Archers Campfire

Bogenschießen => Bögen => Thema gestartet von: Erik am Juli 01, 2025, 07:32:37 Vormittag

Titel: Guter Bogen - schlechter Bogen, was macht es aus ?
Beitrag von: Erik am Juli 01, 2025, 07:32:37 Vormittag
Guten Morgen,

ich hab schon einiges darüber nachgedacht, was einen guten Bogen ausmacht, was ein guter Bogen ist...was einen Bogen zu einem guten, zu einem passenden macht... Ist es rein, dass er zu mir passt ?
Ist es ein Standard-Bogen von der Stange, oder ein aufwändig nach exakt meinen Wünschen gefertigter und meiner Hand angepasster Custom-Bogen ?
ist es eine Frage des Preises ?
Schieße ich mit einem teuren Bogen besser als mit einem 150 Euro Einsteigermodell ?

Das frage ich mich schon länger...

Ich hab mit einem einfachen Langbogen angefangen, hab dann aber den Virus erwischt und weil ich es schon immer toll fand, etwas zu haben was sonst niemand hat bin ich recht zügig zu dem Bogenbauern gekommen.. auf dem Weg dahin hab ich Diverses probiert... von einem Black Douglas, der mir leider so gar nicht gepasst hat ( aber was war der wunderschön ) über einen Bodnik Redman, mit dem ich einfach nicht warm geworden bin zu einem noch schöneren Mind Factor Wuidara... den hab ich lang geschosen...
Dann hab ich mir bei Martin Isidor Schreiberhuber einen Astar bauen lassen, den ich ausschließlich viele Jahre geschossen habe... den hab ich aber nie wirklich leise bekommen und nach einem Leerschuss bei einem Training mit African Archer in Bayreuth hatte der Lack am oberen WA einen Riss, den ich zwar versiegelt habe, der aber die letzten Jahre trotz wenig schießen länger geworden ist...
Dann hab ich 1 - 2 Jahre gar nicht geschossen und dann kam hier im Forum eine Zuzeca zum Angebot, und ich habe zugeschlagen und obwohl ich beim ersten befummeln fand, dass der Griff ein bissl schmal für meine großen Hände ist schieße ich damit so gut wie nie zuvor ( Bogenlänge und Zuggewicht sind nahezu identisch mit dem Astar, auch die gleichen Pfeile wie an der Schnur gezogen )

Mich würde wirklich interessieren, wie das bei euch ist... ist es ein Placebo, dass der teure Bogen oder der neue Bogen besser ist/schießt als der alte ?
Schwört ihr auch Custom oder "von der Stange" ?
Was macht EUREN Bogen aus für euch ?
Titel: Re: Guter Bogen - schlechter Bogen, was macht es aus ?
Beitrag von: basti am Juli 01, 2025, 08:35:03 Vormittag
Pauschal kann das wohl nicht beantwortet werden, da es absolut vom Schützen und seinen persönlichen Präferenzen abhängig ist.
Man könnte auch fragen „Welcher ist der beste Wanderschuh?“ usw.
Alles Ansichtssache.

Es wird sicher Schützen geben, die einen passenden „Stangen-Bogen“ finden und damit absolut zufrieden und glücklich sind.

Spätestens wenn man aber mehrere Kriterien erfüllt haben will, wird man da evtl. schnell an die Grenzen stoßen.
Anpassungen an solchen Bögen sind ggf. nur schwer oder gar nicht möglich.
Wegschleifen geht immer, dazuschleifen nicht  ;)

Dann bist du im Jagdrevier der Bogenbauer gelandet.
Auch wenn diese idR ihre Standard-Modelle haben, ist da viel möglich. Wird ja vorab besprochen und dann entsprechend erst gebaut / umgesetzt.

Sicher ist alles auch eine Frage des Geldes.
(Wer ist bereit wie viel auszugeben)

Selber schieße ich auch einen extra für mich gebauten Bogen.
Holz- und Farbauswahl, Griffanpassung usw.
Hab dadurch auch ein relativ schweres Mittelstück erhalten, was Ruhe in den Schuss rein bringt.
Es fühlt sich gut an und es mach einfach nur Spaß.

