beitrag von: Kreta am August 14, 2025, 07:02:06 Vormittag
Gestern nachgemessen die Ghost machen mit 31 Pfund auf den Fingern 196 fps. [80grain spitze] Das ist schon mal eine Ansage. Für leichtere Zuggewichte absolut geeignet. Bezüglich Fertigungsqualität muss BSW sich allerdings noch steigern. Leichte Abweichungen beim Spine sind für mich akzeptabel.

Die sollten sich aber im Rahmen halten. Die Schäfte waren plus minus 30 im Spine. Sie gruppieren dennoch gut und lassen sich auch gut ziehen. Für das leichte Gewicht sind sie robust.

Hatte vorher die Phantom 800 5,2. Die waren mir zu dünnwandig. Also man kann sie schiessen. Sie verzeihen dir aber wirklich nichts.
Waren deswegen für uns gute Lehrer. Bin wieder bei den Ghosts und zufrieden damit. Allerdings und da geb ich dir recht: Die Konsistenz in der Herstellung sollte besser werden.

Edit: Ghost 800,  5,2 er Schaft 80 grain Spitze gesamt 215 grain 6,9 GPP

Titel: Re: Review: Sphere Ghost Schäfte
Beitrag von: puschel am August 14, 2025, 10:34:57 Vormittag
Hi,

da ich gerade am Testen (Ersatz für Agil wegen schlechter Lieferbarkeit) bin, werfe ich das hier noch in die Diskussion rein:
Vergleich Aurel Agil 500, Skylon Phoric 500 und Sphere Ghost 6.2 500
Gleiche Schaftlänge, gleiches Tophat-Insert und Spitze (zusammen 140gn), Agil und Phoric mit Björn 275 Vanes, Ghost mit Björn 200 Nano
Damit hat der Ghost 5gn weniger Gewicht am Heck.
Der Agil und der Phoric wiegen 346gn, der Ghost 309gn
Rechnerisch ergibt sich damit bei 42# otf ein Tempogewinn von 213 ft/s auf 226, aber der ist wie gesagt wohl eher theoretisch.
Auf 5m kein Unterschied, auf 18m (siehe Bild) - und ich gehe davon aus, dass die Abweichung eher an mir und meinen Fingern beim Lösen liegt.
Links oben Agil, Links unten Phoric, rechts Ghost
Auf 50m liegen auch alle in meinem Streukreis, aber bei den Entfernungen würde ich ganz klar zu ACE, Avance oder sogar Skylon Paragons tendieren, weil diese bei den Entfernungen deutlich weniger an Tempo verlieren.
Wenn der Preis ein Thema ist, dann wird der Phoric noch interessanter - 5€/Schaft in 0003 Selection (mit Pin, Insert und Nocke - wobei mir das Insert mit 12gn zu leicht und zu locker sitzt und der Pin mit 23gn sackschwer ist) aber die 0,246 Inserts und Nocken passen gut.
Titel: Re: Review: Sphere Ghost Schäfte
Beitrag von: Long John am August 14, 2025, 08:20:35 Nachmittag
Ich habe jetzt ein paar Sphere Ghost Schäfte in 0.006 zum Testen bekommen.
2 500er und 1 600er, daher sicher nicht repräsentativ:
Ein 500er hatte genau das angegebene Gewicht von 4,93 gpi, einer lag minimal drunter. Auch vom statischen Spine beide mit ca. 520 noch in der Toleranz, wobei beide kaum Spline bzw. Spinewertunterschiede beim Drehen aufweisen, für 0.006er sehr gute Werte!

Der 600er schon deutlich anders:
Mit gemessenen 4,25 gpi deutlich unter der Angabe von 4,70. Spine gemessen zwischen 610 und 630, was vom Spine und Spline her für einen solchen Schaft noch im Rahmen ist. Die Gewichtsabweichung ist aber zu krass!
Titel: Re: Review: Sphere Ghost Schäfte
Beitrag von: oldfletcher am August 14, 2025, 08:29:33 Nachmittag
Toller Stand der Dinge. Ich war schon drauf und dran mir jeweils ein Dutzend in 600 und 700 zu bestellen.....
Aufgrund Eurer Posts werde ich damit noch eine Weile abwarten.