Vor allem die Griffanpassung finde ich hier wichtig. Da hat mir (bei den Traditionellen) nie einer so wirklich getaugt bzw. ich hatte noch keinen in der Hand, der passte wie ein Handschuh.
Da würden z.B. Metallmittelteile mit der Möglichkeit den Griff wechseln zu könne mehr Spielraum bieten. Aber da sind wir dann wieder bei der Ansichtssache…
Metallmittelteil + ILF, Drei-Teiler, Einteiler, Langbogen…
Titel: Re: Guter Bogen - schlechter Bogen, was macht es aus ?
Beitrag von: lakeshooter am Juli 01, 2025, 08:43:27 Vormittag
Ich bin kein guter Bogenschütze, und werde auch egal mit welchem Equipment bei Turnieren nie vorne Mitschießen können, und auch der teuerste Bogen wird daran nichts ändern. Das ist mir absolut bewusst. Und dennoch gebe ich viel Geld für Bögen aus, weil ich immer wieder diesen "Wow"-Effekt suche, den ein für mich passender (guter) Bogen mit sich bringen kann, auch wenn ich damit keine Siegertreppchen erklimmen kann. Das Gelumpe steht hinter dem Bogen, und das ist mir bewusst, dass ein Bogen allein da keine Wunder vollbringen kann.

Der Preis eines Bogens ist da denke ich nicht der entscheidende Punkt, ob ein Bogen gut oder schlecht ist.
Ob gut oder schlecht, ist für mich eher ein persönliches Empfinden, wenn man einen Bogen in die Hand nimmt und seine Pfeile fliegen lässt.

Da bei mir aber z.B. die Optik eine doch recht große Rolle spielt, ob ich einen Bogen gerne oder weniger gerne in die Hand nehme, bin ich für mich persönlich recht schnell im Custombereich, da dort noch schöne Echthölzer verwendet werden, etwas, was ich einfach liebe.

Wobei selbst das Kriterium Echtholz kein Must-Have-Kriterium ist, um für mich ein toller Bogen zu sein.
Einer meiner Lieblingsbögen ist mein BobLee HardCore CobraCurve SL, also ein Bogen mit schwarzem Mycarta-Griffstück mit aufgesetzten knallgrünen Holzfurnieren an der Seite und Carbon-Wurfarm-Optik. Kein Echtholz, aber einfach für mein persönliches Auge stimmig im Gesamtbild und als ich ihn das erste Mal sah, war gleich das "Den-Muss-Ich-Haben"-Effekt da und er ist auch einfach toll zu schießen, wie sich dann nach der Lieferung feststellte.

Die Gewichtsverteilung im Bogen ist durch das Stabilock-System anders als bei meinen anderen Bögen und der Bogen ist schön leise, angenehm im Auszug und für mich super angenehm und stressfrei zu schießen (nicht umsonst habe ich bei BobLee derzeit noch einen "identischen" Bogen mit Bubinga-Griffstück (TRB-konform) in der Mache).

Ein krasses Gegenstück dazu ist hingegen z.B. mein 58" A&H Spitfire. Der Bogen ist aus (teils stabilisiertem) Echtholz, schießt sich komplett unterschiedlich zum Bob Lee, aber dennoch ist es für mich einer "meiner" Bögen. Der Bogen ist trotz seiner Länge unkompliziert für mich zu schießen und besonders mit schwereren Pfeilen dank der ACS-Wurfarme einfach nur geil.

Wieder ganz anders hierzu ist der Stalker Vortex mit seinen 64" und den Hybrid-Wurfarmen.
Für mich eine Augenweide mit Tiger-Myrtle und Claro Walnut, Mosaik-Streifen hier und da, gesplicten Wurfarmen und einem Griff, der für meine Hand einfach perfekt ist. Die Bogenform ist für mich optisch extrem stimmig.

Welcher der drei der beste Bogen ist? Keine Ahnung und mir auch ziemlich wurscht, es sind alle drei einfach "meine" Bögen.

Wie man sieht, für mich ist ein guter oder schlechter Bogen nicht klar zu definieren, ob Langbogen, Hybrid, Recurve oder was immer. Es muss einfach dieses "Bling" machen, wenn man den Bogen in die Hand nimmt. Ich muss einfach die Seele eines Bogens beim Pfeile-Fliegenlassen spüren, und das habe ich schon bei 250€ Bögen gehabt, als auch bei 2000€ Bögen vermisst.

Für mich persönlich ist zum Beispiel auch ILF keine Option derzeit, da ein ILF-Bogen bei mir diese Seele niemals hatte, bei meinen Versuchen mit ILF und ich kann nicht mal genau sagen, woran das liegt. Vielleicht daran, weil der Bogen keine "Einheit" ist und schon von Grund auf aus verschiedenen, austauschbaren Teilen besteht. Die Flexibilität ist sicherlich super, aber für mich einfach ein No-Go-Kriterium bisher. ILF ist für mich einfach ein System, aber eben keine Einheit, mit all seinen Vor- und Nachteilen. Die einen werden es lieben, für mich geht es derzeit gar nicht. Aber dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass es vielleicht irgendwann beim Rumprobieren doch "Bling" macht (der Black Wolf ist da bisher als ILF-Bogen am nächsten dran gekommen).

Und genau das ist es, was ich denke, was einen Bogen zu "meinem" Bogen macht. Diese Übereinstimmung der Erwartungen an einen Bogen und was dieser Bogen einem liefert, und diese Erwartungshaltung an einen guten Bogen ist mindestens genauso unterschiedlich wie die verschiedenen Erwartungshaltungen, die jemand ggf. an das Bogenschießen an sich hat. Siegertreppchen, ständige Verbesserung, stressfrei im Wald unterwegs sein, einfach nur Spaß am Pfeilfliegenlassen haben, ...

Genauso wie jeder hier "seine" Definition der Zielsetzung beim Bogenschießen hat, wird auch jeder seine eigene Definition von guten Bogen haben.
Was beim einen funktioniert, muss beim anderen noch lange nicht passen. Deswegen finde ich es auch schwer Empfehlungen zu Bögen abzugeben, sondern rate eher auf Messen oder zu Händler zu gehen und auszuprobieren. Das ist mMn deutlich zielführender eine "guten" Bogen für sich zu finden, als die beste gutgemeinte Empfehlung. Der Spruch, der Bogen findet seinen Schützen, kommt mMn nicht von ungefähr.
Titel: Re: Guter Bogen - schlechter Bogen, was macht es aus ?
Beitrag von: Stringwistler am Juli 01, 2025, 09:07:15 Vormittag
Nur so viel dazu...

nicht du findest DEINEN Bogen....

Sondern DEIN BOGEN findet Dich...  :klasse:

Und da ist eindeutig mehr Wow Effekt wie Du Dir erträumen kannst.

So einen Bogen hab ich nur 1x im Leben besessen
und das war mein 60" Border Viper Swift TD vor gut 35 Jahren. 😊👌
Ich hab damals nicht vorbeischießen können damit...
Das war echt unglaublich.

Allerdings hab ich damals auch schon mit anderen Bögen recht gut geschossen und es ab und zu auch aufs Treppchen geschafft.😉
Titel: Re: Guter Bogen - schlechter Bogen, was macht es aus ?
Beitrag von: WernerF am Juli 01, 2025, 10:45:06 Vormittag
Schlechte Bögen entgehen meiner Wahrnehmung.
Gute Bögen werden dann für mich interessant wenn ich mir damit eine Erlebnis-Steigerung erwarte.

Gefällige Optik ja, aber die innewohnende Kraftverteilungskurve ist für mich das wahre Schöne.
In etwa weiß ich wie gut ein Schuß war bereits im Moment wo der Pfeil die Sehne verlassen hat.
Diese mögliche Sensibilität zeichnet einen FÜR MICH GUTEN Bogen aus.
Daher kann ich Bautypen mischen wenn sie nur meine aktuelle  zum Job notwendige und aufbringbare Zugkraft haben und das gewünschte Pfeilgewicht zulassen.
Rest ist Tuning.

Wenn ein Bogen auf Anhieb passt - muß das nicht so bleiben.
Die meisten musste ich mir dennoch erarbeiten, also war da beim Willhaben-Gefühl viel voodoo dabei,
Unsicherheiten. Unrationalität.

Dadurch hat sich bei mir aber im Lauf der Jahre herauskristallisiert daß sich das schönste physische, haptische Gefühl mit spartanischem Gerät einstellt. Je leichter die Bogenmasse desto mehr bleibt dieser Drive erhalten wenn sich alles entlädt.
Beispiel dafür ist meine Liebe zum Bear Kodiak 59, zu HillStyle.

Diese Bögen würden die meisten Einsteiger nicht wirklich als “Gut” bezeichnen da sie diese Geräte noch nicht als ihren Level unterstützend empfänden.

Als gut würde ich auch Einsteigerbögen in der richtigen Hand beurteilen, hat sich gerade in Abensberg gezeigt, der Erste in der Schnautze, der Zweite sitzt fast… und gerade allemal. Am Wurfarm steht was mit 24/26…zieh halt weiter aus.
Titel: Re: Guter Bogen - schlechter Bogen, was macht es aus ?
Beitrag von: Long John am Juli 01, 2025, 11:08:03 Vormittag
Bei der Frage muss man schon differenzieren zwischen "gutem" und "passendem" Bogen.
Es gibt sehr viele gute Bögen, aber wahrscheinlich nur wenige, die für den jeweiligen Schützen ideal passen.

Was macht einen guten Bogen aus?
In meinen Augen:
- Stabilität
- Langlebigkeit
- Effizienz
- Schussruhe
Die beiden letztgenannten Eigenschaften auch nur in Relation zu anderen Bögen gleicher Bauart.
Für viele kommt auch noch die Optik hinzu, die sagt aber nichts über die Qualität aus. Mit der Optik sind wir schon wieder bei "passenden" Bögen, denn Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Alles andere sind persönliche Präferenzen. Und ein Glück ist die Auswahl an guten Bogenbauern und Bögen bei uns so groß, dass hoffentlich jeder Topf seinen passenden Deckel findet.
Titel: Re: Guter Bogen - schlechter Bogen, was macht es aus ?
Beitrag von: Waldgeist am Juli 01, 2025, 11:50:18 Vormittag
Auch ich werde die Bogen von der Stange nicht Schlechtreden; dafür kenne ich die wenigsten bzw. habe sie jemals ausprobiert.
ABER:
Auch ich habe mir vor Jahren den "Luxus" gegönnt, mir drei Bogen vom Raul bauen lassen, die physikalisch-technisch, von den Abmessungen bis zur Wahl der Hölzer von mir ausgewählt und auf mich abgestimmt hergestellt worden sind. Auch die vereinbarten Preise sind mehr als angemessen! Handwerkskunst ist ein Wert ansich und hoch einzuschätzen ...
Aufgrund meiner persönlichen Erfahrung und Überzeugung habe ich - und ich tu es auch weiterhin - habe ich besagtem Bogenbauer noch so manche(n) Bogenschützinin(en) anempfohlen und ausschließlich positive Rückmeldungen erhalten.
Mein Fazit:
Der individuell angefertigte und angepasste Bogen ist dem Bogen von der Stange vorzuziehen.
Titel: Re: Guter Bogen - schlechter Bogen, was macht es aus ?
Beitrag von: Gartenpinguin am Juli 01, 2025, 03:21:39 Nachmittag
Die Suche nach dem richtigen Bogen ist wie die Büchse der Pandora zu öffnen.

Je mehr Erfahrung man hat und je mehr man ausprobiert hat, desto eher merkt man, dass es eine unendliche Suche sein kann.
In meinen knapp 13 Jahren beim Bogenschießen habe ich bisher 12 Bögen besessen und vermutlich mehr als 200 Verschiedene geschossen.
Auszuloten was einen "guten" Bogen ausmacht ist da gar nicht so einfach.

Tendenziell habe ich aber folgendes für mich festgestellt:

1. Der teuerste und wertvollste Bogen schießt sich in meiner Hand am schlechtesten. Das liegt u. a. daran, dass ich den nicht kaputt machen möchte und nicht wie einen Bogen, sondern wie ein Kunstwerk behandel. Dazu kommt die Erwartungshaltung, dass der teure Bogen ja auch "besser sein muss". Das ist nur eine Umschreibung für: "Ich erwarte, dass die 2000€ die ich investiert habe, meine Lösefehler korrigieren".

2. Der Bogen muss wie Liebe auf den ersten Blick sein. Einmal gesehen und in der Hand gehalten muss schon der "WOW"-Effekt eintreten und nach dem ersten Schuss muss das Herz sagen, dass das der richtige Bogen ist. Meistens finde ich sogar, dass der schlichte und unauffällige Bogen in meiner Hand das bessere Werkzeug ist. So kann ich mich rein auf das Schießen konzentrieren und nicht auf die wunderschöne Maserung im Griffstück.

3. Unterschätze niemals den Einsteigerbogen für 80€. Ein alter Vereinskollege hat mit einem Ragim Matrix Turnier für Turnier gewonnen. Wenn der Bogen passt, dann passt er halt. Und man kann sich darauf einstellen. Manchmal sind es auch nur Nuancen am Bogen, die man gar nicht bewusst begreift, die große Unterschiede machen können. Das Training und der Schütze sind viel wichtiger als die Art oder Wertigkeit des Bogens.

4. Lieber zu schwach als zu stark. Ein zu starker Bogen wird zur Gedultsprobe werden, wenn man den nicht beherrschen kann. Viele streben immer nach oben, weil mehr Zugkraft sowas wie "Fortschritt" bedeutet. Wenn dann aber mal eine Pause dazwischenkommt, kann es sein, dass man nie wieder zu diesem Bogen greift, weil man die Muskeln dafür nicht mehr hat. Leichtere Bögen unterstützen eine bessere Körperhaltung und sauberes Lösen. Der bessere Bogen ist der leichtere.

5. Auf die Größe kommt es nicht an. Weder für die Handhabung, noch die Pfeilgeschwindigkeit. Freilich ist ein 60 Zoll Bogen im Feld weniger hinderlich, aber mein 70 Zoll langer Hybrid hat mir da noch nie Probleme bereitet. Egal ob stehend, liegend, knieend oder aus der Bewegung heraus. Und dann schießt der 30lbs 64" Bogen auch nicht schneller als der baugleiche 30lbs Bogen mit 68 Zoll. Da hilft nur ausprobieren und kennenlernen und vergleichen und messen.

6. Handschock. Den Handschock sehe ich zweigeteilt: Einmal als Systemeigenschaft der Bogen-Pfeil-Technik-Kombination, die durch ein Lösen als Vibration spürbar wird und als subjektive Wahrnehmung: Sobald der Schock kommt und der Bogen vibriert, nimmt die Hand diese Vibration auf und man spürt sie. Je nach Physiologie, also je nachdem wie der Mensch gebaut ist, mit Muskeln, Fett, Masse und Form, nimmt man diese Vibration unterschiedlich auf und wahr. Und das ist dazu auch noch abhängig davon, wie man den Bogen hält oder greift.
So gibt es den Erzeuger und den Absorber des Handschocks. Harmonieren beide, so fühlt sich der Bogen ruhig an. Ich habe da bisher keine Regel oder Formel für gefunden. Auch hier hat bei mir nur ausprobieren geholfen.

7. Material und Verarbeitung. Ich wollte den Punkt erst weglassen weil ich den trivial finde, aber im Nachhinein ist er doch sinnig. Ein guter Bogen ist auch gut verarbeitet: abgerundete Kanten, Tips die die Sehne nicht aufrubbeln, bei mehrschichtigen Bögen saubere Verklebung ohne Einschlüsse. Der Bogen sollte ein Lebenlang halten. Ein schlechter Bogen kann hier auch mal einen Fertigungsfehler haben. Ein "schlechter" (besser "unpassender") Bogen kann auch der traditionelle Langbogen mit einem schicken Nussbaumgriffstück sein, wenn der Schütze allergisch auf Nusshölzer reagiert.

8. Anwendung. Für mich der wichtigste Punkt. Ein Bogen kann gut in mehreren Punkten, aber in der Anwendung schlecht sein. Bei Flight- oder Speedturnieren (also maximale Pfeilflugdistanz oder maximale Pfeilgeschwindigkeit) gibt es auch mal Bögen, die nur für einen einzigen Schuss gebaut werden und bei diesem Schuss sogar kaputt gehen. Derartige Bögen sind "gut" für ihre Anwendung, aber "schlecht" für den klassischen Scheibenschützen. So würde man auch nicht beim berittenen Bogenschießen mit einem guten Compoundbogen antreten. Und obgleich der Kinderbogen mit 15lbs vielleicht der beste Bogen ist, den ich jemals gesehen und geschossen habe, so würde ich damit auch nicht ein Wildschwein erlegen wollen. An dem Punkt der Anwendung verwischen sich die Attribute von "gut" und "schlecht" und sortieren sich regelrecht neu.


Fazit
Schießt so viele Bögen wie möglich. Fühlt die Griffstücke, spürt die Spannungskurve beim Ausziehen, spürt das Lösen und den Schock. Lernt das mit verschiedenen Pfeilen und Pfeilgewichten kennen. Geht auf eine Messe und grabbelt alle Bögen an, die ihr sehen könnt.

Es gibt objektive Kriteren die einen Bogen "besser" oder "schlechter" machen (Verarbeitung, Langlebigkeit).
Und es gibt Eigenschaften, die subjektiv wahrgenommen "gut" oder "schlecht" sein können, aber nur vom Schützen und der Anwendung abhängig sind.
Und diese subjektiven Punkte überwiegen bei der Auswahl oder beim Einordnen, ob ein Bogen nun für einen selbst "gut" oder "schlecht" ist.

Erfahrung macht einen guten Bogen und Ausprobieren entdeckt einen guten Bogen.
Titel: Re: Guter Bogen - schlechter Bogen, was macht es aus ?
Beitrag von: carpe noctem am Juli 01, 2025, 06:09:51 Nachmittag
Als ich das erste Mal von einem Bogen von der Stange, damals Samick Devastator, auf einen Manufaktur Bogen von Rudi Weik Cobra umgestiegen bin habe ich das Grinsen nicht mein weg bekommen. Gleiche Werte bei den Bögen aber auf 45m beim ersten Mal locker 50 cm zu Hoch geschossen weil der Bogen so viel besser geworfen hat. Der Samick hat geknallt bei jedem Schuss und war kaum mit Silencern still zu bekommen, die Cobra war im Vergleich flüsterleise.


Meiner Meinung liegt es nicht nur am Preis sondern eher an dem Handwerker der den Bogen baut. Egal ob günstig aus China oder teuer aus dem Rest der Welt.
Welches ein guter Bogen ist muss jeder für sich selbst entscheiden, da jeder andere Maßstäbe anlegt oder eine andere Disziplin schießt.
Ein ELB ist anders gut als ein technischer Barebow oder ein Compound.




Titel: Re: Guter Bogen - schlechter Bogen, was macht es aus ?
Beitrag von: Landbub am Juli 01, 2025, 06:22:49 Nachmittag
Ich muss einfach die Seele eines Bogens beim Pfeile-Fliegenlassen spüren,

Ich stelle mir gerade vor, wie ein Bogenhändler versucht, diesen Wunsch zu bedienen.

Einen guten Bogen kann man einfach anhand seiner mechanischen Eigenschaften definieren. Der Griff ist aber immer individuell auf den Schützen angepasst.
Ein Klicker Schütze hat auch andere Anforderungen z.B. an die Auszugskurve als ein Blankbogenschütze. Den allgemein besten Bogen gibts also nicht.